Das SÜDKURIER-Medienprojekt Klasse! ist ins neue Schuljahr 2019/2020 gestartet. Durch das Projekt lernen Schüler, welche Bedeutung unabhängiger Qualitätsjournalismus, Glaubwürdigkeit und Meinungsvielfalt für die Gesellschaft haben. Unterstützt wird das Projekt von der EnBW Energie Baden-Württemberg AG.
Zum diesjährigen Auftakt erklärt die Medienpädagogin Kim Beck den Schülern in einem interaktiven Vortrag, wie sie zwischen Informationen aus seriösen Qualitätsmedien und solchen von Influencern und Youtube-Stars unterscheiden, was verlässliche Quellen sind und wie sie diese für ihre Arbeit in der Schule verwenden. Lehrer erfahren, welchen Herausforderungen ihre Schüler dabei begegnen und wie sie ihre Schützlinge im Alltag sinnvoll unterstützen können – alles unter dem Stichwort #ichvertraueFakten – und Du?
Haben wir unsere Kinder schon an die Filterblase verloren? Das sagt die Referentin bevor es in Singen losgeht
Schüler aus der ganzen Region nehmen teil
Im vergangenen Jahr war die Auftaktveranstaltung den Rektoren und Lehrern der Region vorbehalten. SÜDKURIER-Chefredakteur Stefan Lutz diskutierte auf der Bühne mit Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann und dem renommierten Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen über Medienmündigkeit als Schulfach und den Umgang mit Fake News.
In diesem Jahr richtet sich die Auftaktveranstaltung des SÜDKURIER vor allem an Schüler. Mit Erfolg: Rund 500 Jugendliche aus der ganzen Region sind mit ihren Lehrern zum Klasse!-Auftakt nach Singen gekommen. Es sind Klassen aus Salem, Gailingen, Stockach, Radolfzell, Überlingen, Königsfeld, Stühlingen, Engen, Singen und Konstanz dabei.
Digitalisierung spielt an Schulen eine große Rolle




Klasse! startet in die nächste Runde
Jörg-Peter Rau aus der Chefredaktion begrüßt alle Teilnehmer im Namen des SÜDKURIER und bittet die Preisträger des vergangenen MaKs-Wettbewerbs (Meister aller Klassen) auf die Bühne.

Zum Abschluss des Schuljahres 2018/19 hat die Klasse!-Jury im Rahmen des MaKs-Wettbewerbs wieder die besten Zeitungsseiten der Schulen gekürt. Dazu gehörte auch die Klasse 9a der Realschule Stühlingen mit ihrer Lehrerin Christine Hirschbeck. Sie werden in der Singener Stadthalle mit einer Urkunde geehrt.

Im Anschluss begrüßt Jörg-Peter Rau die Referentin Kim Beck. Sie ist Medienpädagogin bei der Mecodia Akademie und arbeitet mit Jugendlichen aller Altersstufen an einem kompetenten Medienumgang. In der Singener Stadthalle wird sie den Schülern ab Klasse 7 das notwendige Rüstzeug an die Hand geben, um Fakten zu recherchieren, Quellen zu prüfen und Informationen korrekt in eigenen Arbeiten zu verwenden.
Los geht‘s mit einem Quiz
Zu Beginn des Vortrags dürfen die Schüler selbst aktiv werden. Kim Beck stellt Fragen wie „Wie viele von 100 Menschen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund?“ – durch Aufstehen zeigen die Jugendlichen, für welche Antwort sie stimmen. „Das sind Fragen, die eure Einschätzung der Welt zeigen“, erklärt Kim Beck. Und diese Einschätzung werde maßgeblich durch die Medien beeinflusst – neben den klassischen wie Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen spielen dabei jedoch auch neue Medien wie Youtube, Facebook und Co. eine immer größere Rolle.

Um zu verdeutlichen, wie groß der Unterschied zwischen klassischen Medien und Influencern ist, zeigt Kim Beck einige Videos. Schnell wird klar: Die Tagesschau berichtet ganz anders über das, was in der Welt passiert, als es Youtuber tun. „Aber nicht nur Social Media, sondern auch Werbung kann uns in unserer Wahrnehmung manipulieren“, erklärt die Referentin.
Bilder zeigen die Welt aus der Sicht einer Kamera
„Überall werden wir mit Bildern und Videos konfrontiert“, erklärt Kim Beck. Dabei sei jedoch wichtig, dass man bedenkt, dass Fotografen oder Filmer die Medienrealität durch ihren Blickwinkel entscheidend mitbestimmen. „Allein der Bildausschnitt kann darüber entscheiden, welche Wirkung ein Bild erzielt“, so Beck. Deshalb seien visuelle Inhalte immer mit Vorsicht zu genießen.

Wie erkennt man Fake News?
„Wie können Kinder und Jugendliche in dem medialen Irrsinn unserer Zeit die Orientierung behalten, wie können sie Wahres von Unwahrem unterscheiden, Wichtiges von Unwichtigem trennen? Als regionales Medienunternehmen wollen wir den Schülern mit unserem Klasse!-Projekt Orientierung bieten“ – das ist das Ziel des SÜDKURIER-Chefredakteurs Stefan Lutz. Deshalb geht es in Kim Becks Vortrag auch um das Thema Fake News und wie man sie enttarnen kann.

Ein Indiz dafür, dass es sich bei einem Beitrag um eine Falschmeldung handelt, sei zum Beispiel eine fehlende Quellenangabe, erklärt Kim Beck. In den sozialen Medien gebe es außerdem immer wieder virale Posts, die eine vermeintlich wahre, besonders emotionale Geschichte erzählen, um Likes zu generieren. Als Beispiel zeigt sie ein Bild eines angeblich blinden Hundes, das auf Facebook die Runde macht.
Solche Beiträge sind vergleichsweise harmlos. Es gibt aber auch Fake News, die erheblichen Schaden anrichten können und eine gefährliche gesellschaftliche Entwicklung begünstigen. Als Beispiel dafür zeigt Kim Beck ein Video, in dem die Geschichte um eine angebliche Vergewaltigung einer Frau durch einen Flüchtling thematisiert wird. Obwohl die Behörden und seriöse Medien aufgeklärt hatten, dass es sich um eine Falschmeldung handelte, glaubten viele Menschen lieber dem, was sie dazu in den sozialen Medien aufschnappten. „Das ist keine Seltenheit“, sagt Kim Beck, „deswegen brauchen wir einen Weg aus der Fake-News-Falle.“
Quelle, Fakten und Bilder sind wichtig
Um Falschnachrichten zu entlarven, sollte man sich die Quelle, die Fakten und die Bilder immer ganz genau anschauen, rät die Referentin. „Es lohnt sich immer, einen Impressums-Check zu machen“, so Beck. Ist auf einer vermeintlichen Nachrichtenseite kein Impressum zu finden, sei das ein klares Indiz dafür, dass die Seite nicht seriös ist.

Weitere Möglichkeiten, um Fake News zu erkennen, sind Bilder-Rückwärtssuchen auf Google und das kritische Hinterfragen angeblicher Fakten. „Es ist wichtig, dass ihr solche Überprüfungen anstellt, bevor ihr etwas einfach im Netz teilt“, richtet sich Kim Beck an die Schüler.
Lokale Medien helfen dabei, Fake News zu erkennen
„Ein gutes Werkzeug, mit dem man Nachrichten auf ihre Echtheit überprüfen kann, sind lokale Medien“, erklärt Kim Beck. Sie zeigt ein Beispiel aus dem Jahr 2016: Im Internet kursierten damals Gerüchte darüber, dass sogenannte Horrorclowns in der Region ihr Unwesen treiben. „Der SÜDKURIER klärte die Bevölkerung darüber auf, dass es sich um Falschmeldungen handelte“, erzählt Beck und zeigt, wie der SÜDKURIER damals berichtete.

Mit diesem spannenden Beispiel schließt Kim Beck ihren interaktiven Vortrag und erntet tosenden Applaus von den Schülern und Lehrern. Zum Abschluss bedankt sich der SÜDKURIER, vertreten durch Jörg-Peter Rau, bei der Referentin und wünscht den Jugendlichen viele interessante Erkenntnisse und nicht zuletzt viel Spaß beim diesjährigen Klasse!-Projekt.

Die Zuschauer haben viel gelernt
Die Schüler gehen mit vielen nützlichen Tipps und mit einem geschärften Bewusstsein für den Umgang mit Medien nach Hause.





