Kunstgenuss bis in die Nacht hinein: Unter diesem Motto machten sich am Samstag zahlreiche Kunstinteressierte auf den Weg in die 21. Museumsnacht Hegau-Schaffhausen. Allein in der Singener Innenstadt war in Museen, Kirchen und weiteren Veranstaltungsräumen Kunst und Kultur an 19 Stationen geboten, dazu unter freiem Himmel auf vier Rädern. Auch wenn schon zur Eröffnung ein frostiger Wind keine guten Wetteraussichten ankündigte, fuhren die letzten Oldtimer mit offenem Verdeck auf dem Rathausplatz ein.


„Wo geht man hin?“, ist die Frage
Wo geht man hin? war für viele die Frage. Immer wieder waren Besucher beim Durchblättern des Programms zu sehen. Isolde Grathwohl meinte: „Alles schafft man ja sowieso nicht, wir nehmen das mit, was uns gefällt und auf dem Weg liegt.“ Während auf dem Rathausplatz die Gewinner der Verlosung einer Oldtimer-Rundfahrt durch die Innenstadt in den betagten Gefährten an den Start gingen, wurden die Besucher im Foyer des Hegau-Museums mit einer Fotoausstellung des Fotoclub- Hegau empfangen. In den Ausstellungsräumen angekommen, ging es dann mit Taschenlampe durch die abgedunkelten Räume, um die Ausstellungsstücke im Schein der Lampe zu betrachten. Mitmachen hieß es beim Filzen von Wolle, um mit steinzeitlichen Werkzeug ein Loch in einen Stein zu bohren, erforderte Kraft und Ausdauer.

Komplexes Netzwerk vor der Lutherkirche
Im Kunstmuseum konnte das Auge schweifen, zu Führungen durch die Fotoausstellung von Toni Schneiders stieß auch die Präsentation des Fotowettbewerbs zum Thema Schwarz-Weiß-Fotografie auf großes Interesse. Mit der Aufstellung eines komplexen Netzwerks aus tausenden Verbindungsknoten vor der Lutherkirche, das der Künstler Reinhard Böhme in einer Kunstaktion im Jahr 2017 mit Flüchtlinge und interessierten Bürgern und Bürgerinnen entwickelte. Als grenzenloser Denk-Raum kann das dichte Gewirr auch für die aktuelle Flüchtlingssituation stehen.

Werke der Singener Maler scheinen zu leuchten
Zurück in Richtung Rathaus bot die Peter und Paul Kirche mit Orgelkonzerten zu musikalischem Genuss auch einen Ruhepol auf der Kunsttour. Auch wenn bei Einbruch der Dämmerung graue Wolken über den Himmel zogen, fanden sich zahlreiche Besucher im Stadtgarten ein. Dort boten die Werke der Singener Maler ein faszinierendes Bild – von Scheinwerfern angestrahlt schienen sie zu leuchten und wirkten bei Dunkelheit wie ein geheimnisvolles Gesamtkunstwerk.


Design-Schülerinnen zeigen extravagante Modeentwürfe
Vor den Stufen zum Eingangsbereich der Stadthalle sammelte sich eine Menschenmenge, die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs für Mode und Design des BSZ Radolfzell wurden schon erwartet. In ihrer Modenschau präsentierten sie kreative und extravagante Modeentwürfe zu sozialkritischen Themen wie die Macht des Geldes, Konsum und Verschwendung wie auch Klimawandel und Tierschutz. Die beeindruckende Schau bot etwas fürs Auge und regte zum Nachdenken an. Auch als die ersten Tropfen fielen, ging es für viele weiter zum alten Stadtpark, wo der Medienkünstler Markus Brenner mit einer Videoinstallation eine zauberhafte Welt eröffnete. Vorbei an farbig beleuchteten Bäumen und Sträuchern erhob sich aus der Dunkelheit eine große Leinwand, aus der leuchtende Schmetterlinge in den Himmel zu flattern schienen.