Fünf bis sieben Sträuße verlassen wöchentlich die Wohnung von Kristina Iacobello. Dabei ist sie keine Floristin. Und das muss sie auch nicht sein, denn ihre Sträuße enthalten zwar auch Blumen, aber besonders Lebensmittel. Ob Obst, Gemüse, Süßes oder Haltbares, in den bunten Arrangements stecken Snacks oder Zutaten für ein Abendessen. Und das ähnelt einem Blumenstrauß so sehr, dass manche fast vergessen könnten, das sogenannte Foodbouquet aufzuessen. Denn das ist der große Vorteil ihres Angebots, sagt die 30-jährige Mutter: Statt Blumen nach wenigen Tagen zu entsorgen, erhalten Kunden bei ihr auch eine kleine Mahlzeit. Und dafür kommen inzwischen Kunden aus der gesamten Region nach Singen.
Es braucht viele Holzspieße, viel Klebeband und viel Zeit
Während eine normale Floristin vor allem mit Blumen, vielleicht etwas Draht und einer Schleife arbeitet, braucht Kristina Iacobello: viele Holzspieße, viel Klebeband und Zeit. Denn jeder Bestandteil des Foodbouquets wird einzeln aufgespießt und dann arrangiert. 60 bis 100 Spieße benötigt die 30-Jährige daher für einen Strauß. „Ein Strauß ist dann gut, wenn man ihn umdreht und nichts runterfällt“, erklärt die junge Mutter. Das ist auch der Grund, weshalb die Werke schnell aufgegessen werden sollten: Jeder Bestandteil ist verletzt. „Ich empfehle meinen Kunden, die Sträuße innerhalb von 24 Stunden zu essen“, erklärt Iacobello – „natürlich nicht, ohne vorher ein Bild davon gemacht zu haben.“

In Russland sind solche Sträuße weit verbreitet
Die Idee für Foodfloristik stammt aus Russland. Dort sind solche Sträuße schon sehr viel bekannter, berichtet Kristina Iacobello. Sie ist in Lettland geboren und spricht russisch, auf der Bilderplattform Instagram stieß sie vor einigen Monaten erstmals auf Foodbouquets. Rasch habe sie sich selbst daran versucht, um in der Elternzeit eine Abwechslung zur Kindererziehung zu finden. Also absolvierte sie einen Online-Kurs, lernte Techniken sowie Muster und verschenkte die ersten Ergebnisse an Freunde.

Im Mai richtete sie einen Online-Shop ein und die ersten Rückmeldungen seien durchweg positiv. „Das erfordert auch viel Flexibilität“, erklärt Iacobello. Denn vorbereiten lassen sich die Sträuße kaum, die 30-Jährige beginnt meist zwei Stunden vor Abholung mit dem Binden.
Die meisten Kunden stammen aus der Region und holen selbst ab
Wie ein Strauß aussieht, kann ein Kunde mitentscheiden: Farbe und Inhalt können variieren, je nach Geschmack und Jahreszeit. Meist bestellen Frauen, berichtet die Foodfloristin, und bestellen dann rot-rosane Varianten mit Obst. Doch viele würden ihr freie Hand lassen und sich vom Ergebnis überraschen lassen. Das scheint zu überzeugen: Bei Instagram hat Iacobello inzwischen selbst über 500 Fans und langsam bildet sich eine Stammkundschaft: Ein Kunde habe sich schon dreimal beliefern lassen. Dabei scheuen viele die hohen Kosten für den nötigen Expressversand, in der Regel werden die Foodbouquets vom Kunden selbst in Singen abgeholt.
Lebensmittelkontrolleur sah sich genau ihre Küche an
Der Transport ist nicht das einzige, was beachtet werden muss: Weil Blumen giftig oder mit Pestiziden behandelt sein können, verwenden viele Konditoren sie beispielsweise nicht für ihre Torten. Doch das ist laut Kristina Iacobello bei ihrer Arbeit kein Problem: Lebensmittel sind häufig mit Plastik von Blumen getrennt und das Obst oder Gemüse muss vor dem Verzehr ohnehin gewaschen werden. Auch die Behörden hätten ihr grünes Licht gegeben, nachdem ein Lebensmittelkontrolleur ihre Küche angesehen hat: Dort werde alles mit einer Folie ausgelegt, wenn sie einen Strauß binde. Und die nötige Ausrüstung wie Messer, Brett oder Handschuhe benutze sie allein für die besonderen Sträuße.

Jedes Foodbouquet komme mit einer Art Gebrauchsanweisung. Da sei dann auch zu lesen, dass der Strauß nicht ins Wasser muss: „Das haben viele nicht präsent, weil es ja an einen Blumenstrauß erinnert.“