Nun ist die Übergabe geschafft: nach 26 Jahren im Vorstand des Hospizvereins Singen und Hegau hat Irmgard Schellhammer das Amt der Vorsitzenden an Gabi Eckert übergeben. Auch der zweite Vorsitzende Martin Werner kandidierte nicht noch einmal. Seine Nachfolgerin ist Kay Reed. Damit ist der seit längerem angedachte Wechsel gelungen.
Von Anfang an dabei gewesen
Die Verabschiedung von Irmgard Schellhammer und Martin Werner stand im Vordergrund der Hauptversammlung des Hospizvereins. Irmgard Schellhammer ist beim Hospizverein von Anfang an dabei. Sie gehörte zu den 87 Gründungsmitgliedern, die den Verein am 25. Mai 1994 auf den Weg brachten.
Schon damals existierte der Wunsch nach einem stationären Hospiz. „Hospizarbeit gelingt nur im Miteinander“ war immer das Credo von Irmgard Schellhammer. Seit 1996 war sie im Vorstand, zunächst als Kassiererin, dann als zweite Vorsitzende und seit 2008 als erste Vorsitzende, blickte Martin Werner zurück.
Sterben gehört zum Leben
Als die Einrichtung eines Hospizes ab 2012 konkreter wurde, sei klar gewesen, dass der Verein nicht Träger sein könne. Daneben ging es um die Standortfrage. Die Einrichtung sollte zentral sein, mitten im Leben, damit klar wird, dass Sterben zum Leben dazu gehört.
Dass der Gemeinderat das Wetzstein-Areal für das Hospiz zur Verfügung stellte, war ein Glücksfall und für Irmgard Schellhammer weiterer Ansporn, sich in Gremien einzubringen. „Sie hat einen Full-Time-Job im Ehrenamt geleistet“, sagte Werner.

Erst 2018 hätte der Verein eine Hilfe für die Büroarbeit angestellt. Die Vorstandsmitglieder würdigten das starke, langjährige Engagement mit einer Charakterisierung ihrer Fähigkeiten wie Leidenschaft, Mut, Miteinander, Menschlichkeit, Elan und Hartnäckigkeit.
Verein verzeichnet immer mehr Mitglieder
Irmgard Schellhammer, die sichtlich gerührt war von all dem Lob, blickte noch ein letztes Mal auf die Mitgliederzahlen. „Wir haben heute 826 Mitglieder. Allein in den Jahren 2019 und 2020 seien 73 beziehungsweise 74 neue Mitglieder dazugekommen“, sagte sie. Kurz vor Weihnachten habe ihr Martina Kaiser 38 Beitrittserklärungen mit neuen Mitglieder, die sie selbst geworben hat, überreicht, freut sie sich.
Nach zehn Jahren zieht sich auch Martin Werner aus dem Vorstand zurück. „Du warst unser Mann für die Haustechnik. Du hast die Technik eingerichtet, als wir in die Wetzstein Villa zogen, und hast die Homepage liebevoll gepflegt“, sagte Schellhammer. „Der neue Flyer ist sein Werk und er hat mit einer Engelsgeduld Korrekturen eingearbeitet“. Alle würden damit rechnen, dass er eine Art „technisches Hilfswerk“ bleiben werde, sagte Schellhammer.
Wechsel stellt eine Zäsur dar
Angelika Berner-Assfalg würdigte als Vertreterin von Oberbürgermeister Bernd Häusler das Wirken von Irmgard Schellhammer und zollte auch dem scheidenden zweiten Vorsitzenden Martin Werner großen Respekt. Der heutige Tag stelle eine Zäsur für den Verein dar.
„Irmgard Schellhammer hat sich mit viel Herzblut und Sachverstand um ihre Aufgabe gekümmert. Nun ist das Ziel erreicht und das stationäre Hospiz ein toller Ort der Begegnung geworden“, sagte Assfalg. Auch der Geschäftsführer des ökumenischen Hospiz- und Palliativzentrums Horizont Wolfgang Heintschel dankte Schellhammer und Werner: „Ohne Euch gäbe es uns nicht“.
Sozialpädagogin und Anwältin übernehmen
Mit Gabi Eckert hat der Verein eine engagierte Nachfolgerin für Irmgard Schellhammer gefunden. „Über ein Nachbarschaftsgespräch mit Anne Grundmüller bin ich dazu gekommen, mir über eine Kandidatur Gedanken zu machen“, sagte Gabi Eckert.

Die 58-jährige Sozialpädagogin, die als Life- und Team-Coach soziale Organisationen fortbildet, hat bereits als Gast an Vorstandssitzungen teilgenommen. „Ich freue mich auf die neuen Herausforderungen“, sagte Eckert. Zu ihrer Stellvertreterin, die aus beruflichen Gründen nicht anwesend war, wurde Kay Reed gewählt. Reed, Jahrgang 1960, ist in England aufgewachsen, lebt seit 1996 in Gottmadingen und arbeitet als Anwältin.
Der Verein plant für die Zukunft, eine 30-Prozent-Stelle für die Trauerarbeit zu finanzieren, da dies nicht von den Krankenkassen getragen wird. Während der Corona-Zeit sei die Nachfrage nach Trauerarbeit jedoch enorm gestiegen, berichtete Koordinatorin Susanne Grimm.
Ein Trauercafé soll nun jeden vierten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr im Treffpunkt Horizont stattfinden. Der Verein bietet bald auch wieder zwei Kurse „Letzte Hilfe“ an, bei denen es in vier Stunden quasi um das kleine Einmaleins der Sterbebegleitung geht. Die Kurse finden am 21. Juli und 27. Oktober ab 17.30 Uhr im Treffpunkt Horizont statt.