Als Jahrhundertereignis hatte Gemeindereferentin Barbara Götz-Oelke die Orgelweihe in St. Peter und Paul am Allerheiligen-Sonntag in Singen angekündigt. Ein halbes Jahrzehnt hat es vom Beschluss bis zur festlichen Inbetriebnahme gedauert. Unzählige Sitzungen, Entscheidungen und Einsätze hat die „Soko Orgel“ in dieser Zeit absolviert. Das Ergebnis ist ein elegantes Bauwerk mit einem noch eleganteren Klang. Die Königin der Instrumente hätte ein rauschendes Gemeindefest verdient. Tatsächlich ließen die strengen Hygiene- und Abstandsregeln zur Bekämpfung der Corona-Pandemie das nicht zu.

Mit dem Termin hatte die Gemeinde gerade noch Glück
Es war die letzte Gelegenheit vor dem erneuten Lockdown, die Orgel offiziell in Betrieb zu nehmen. Oberbürgermeister Bernd Häusler verwies in seinem Grußwort auf diese Besonderheit. Ab Mitternacht gilt die neue Landesverordnung zur Corona-Bekämpfung, nach der sich maximal zehn Personen treffen dürfen. „Ein Abendmahl wäre nicht mehr möglich gewesen“, sagte Häusler. Er erwähnte die Existenzängste von Unternehmern, die ihre Betriebe ab Montag erneut für vier Wochen schließen müssen. „Das Virus ist eine Geißel der Menschheit“, sagte er. „Es hat die Welt verändert.“
Ein Fest unter widrigen Bedingungen
Auch ohne diese Ausführung wirkte die Stimmung gedämpft. Dabei hatten alle Beteiligten sich maximal um Festlichkeit bemüht: Orgelmusik, Schola, Weihrauch und Glöckchen. Aber es fehlte der Chorgesang, die singende Gemeinde, der Empfang nach dem Gottesdienst.
Die Bischofssekretär kommt als Mutmacher
Dompräbendar Bernd Gehrke versuchte, in seiner Predigt trotzdem Mut zu machen. Die Orgel sei geeignet die Herzen der Gläubigen zu Gott zu heben. Allein deshalb sei die Mühe sowie die große Investition gerechtfertigt. Es wäre auch schlichter gegangen. Aber manchmal lohne es sich, Hindernisse zu überwinden und Herausforderungen anzunehmen. Hier schlug der Sekretär des Freiburger Erzbischofs den Bogen zu Allerheiligen, dem Festtag, der den Heiligen gewidmet ist. Biografien, die gespickt sind mit Höhen und Tiefen, die Vorbild und Trost für die Menschen sein könnten. „Kein Leben verläuft ohne Hindernisse“, sagte er. Widerstände aushalten können, Ziele und Projekte verfolgen, das sei die Botschaft von Allerheiligen. „Wir leben in wirklich bewegten Zeiten“, sagte Bernd Gehrke. „Planbar ist bald nichts mehr. Wohl dem, der sein Leben im Glauben festmachen kann.“

Die Schwesterorgel steht in Hilzingen
Man sah der Gemeindereferentin Barbara Götz-Oelke an, wie gerne sie die Gemeinde in ihren persönlichen Jubel über das neue Instrument in der Singener St. Peter und Paul Kirche mitgerissen hätte. Fünf Jahre hat sie in der „Soko Orgel“ mitgewirkt, an der auch Ulrike und Patrick Brosig, Georg Engesser und Johannes Denzel beteiligt waren. Einen besonderen Dank richtete sie aber an Kirchenmusikdirektor Georg Koch, der überhaupt die Idee hatte, die belgische Orgelbaufirma Thomas zu beauftragen. Diese hatte bereits die Orgel in St. Peter und Paul in Hilzingen gebaut.
Bernd Gehrkes erste Singen-Erfahrung
Für ihn sei Singen nicht ganz unbekannt, erzählte der Mann aus Freiburg zum Schluss der Gemeinde. Mit seiner Geschichte sorgte er für Erheiterung: Gehrke war als Kind auf dem Polizeirevier gelandet. „Ich war meiner Mutter in einem Bekleidungsgeschäft abgehauen. Eine beherzte Singenerin hat mich gefunden und bei der Polizei abgegeben“, schilderte er seine erste Begegnung mit der Stadt am Hohentwiel. Das gab wenigstens etwas zum Schmunzeln unter der Maske.