Globale Wirtschaftsbeziehungen werden immer wichtiger und internationale Verflechtungen bestimmen auch den Karriereweg von Berufsschülern im Hegau. Die Robert-Gerwig-Schule in Singen reagiert darauf mit bilingualem Abschlüssen. Am Wirtschaftsgymnasium der Robert-Gerwig-Schule führt das zu einem internationalen Abitur.
„Ich möchte nach der Schule internationales Recht, am liebsten im Ausland, studieren“, erzählt die 18-jährige Fiona: „Ich spreche sehr gerne Englisch und habe auch eine Brieffreundin in Neuseeland“. Auch ihre 16-jährige Mitschülerin Maya hat bereits konkrete Vorstellungen. Und der 17-jährige Timm weiß ebenso, dass er später mal im Ausland arbeiten möchte. Besser Englisch sprechen zu lernen, ist für alle die Hauptmotivation, das bilinguale Profil zu belegen. Viele hätten bereits in ihrer Freizeit Spiele auf Englisch gespielt oder YouTube-Videos auf Englisch geschaut, sodass es schon sehr gut klappe und sie auch keine Scheu haben, zu sprechen.
Arbeiten im Ausland ist das Ziel
Die Schüler des Wirtschaftsgymnasiums kommen oft mit einem Realschulabschluss an die Robert-Gerwig-Schule. Wer alle Fächer wählt, die mit dem bilingualen Zug zusammenhängen, hat dann im 12. und 13. Schuljahr 14 Schulstunden auf Englisch. In der elften Klasse geht es aber erst einmal darum, alle auf einen Stand zu bringen. „Getting the message across“ – also die Botschaft rüberbringen, auch wenn es nicht perfektes Englisch ist, das sei das Motto bei den täglichen „two-minute-talks“ (Zwei-Minuten-Gesprächen), erklärt Franziska Paolantonio. „Die Schülerinnen und Schüler kontaktieren mich auch meist auf Englisch“, ergänzt Kerstin Gräser, die mit Franziska Paolantonio für den bilingualen Unterricht zuständig ist.

Beim Besuch im Unterricht sind die Elftklässler gerade damit beschäftigt, anglophone Länder kennenzulernen und halten dazu Kurzreferate. So hatten sich Raphael, Flavio, Ines und Pauline den Vergleich zwischen dem Leben in der Stadt und auf dem Land vorgenommen und präsentierten die „Pros and cons“ – die Vor- und Nachteile – natürlich auf Englisch.
Großes Interesse an der englischen Sprache
In der zwölften Jahrgangsstufe ist das bisherige Pflichtfach „Ökonomische Studien“ jetzt für alle offen, auch für die, die nicht das Profilfach „Internationale Wirtschaft“ gewählt haben. Im Fach „Global Studies“ wird die Weltwirtschaft jeweils zur Hälfte auf Englisch und auf Deutsch unterrichtet. Außerdem kann jetzt auch das Fach Finanzmanagement gewählt werden, wie Franziska Paolantonio berichtet.

In diesem Halbjahr steht die Länderanalyse auf dem Lehrplan. In kleinen Gruppen erarbeiten die Schüler die Verflechtungen im ausgewählten Land. Wie der Außenhandel funktioniert, war Thema im ersten Halbjahr. Sebastian und Davyd, die das Profilfach Finanzmanagement gewählt haben, freuen sich, dass sie im bilingualen Unterricht so richtig gefordert sind. Am Ende des Schuljahrs steht für die Zwölftklässler auch noch ein Besuch der Europäischen Zentralbank in Frankfurt an. „Als es um das Thema Rohstoffhandel ging, haben wir die Firma Fondium besucht“, erzählt Franziska Paolantonio.
Aus Pilotprojekt wurde ständiges Angebot
Die Robert-Gerwig-Schule war im Übrigen bereits im Jahr 2010 im Rahmen eines Schulversuchs mit dem bilingualen Zug dabei. Auch haben einige Lehrer an Lehrwerken speziell für das Profilfach Internationale Wirtschaft mitgeschrieben, da es vorher nichts gab. „Ich kam 2013 als Referendarin an die Schule und bin dann geblieben“, sagte Franziska Paolantonio. Alle Lehrer, die im bilingualen Zug unterrichten, waren eine Zeitlang im Ausland und haben spezielle Fortbildungen gemacht.
Schülerinnen und Schüler, die das Profilfach „Internationale Wirtschaft“ wählen, haben nach bestandenen Abiturprüfungen auch das Zertifikat „Internationales Abitur Baden-Württemberg“. Damit verbunden ist das Sprachzertifikat auf C1-Niveau gemäß des Europäischen Referenzrahmens.