Es ist ein Zeichen der Verbundenheit zu ihrer Stadt, wenn Bürger dem Kunstverein ihr Lieblingsbild für die Ausstellung „Von Wand zu Wand“ zur Verfügung stellen. Der 1947 in Singen geborene Autor Karl Heinz Bittel zeichnet das Bild einer Stadt in seinem Buch „Singen. Ein Anfang.“ Darin beschreibt er mit Witz und viel Empathie seine Erfahrungen in den 50er und 60er Jahren. Die Lesung mit dem Schauspieler Thomas Fritz Jung zum Abschluss der Ausstellung ließ diese Zeit wieder aufleben.

Mit Humor und Liebe zum Detail berichtet der Protagonist Felix aus seinem Alltag und entwirft ein atmosphärisch stimmiges Bild einer deutschen Provinz in den Jahren des Umbruchs. Topografisch hat Singen zwei Teile: Nord für die bessere Gesellschaft, das waren die mit Krawatte, Süd für die einfachen Leute ganz in der Nähe der Fabriken Alu, Fitting und Maggi.

Besucher jeden Alters

„Ein paar Spritzer, und die Buchstabensuppe schmeckte besser, wobei auch die Buchstaben von Maggi kamen“, und „ja, die ‚Majji‘ stank auch“, heißt es weiter im Text. Wie sehr das Thema interessiert, zeigten die zahlreichen Besucher jeden Alters, und bei manch einem lebten wohl eigene Erinnerungen auch an die Wahlen, die Sozis (die Ausgemergelten), Adenauer (der alte Fuchs) und Erhardt (die Schornsteine müssen rauchen) auf.

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Man wurde mobil, „Wer den Tod nicht scheut fährt Lloyd“ und in das Badewasser kamen Fichtennadeltabletten. Auch der Jazz hatte ausgedient, ebenso die Elvis-Tolle. Es folgten die langhaarigen Beatles und Rolling Stones, auch wenn der Friseur über einen Fasson-Haarschnitt noch nicht hinauskam.

Nichts wie weg aus Singen

Es ging aufwärts, nach der Duftnote Tabak nutzte Felix Old Spice, und dann ging es für 18 Monate zur Bundeswehr. Das passte für Felix alias Karl Heinz Bittel, denn die Stadt bot keine Geheimnisse mehr und für ihn hieß es „Nichts wie weg.“ Bittel lebt heute als Autor und Lektor in München, er verfasst Aufsätze und Rezensionen in Zeitungen und Radiofeatures. Sein autobiografisches Buch „Singen. Am Anfang“ ist nur antiquarisch zu finden.

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