Wie läuft der Kindergartenbetrieb unter Pandemie-Bedingungen? Das wollte die grüne Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger wissen und lud die Leitungen von Kindertageseinrichtungen in ihrem Wahlkreis Singen/Stockach zum Austausch per Zoom-Konferenz ein.
Der allgemeine Tenor ließ den Schluss zu, dass sich alle Kita-Leitungen wünschen, dass die Politik auch die Kitas mehr berücksichtige. Allerdings sehen die Leitungen die Pandemie auch als Chance, sich für Neues zu öffnen, um die Arbeit kreativ zu gestalten.
Situation sehr belastend für Mitarbeiter
„Es ist äußerst schwierig, alle neuen Verordnungen umzusetzen, denn man muss immer wieder neu herausfiltern, was für die Kitas gilt“, sagte Stefanie Lippelt, Fachbereichsleiterin der Stockacher Kitas.
Dem stimmte auch Claudia Fischer, Fachbereichsleiterin für die neun katholischen Kitas des Caritasverbandes/Elisabethenverein, zu. Die Situation sei sehr belastend für die Mitarbeiter. „Wir werden wenig bis gar nicht einbezogen“, so Fischer. Veränderungen könnten nicht mal eben so einen Tag nach der Entscheidung der Politiker umgesetzt werden.
Nicht nur an die Schulen denken
Auch Susanne Scholz, Leiterin des Kindergartens in Büsingen, ist der Meinung, dass die Politiker immer nur an die Schulen denken. „Sie sollten die Kindergärten mehr mit ins Boot holen.“
Warum zum Beispiel bekämen Schulen für das Personal FFP2-Masken, Kitas aber nicht, wollte Claudia Fischer wissen. „Es liegt nicht am Willen“, sagte Dorothea Wehinger. Bei den Kitas sei dies Sache der Träger. Sie will auf jeden Fall noch mal im Kultusministerium nachhaken.
Neue Ideen für Kontakt zu Eltern
Allerdings haben die Erzieherinnen im Corona-Alltag auch neue Ideen entwickelt. Um den Kontakt zu den Eltern zumindest etwas aufrecht zu erhalten, fänden zum Beispiel in der Kita an der Aach „Walk und Talk-Spaziergänge“ statt, berichtete Familienberaterin Nana Stapf.
In der Markus-Tagesstätte werden über eine neue Kita-Info-App rund zwei Drittel der Eltern erreicht, so Leiterin Carmen Merz. Schwierig sei es zum Teil, wenn Familien sich keine Internet-Flatrate leisten können. „Das Datenvolumen ist irgendwann alle“, ergänzte Gabriele Weschenfelder, Leiterin des Kinderhauses Taka Tuka Land.
Dass die Elternbildung zurzeit praktisch auf Eis liegt, bedauern alle. „Persönlicher Kontakt ist genauso wichtig wie digitaler Austausch“, sagte Sabine Skowronek, Familienberaterin im Kindergarten Peter und Paul.
Chance für die Digitalisierung
„Wir sehen die Corona-Zeit auch als Chance für die Digitalisierung„, sagte Christina Salewski, Leiterin der Kindergartens Peter und Paul. „Wir haben gelernt, offen für neue Dinge zu sein. So kam der Nikolaus in diesem Jahr mit einer Videobotschaft zu den Kindern. Es war trotzdem eine schöne Atmosphäre“, erzählt Salewski. Weil die Kinder nur in ihren Gruppen gemeinsam Mittagessen, sei es dann auch deutlich entspannter.
Dass das Personal langsam an seine Belastungsgrenze kommt, wurde von allen Seiten bestätigt. „Wir laufen nun seit einem dreiviertel Jahr am Limit“, sagte Claudia Fischer. Mirja Zahirovic macht sich Sorgen, dass das Ansehen der Kitas als Bildungseinrichtung in der Corona-Zeit einen Schritt zurück machen könnte.
Dabei würde die Wirtschaft ohne die Kitas nicht funktionieren, sagte Susanne Scholz. Auch Dorothea Wehinger, die selbst jahrelang als Erzieherin sowie in der Weiterbildung gearbeitet hat, ist die hohe Verantwortung, die die Kitas für frühkindliche Bildung tragen, bewusst.