Gerechnet hat es sich nicht, aber gelohnt. Dieses Fazit zieht Clemens Scherzinger nach dem Auftakt des Mega Eventparks in Aach, der in den vergangenen Wochen erstmals nach jahrelanger Pause wieder zur Veranstaltungsstätte wurde. 14 Konzerte fanden dort statt. Eines war ausverkauft, viele gut besucht, manche wenig gefragt, blickt Scherzinger zurück. „Es waren 14 Konzerte, 13 davon schön“, sagt er in einem Telefonat zwischen den Abbauarbeiten. Die Strandkörbe wurden am Dienstag abgeholt, bis Ende der Woche soll das Gelände aufgeräumt sein. Dann geht das Gelände erstmal in Winterschlaf – und Familie Scherzinger kann planen, wie es im nächsten Jahr weitergehen soll.
Einer darf dann nicht mehr auf der Bühne stehen: Pietro Lombardi hatte mit seinem kurzen Auftritt nicht nur Fans, sondern auch den Veranstalter enttäuscht. „Alle anderen dürfen gerne wieder kommen.“
Manche Leute waren wegen Pandemie noch unsicher
Mit Schlager, Rock und Pop gleichermaßen wurde das Natursportpark-Gelände in Aach aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Denn nach Star-Geiger David Garrett oder der Kult-Band Iron Maiden spielte viele Jahre niemand in Aach. Scherzingers wollten das ändern – und starteten ausgerechnet zur Pandemie. Geplante Veranstaltungen wie ein Electro Openair im August mussten abgesagt oder verschoben werden.
Statt zehntausenden Besuchern waren erstmal nur bis zu 1200 in 600 Strandkörben möglich – mit genügend Abstand, um Hygieneregeln einhalten zu können. „Die Planung war schwierig und die Strandkorb-Konzerte waren das einzige, was möglich war“, sagt Scherzinger.
Doch manche Leute seien noch unsicher gewesen: Während das Konzert von Wincent Weiss ausverkauft war, wäre bei anderen noch viel Platz gewesen. Die Reaktionen der Besucher seien dann aber durchweg positiv gewesen, sagt Clemens Scherzinger: „Die, die da waren, hatten richtig schöne Abende.“
Erfahrungen für weitere Veranstaltungen gesammelt
Für ihn als Veranstalter habe sich der Aufwand nicht gerechnet, sagt Scherzinger. Sein Fazit fällt dennoch positiv aus: Sie hätten gesehen, was das Gelände und die Infrastruktur hergeben und könnten auf dieser Grundlage andere Veranstaltungen planen. Außerdem hätten sie tolle Kontakte zu Künstlern, Managements und Technikern geknüpft. Auch einige Veranstalter hätten sich das Gelände angeschaut. Und die Zusammenarbeit mit Behörden sowie Institutionen wie dem DRK hätten einwandfrei geklappt.
„Man hat es schon als Probelauf gesehen“, fasst Scherzinger zusammen. Auf den Erfahrungen und Kontakten könne nun man für die Zukunft aufbauen.
Dabei hat er auch erfahren, dass ihm als Veranstalter manchmal die Hände gebunden sind: Unzufriedene Fans nach dem Lombardi-Konzert habe er nur an dessen Management verweisen können.

Spontaner Künstlertausch zum Abschluss: Warum Mr. President fehlte
Den Abschluss des Strandkorb-Openairs bildeten drei Bands, die zur 90er-Party riefen: Bei „Samba de Janeiro“ von Bellini oder „Captain Jack“ vom gleichnamigen US-Soldaten haben viele noch die Melodie im Ohr – und hatten zum Abschluss auch die Künstler vor Augen. Zumindest die Künstler, die heute diese Hits singen, denn die ursprüngliche Besetzung ist längst ausgetauscht. Und es gibt eine weitere Einschränkung: LayZee aka Mr. President, der als dritter Künstler angekündigt war, sagte kurzfristig wegen eines Fernseh-Auftritts ab. Deshalb stand spontan die Band Rednex als dritter Act auf der Bühne – mit nicht minder bekannten Titeln wie „Spirit of the Hawk“.
Wenig eigene Hits? Kein Problem!
Dabei gelang den Bands, die Partystimmung trotz wenig eigener Hits zu halten: Wie soll Bellini, bestehend aus der Original-Sängerin Dandara Santos-Silva und zwei Tänzerinnen, einen 30-minütigen Auftritt füllen? Die Liste eigener Hits ist kurz, neben „Samba de Janeiro“ wäre da etwa noch Brazil. Es klappte mit allseits beliebten Titeln wie Macarena und viel Latino-Lebensfreude. Das Team von Captain Jack brachte anschließend ein paar mehr Charthits mit, ob „Iko Iko“, „Captain Jack“ oder „In the army now“. „Klein aber fein“ fand Sänger Bruce Lacy sein Publikum in Aach – und strahlte übers ganze Gesicht, dass er wieder mal seine Songs zum Besten geben durfte.

Danach fiel der Wechsel zu Rednex etwas schwer. Nicht, weil das Quartett auf die Bühne hüpfte wie eine angetrunkene Dorfband. Das gehört ebenso zum Image wie das Hin- und Herfiedeln auf Geigen, die an keinen Verstärker angeschlossen sind. Titel wie „Cotton Eye Joe“ sorgten zwar gleich für Partystimmung. Allerdings sprang der Funke nicht ganz über und der Übergang von schnellen Eurodance-Nummern zu melancholischen Zeilen von „Wish you were here“ fiel schwer.
250 Souvenirs stehen jetzt im Hegau
Rund 250 Menschen haben nach der Konzertreihe ihr ganz persönliches Mitbringsel mit nach Hause: einen Strandkorb. Die übrigen sollen in Mönchengladbach aufgearbeitet und verkauft werden. Für die Veranstalter-Familie stehen erstmal aufräumen, sauber machen und Rasen mähen auf dem Programm, wie Clemens Scherzinger sagt. Dann geht die Planung für 2022 weiter: „Wir hoffen auf klare Regelungen der Regierung, wie Veranstaltungen stattfinden können“, appelliert er. Denn er möchte den Mega Eventpark noch mehr mit Leben füllen.