Den Gemeinschaftsschulen in der Region Singen-Stockach geht es soweit ganz gut. Die grüne Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger hatte Schulleiter und Elternvertreter zu einem Fachgespräch per Video-Konferenz eingeladen, um zu erfahren, wo es klemmt und wo es gut läuft.
Mehr Geld vom Land
Eigentlich lädt Dorothea Wehinger zwei Mal im Jahr zum Fachgespräch Gemeinschaftsschule ein. Im April war das Treffen aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden. Nun nutzten Schulleiter aus den Gemeinschaftsschulen des Wahlkreises Singen/Stockach die Gelegenheit zum Austausch.
Zu Beginn hatte Dorothea Wehinger eine gute Nachricht für die erschwerte Arbeit in den Schulen in Zeiten von Corona: die Landesregierung werde in Kürze zusätzlich 40 Millionen Euro in den Haushalt einstellen, die für Corona-bedingte Investitionen der Schulen – wie beispielsweise mobile Luftreinigungsgeräte – gedacht seien.
Fülle an Aufgaben
Was die Schulleiter umtreibt, ist die zunehmende Fülle an Aufgaben, die sie während der Pandemie noch übernehmen sollen. „Es kann nicht sein, dass Lehrer auch noch die Kontaktverfolgung für erkrankte Schüler übernehmen sollen, wie es im Landkreis Tuttlingen in einer Allgemeinverfügung vorgeschrieben sei“, sagte Bettina Armbruster, Leiterin des Schulamts Konstanz.
Der Schulleiter der Eigeltinger Gemeinschaftsschule, Michael Wernersbach, berichtete vom Fall einer Familie, in der drei Personen an Covid-19 erkrankt waren und das gesunde Kind trotzdem in die Schule geschickt wurde. „Wie kann ich hier meiner Verantwortung gerecht werden und wer schützt die anderen Kinder und Lehrer,“ fragte er. Problematisch sei in Eigeltingen auch die Bussituation. Immerhin habe man ihm versprochen, dass bald drei weitere Busse eingesetzt würden.
Wer wartet die digitalen Geräte?
„Ohne Corona wären wir bei der Digitalisierung nicht so weit, wie wir es heute sind“, sagte Dorothea Wehinger. In diesem Bereich habe sich zwar seit März sehr viel getan, aber bei der Wartung liege so manches im Argen. „Wir brauchen an den Schulen dringend eigene IT-Abteilungen, die Geräte und Ausstattung pflegen“, so Bettina Armbruster. Das sollten im Grunde externe Firmen übernehmen.
Birgit Steiner, Schulleiterin der Ten-Brink-Schule Rielasingen, lobte die Tatsache, dass Gelder schnell geflossen seien und neue Geräte angeschafft werden konnten. Doch die Software habe gefehlt und dafür brauchte es „Manpower“. „Wir haben dafür einen externen Partner beschäftigt, was dann aber vom Schuletat abging“, so Steiner. „Wir haben nun 140 Endgeräte, doch die Wartung kann keine Lehrkraft stemmen“.
In der Steißlinger Gemeinschaftsschule sei man bereits vor Corona technisch sehr gut ausgestattet gewesen. Es könne aber natürlich nicht die Regel sein, dass – wie an seiner Schule – ein Lehrer mit Informatikstudium die Wartung gern übernimmt, so Schulleiter Alexander Bitter. Siglinde Unger, Schulleiterin der Christlichen Schule Hilzingen, betonte, dass ihre Schule sehr gut digital aufgestellt sei und in den letzten Monaten besonders viel Neues gelernt hätte.
Viel Unterstützung durch die Eltern
Der Schulleiter der Peter-Thumb-Schule Hilzingen, Martin Trinkner berichtete von vielen positiven Momenten seit Beginn der Pandemie. „Wir hatten von Seiten der Eltern eine große Unterstützung und alle haben sich schnell auf die Situation eingestellt“, so Trinkner. Trotzdem sei es nach wie vor eine irre Herausforderung, weil oft eine schnelle Reaktionszeit erforderlich ist.
Auch die Elternbeiratsvorsitzende der Peter-Thumb-Schule, Gabriele Weschenfelder, lobt die gute Vernetzung mit der Schule. „Wir sind aber trotzdem am Rande unserer Möglichkeiten. Für Familien, die Kinder an verschiedenen Schulen haben, ist es besonders schwierig, weil mit unterschiedlichen Programmen gearbeitet wird.“
Probleme mit Maskenverweigerern
Für das Unterrichten während der Pandemie müsste man den Schulen mehr Flexibilität einräumen, zum Beispiel die Möglichkeit von Gruppenunterricht bei älteren Schülern, so Bernhard Straile, Schulleiter der Gemeinschaftsschule Aldingen.
Er frage sich auch, warum Lehrer nur Unmengen an Einwegmasken bekommen hätten, aber keine FFP2-Masken. Was laut Bettina Armbruster nicht die Aufgabe von Lehrern sein könne, ist die Beschäftigung mit Maskenverweigerern. Leider kursierten aber wohl viele gefälschte Atteste sowohl bei Eltern, wie auch Lehrern und Schülern.