Seit Jahren gibt es in Singen Bestrebungen, die Zusammenarbeit der Stadt mit der Hochschule Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) in Konstanz zu intensivieren. Immer wieder war auch die Rede davon, einen eigenen Hochschulstandort in der Hohentwiel-Stadt zu etablieren. Jetzt könnte der Wunsch Realität werden.
Wie Claudia Kessler-Franzen vom Standortmarketingverein Singen aktiv jüngst im Verwaltungs- und Finanzausschuss mitteilte, soll ein Reallabor als eine Art Außenstelle der HTWG in Singen etabliert werden. „Ziel ist es, die HTWG näher nach Singen zu holen und Studierenden verstärkt die Möglichkeit zu geben, vor Ort in den Singener Betrieben Projekt-, Seminar-, Bachelor- und Masterarbeiten zu schreiben und die Studierenden im Idealfall als Fach- und Führungskräfte zu gewinnen“, sagte sie.
Fondium und Wefa als Partner
Für die Etablierung des Reallabors sei Singen ideal, wie Kessler-Franzen betonte. Pro Jahr würden etwa 200 junge Menschen in der Stadt ihren Meister machen, hinzu kämen rund 400 Abiturienten. „Dafür sorgen die Meisterakademie und die vier Gymnasien“, so Kessler-Franzen weiter. Angedacht sei, eine wissenschaftliche Stelle sowie eine studentische Hilfskraft für einen Zeitraum von zwei Jahren zum Aufbau des Reallabors zu finanzieren.
Laut Sitzungsunterlagen rechnet die Stadtverwaltung für den Zeitraum ab März 2022 bis April 2024 mit Kosten von insgesamt 243.000 Euro. Erste Kooperationspartner gibt es schon: Die Fondium GmbH stelle laut Kessler-Franzen etwa die Kosten für Bürofläche und Ausstattung zur Verfügung. Ebenfalls ein Unterstützer des Projektes ist die Singener Firma Wefa Innotec GmbH.
Klimaneutralität 2035 im Blick
Ziel des Reallabors sei es laut Kessler-Franzen, durch innovative Technologien und Geschäftsmodelle die Industrie bei dem von der Stadt ausgegebenen Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 zu unterstützen. „Wissenschaftler und Studenten arbeiten in konkreten Projekten und Maßnahmen in der Industrie mit“, erläuterte sie. Die Studenten könnten so ihr Wissen in der Praxis ausweiten und anwenden.
Das sagen die Stadträte
Sowohl der Ausschuss als auch der Gemeinderat stimmten einstimmig zu. Für Franz Hirschle (CDU) sei es ein gutes Anliegen, die Studenten näher an die Stadt Singen zu bringen. „Konstanz hat die HTWG, Singen bald das Labor und die Industrie dafür – das passt einfach.“ Der CDU-Stadtrat betonte zudem, dass es wichtig sei, dass Studenten nach Singen kommen. Dort sollen sie auch mithelfen die angestrebte Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 zu realisieren. Denn dazu werde die Industrie in Singen beitragen müssen. Walafried Schrott (SPD) begrüßte das Vorhaben ebenfalls. Die Dekarbonisierung, also die Reduzierung von CO2 in der Industrie, werde eines der wichtigsten Themen für den Klimaschutz sein. „Es ist wichtig, dass die Stadt diese Gelder bereitstellt“, sagte er.