Fasten ist nicht jedermanns Sache. Denn wer sich selbst eine Diät verordnet und auf Speisen, Getränke und Genussmittel verzichtet, verbringt von Aschermittwoch bis zum Ostersonntag nicht gerade eine unbeschwerte Zeit. Für Carmen Haberland und Manfred Fischer sind die Fastenwochen eher eine Bereicherung als ein Verzicht, wie sie erklären. Mit dem Fastenkalender unter dem Motto „Leuchten! 7 Wochen ohne Verzagtheit“ als Begleiter, sind diese Wochen für sie eine Zeit der Besinnung und bewussten Gestaltung.
Carmen Haberland ist im Ältestenrat der Bonhoeffer-Gemeinde engagiert, Manfred Fischer ist Dekanatsreferent des Dekanats Hegau. Fastenkalender sind als Begleiter in den sieben Wochen von Aschermittwoch bis Ostern gedacht, um die Fastenzeit für sich zu nutzen und sich auf das Osterfest vorzubereiten. Je nach Herausgeber stehen die Fastenkalender unter einem speziellen Thema. Das diesjährige Motto des Kalenders der evangelischen Kirche lautet „Leuchten! 7 Wochen ohne Verzagtheit“, die katholischen Diözesen gaben mit „7 Wochen gut gewürzt“ einen Gemeinschaftskalender heraus.
Eine Zeit unter besonderen Vorzeichen
„Dabei gibt es derzeit genug Gründe, zu verzagen“, nennt Carmen Haberland den Ukrainekrieg, die Krisen, die ihm folgten, und all die alltäglichen Herausforderungen. Tun könne der Einzelne nichts dagegen, wer aber verzagt, falle in ein immer tieferes Loch. „Aber im Austausch können wir uns gegenseitig stützen und manchmal kommen auch Lösungsideen, zumindest für die Widrigkeiten im Alltag“, macht Carmen Haberland Mut.
Im Kalender steht jede Woche unter einem Thema, das mit Bildern und einem passenden Bibelspruch zum Nachdenken anregt. Dabei geht es um Ängste oder das, was uns trägt. Haberland zitiert den Spruch aus dem Johannes-Evangelium 14/19 für die letzte Woche vor Ostern, er lautet: „Christus spricht: „Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ Ostern heiße, vom Dunkel ins Licht gehen.
Fasten nicht als Verzicht begreifen
Sonntags gibt es im Fastenkalender zusätzlich eine Frage, aber Carmen Haberland sagt ganz offen: „Was mich nicht anspricht, lasse ich ausfallen.“ Über die Frage, wem man vollends vertraue, möge sie gar nicht nachdenken. Aber es gebe auch Fragen, die sie dankbar machen und über die sie lange reflektieren könne. Das heiße nicht, dass sie jeden Tag meditieren müsse, betont sie. Der Fastenkalender mache ihr keinen Aufwand und auch keinen Stress, Carmen Haberland sagt: „Für mich ist Fasten das Gegenteil von Verzicht.“
Im Spirituellen die Inspiration finden
Das sieht auch Manfred Fischer so. Für ihn ist es eine Zeit der ganzheitlichen Inspiration auch im Spirituellen. Er sagt: „Fasten bedeutet für mich Aufmerksamkeit und die Sensibilisierung für die Gegenwart Gottes in meinem Leben.“ Dabei beziehe er die Aufmerksamkeit auf das eigene Sein mit ein, schaue ehrlich hin und möchte auch seiner eigenen Begrenztheit nachspüren. Es gehe ihm aber auch um den Blick und die Tat für andere Menschen und für die Gesellschaft: „Wo kann ich meine Kraft investieren, das Sein anderer Menschen neu wahrnehmen und mich einbringen?“, bezeichnet Fischer die Fastenzeit als Spurensuche.
Zum Thema Verzagtheit begleitet ihn zusätzlich der Fastenkalender „7 Wochen gut gewürzt“, der sich auf die Kommunikation in der Partnerschaft bezieht. Danach sollen sich Paare bewusst Zeit nehmen für das Miteinander und Füreinander. „Es geht um die Qualität der Zeit, nicht um gemeinsam Probleme zu lösen oder das, was das praktische Leben betrifft“, erläutert Fischer.
Es gehe darum, in eine wertschätzende Kommunikation zu kommen. Man könne auch spezielle Momente schaffen, gemeinsam etwas unternehmen und sich gegenseitig überraschen. Auch sei es gut, von außen Impulse zu bekommen. Selbst wenn er viel unterwegs ist, mache er seiner Frau Brigitte ganz spontan den Vorschlag, sich zu treffen und irgendwo einzukehren.