Sie zieht die Manschette etwas fester, während sie das kalte Bruststück des Stethoskops darunter platziert. „Wenn man das macht, hat man den Vorteil, dass man es nicht festhalten muss“, erklärt Sarah Kessinger. Mit routinierten Handgriffen drückt sie dreimal die Pumpe, dreht leicht am Rad. So lässt sie langsam den Druck entweichen und horcht in ihr Stethoskop. Dann lächelt sie. „Ihr Blutdruck ist stabil“, sagt die junge Frau. Die Patientin, Pressesprecherin Andrea Jagode, ist erleichtert.

Sarah Kessinger ist Auszubildende im dritten Lehrjahr an der Singener Pflegeschule. Zum Tag der Pflege führt sie an mutigen Besuchern eine Blutdruck- und Pulsmessung durch – und lässt sie auch selbst ausprobieren. „Wenn man am Ventil gedreht hat, hört man bis zum vollständigen Ablassen des Drucks zwei Geräusche. Diese beiden Werte muss man sich merken, um den Blutdruck zu messen“, erklärt sie.

Ausprobieren ausdrücklich erwünscht

Dass es gar nicht so einfach ist, wie es aussieht, merken die Freiwilligen schnell: Sie hören erst einmal nichts. „Das ist gar nicht schlimm, das ist mir die ersten Male auch so ergangen“, gesteht Kessinger. „Da ist es, wie mit Vielem: Übung macht den Meister. Inzwischen kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich die Geräusche nicht hören konnte.“

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Stationen wie die von Sarah Kessinger gibt es an diesem Tag in der Pflegeschule einige. „Wir wollten uns zum Tag der Pflege der Öffentlichkeit vorstellen und zeigen, wie vielfältig unser Beruf ist“, sagt Laura Haase von der Standortleitung der Pflegeschule in Singen. Dafür haben sich die Azubis einige kreative Mitmachaktionen einfallen lassen. „Sie haben das Programm maßgeblich mit ihren Kursleitern selber gestaltet – von Schülern für Schüler“, sagt Haase.

So durften die Besucher auf dem Gelände beim Rollstuhlrennen ihre Koordinationsfähigkeiten testen. „Es ist nämlich gar nicht so einfach, einen Rollstuhl zu steuern. Dafür braucht es Kraft und Koordination“, verrät Elias Dietrich. Auch er ist im dritten Lehrjahr. Was ihm am meisten an seinem Beruf gefällt, ist die Arbeit an und mit Menschen. „Ich wollte schon immer einen sozialen Beruf ausüben“, sagt er. Er könne gut zuhören und sich mit den Patienten unterhalten. „Gerade ältere Patienten schätzen das sehr“, sagt der Azubi. Manchmal sei es aber schwer, die professionelle Distanz zu wahren.

Die Azubis im dritten Lehrjahr Salvatore Marco Cesarano, Michelle Berkmann und Ahmed Moustafa (von links) stehen am Infostand für Fragen ...
Die Azubis im dritten Lehrjahr Salvatore Marco Cesarano, Michelle Berkmann und Ahmed Moustafa (von links) stehen am Infostand für Fragen der Besucher bereit. | Bild: Graziella Verchio

Auch für Sarah Kessinger ist der soziale Gedanke etwas, das sie antreibt. „Dass man schon mit kleinen Dingen den Menschen helfen kann, ist ein gutes Gefühl.“ Der Beruf sei sehr abwechslungsreich. „In den verschiedenen Abteilungen erlebt man seine Arbeit anders. Und auch jeder Mensch ist anders. Das heißt, dass man das Gelernte an den Patienten individuell anwenden muss“, sagt sie und misst beim nächsten Freiwilligen den Blutdruck.

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Wer schon immer wissen wollte, ob er sich richtig die Hände desinfiziert, konnte dies bei „Keim im Schein“ ausprobieren: Einmal gründlich Hände desinfizieren und sie dann unter Blaulicht halten. Weiße Stellen waren gut desinfiziert, bei schwarzen Stellen herrschte Nachholbedarf.

Die Pflegeschüler des Intensiv- und Anästhesie-Teams zeigen, wie man richtig reanimiert.
Die Pflegeschüler des Intensiv- und Anästhesie-Teams zeigen, wie man richtig reanimiert. | Bild: Graziella Verchio

Die Pflegeschüler der Intensivstation und Anästhesie zeigten auch, worauf es bei einer Reanimation ankommt. Besucher konnten Nachbildungen von Organen begutachten und sich über die Pflege im Wandel der Zeit informieren. Ein Höhepunkt war der Escape Room: Hier mussten Besucher Rätsel rund um das Thema Anatomie lösen, um mit dem Code die Tür des Raumes zu öffnen. „Der Pflegeberuf ist mehr als nur Schichtdienst: Er macht Spaß und hat viel Gestaltungsspielraum“, sagt Sarah Kessinger.