Nach drei Jahren pandemiebedingter Pause konnte die Messe Job-Days endlich wieder in der Stadthalle veranstaltet werden: Mehr als 85 regionale Unternehmen stellten bei der zweitägigen Berufe-Messe über 100 Ausbildungsberufe und schulische Bildungsmöglichkeiten vor. Wie wichtig das Angebot ist, zeigen die Statistiken: Immer mehr Betriebe suchen Fachkräfte und bieten daher engagierten Auszubildenden eine große Vielfalt unterschiedlicher Berufsbilder zur Auswahl. Schüler aus der ganzen Region nutzten bei der Messe die Möglichkeit, sich über die verschiedenen Berufsbilder zu informieren – und das nach digitalen Veranstaltungen im Vorjahr dieses Mal in Präsenz.

Im breit gefächerten Angebot den Überblick zu behalten, war für die künftigen Schulabgänger nicht einfach. Um ihnen den Zugang zu erleichtern, hatten Schüler des Berufskollegs (BK1) der Robert-Gerwig-Schule einen Berufserkundungsbogen mit Fragen wie „Was muss ich besonders gut können?“, „Mit welchem Material arbeite ich?“ oder Fragen nach Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten und Weiterbildung zusammengestellt. „Die Entscheidung trifft man nicht so schnell“, sagte auch Bürgermeisterin Ute Seifried, die gemeinsam mit Landrat Zeno Danner und Mathias Auch, Leiter der Arbeitsagentur Konstanz-Ravensburg, die Job-Days eröffnete, zur Qual der Berufswahl für Schulabgänger. Zudem gebe es im Landkreis 324 anerkannte Ausbildungsberufe, verdeutlichte Seifried. Die Berufswahl nach dem Schulabschluss sei für junge Menschen eine schwierige Phase, zeigte auch Landrat Danner Verständnis.

Der 16-jährige Titus beispielsweise geht auf die Realschule in Engen und ist noch unschlüssig, was genau er später beruflich machen will – aber etwas Technisches sollte es schon sein. „Hier gibt es aber so viele neue Berufe, die man gar nicht kennt“, sagte er verunsichert. Firmen wie die Thüga Energie, Maggi und Lebensmittelkonzerne bis zur Pharmaindustrie Takeda boten ein großes Spektrum an Berufsfeldern. Auch Institutionen wie das Finanzamt, die Arbeitsagentur, der Zoll und die Bundeswehr oder die Verwaltungen von Landkreis und Stadt Singen stellten ihre Ausbildungsbereiche vor. Die Deutsche Bahn hatte sich etwas besonderes einfallen lassen: An ihrem Stand konnte sogar praxisnah über ein Schaltpult ein Zug auf einer Leinwand gesteuert werden.

Auszubildende werden in allen Berufen gesucht. Freie Plätze gibt es auch bei der Firma Fondium. „Wenn man richtig Gas gibt, kann man eine Ausbildung als Elektroniker, Industrie- oder Entspannungsmechaniker von dreieinhalb auf drei Jahre verkürzen“, erklärte Auszubildender Cedric Hubenschmid. Auch Maximilian Wittenburg wollte einen technischen Beruf und macht im zweiten Lehrjahr eine Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmittel bei der Maggi. „Ich habe über einen Aushilfsjob mal reingeschnuppert, und weiß heute, dass es die richtige Entscheidung war.“ Klassenlehrer Robin Iron war mit der neunten Klasse des Technischen Gymnasiums (TG) zur Messe gekommen, um sich über Praktika-Stellen zu informieren. „Das Angebot ist groß, hier muss man die Augen offenhalten. Es gibt viele Wege, um den richtigen Beruf zu finden“, sagt Iron.

„Im Handwerk gibt es immer Arbeit“, bekräftigte Karl Denzel, Obermeister der Fleischerinnung Schwarzwald-Bodensee. Man spreche im Handwerk auch nicht von Job, sondern von Beruf. Es gebe 130 verschiedene Handwerksberufe, die Bandbreite reiche vom Bereich Lebensmittel bis hin zu Energiewende-Berufen. Auch Denzel stellte fest, dass den meisten Schulabgängern die Vielfalt der Berufe gar nicht bewusst ist. Das zählt ebenso für Berufsbilder beim Zoll und bei der Bundeswehr, bei der Agentur für Arbeit und der Stadt und auch fürs Finanzamt. „Wir sind ein toller Arbeitgeber, bei uns kann man eine Ausbildung machen und auch ein duales Studium“, warb Celine Markwart, Auszubildende im ersten Lehrjahr. Elf Auszubildende werden im September eine Lehre beim Finanzamt beginnen, sagt sie.