Die Singener Gems war voll. Gut 200 Menschen kamen, um den ersten großen öffentlichen Auftritt von Jasmin Tivadar zu sehen. Die in Hilzingen lebende Hunde-, Mental- und Kommunikationstrainerin hat eine ganz eigene Herangehensweise entwickelt, um die Mensch-Hund-Beziehung zu stärken. „Hunde können sprichwörtlich die Gedanken der Menschen lesen und sind der Spiegel dieser Gedanken“, sagt sie und ihr Ansatz lautet: Durch die Veränderung unserer Gedanken, könne es möglich sein, das Verhalten unseres Hundes zu beeinflussen. Klingt logisch und so wie in der Ankündigung versprochen, nach einem „aufschlussreichen Abend mit vielen Erkenntnissen“.
Hundetrainerin tritt motiviert auf
Bei Eintrittspreisen, die zwischen 47 und 54 Euro lagen, hofften wohl viele im Publikum auf einen informativen Vortrag, wie man ihn von Hundecoach Martin Rütter kennt. Diejenigen wurden jedoch enttäuscht. Nach charmanter Ankündigung eines Freundes betrat die Hundetrainerin unter dröhnenden Beats aus den Lautsprechern die Bühne. Motiviert, mit prägnanten Schlagwörtern wie „Gedanken, Gefühlen, Handlung, Ziel“ führte Jasmin Tivadar durch den fast dreistündigen Abend.
Der Einsatz von insgesamt drei Flipcharts, einem Beamer, Musik und einige Requisiten, wetzten nicht die Schwächen in Sprache und Vortragsweise aus. Sie suchte aktiv den Kontakt zum Publikum, ging durch die Reihen und die Hundebesitzer durften von ihren Erfahrungen und Problemen berichten. Konkrete Lösungsvorschläge für genannte Probleme blieben aber weitestgehend offen.
Gut durchdacht, mit viel Aufwand, Personal zur Unterstützung, hatte die Protagonistin des Abends alles vorbereitet. Geschenktütchen, mit Kuli, Block, einem bemalten Stein mit Sinnspruch sowie einer Probe Hundefutter (mit übergroßem Katalog des Herstellers). Äußerst ambitioniert, mit gutem Vorsatz und voller Elan, traute sie sich zu, das fast dreistündige Programm zu wuppen.
Bestellzettel passen nicht ins Konzept
Die Gems war nicht Veranstalter des Abends, sondern nur Vermieter der Räumlichkeiten. Auch wenn Kosten gedeckt werden müssen, bleibt die Frage, ob es tatsächlich notwendig war, den Vortrag auch zu einer Verkaufsveranstaltung zu machen. Die in der Pause ausgehändigten Bestellzettel für bunten T-Shirts und Hoodies wollten irgendwie nicht in das Konzept passen. Auch die Werbung in eigener Sache sowie für einen Hersteller für Hundefutter in Bioqualität waren eine Spur zu aufdringlich. Manche Hundebesitzer verließen mit Skepsis und Kopfschütteln den Raum, andere entdeckten wahrscheinlich Neues. Letztendlich war aber noch viel Luft nach oben.
Im kleineren Rahmen und weniger Drumherum hätte die Veranstaltung durchaus funktionieren können. Bühnenstar zu werden, das ist ein langer, harter Weg. Wer jedoch den ersten Schritt nicht geht, der kommt nie ans Ziel. Insofern: Respekt.