Manuela Fuchs

Die meisten dürften ihn schon vom Fernsehen kennen, ihn aber live auf der Bühne zu erleben, ist ein ganz anderer Fall. Aufgrund von Corona mussten seine Fans ein Jahr lang auf ihn warten, und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass es in der Stadthalle nur noch wenige freie Plätze gab. „Die haben bestimmt ihre Karten nicht mehr gefunden“, spottet Bülent Ceylan.

Niemand ist sicher vor seinem Humor

Kaum hat der Komiker mit Mannemer Wurzeln die Bühne betreten, brandet begeisterter Applaus im Publikum auf. Der Komiker schlüpft in den nächsten zweieinhalb Stunden in verschiedene Rollen, jongliert mit Dialekten und gleitet mühelos von einem Thema zum nächsten.

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Dabei stellt sich so manches Mal die Frage, ob man über das eine oder andere überhaupt noch Witze machen und lachen darf. Glücklicherweise tut er es und verschont auch sich selbst nicht, wenn es darum geht, zu spotten. „Wenn ich in Stuttgart auftrete, dann sagen die Leute dort: Da kommt‘s Kanakle“, feixt der Komiker. Niemand ist sicher vor seinem Humor, da werden Schweizer, Kurpfälzer und Sachsen gleichermaßen aufs Korn genommen.

Seit 25 Jahren auf der Bühne

Das Publikum erfährt, dass Ceylan vor 25 Jahren mit seiner Bühnenshow begonnen hat, anfangs hat er Prominente parodiert und er gibt auch gleich eine Kostprobe zum Besten, indem er Marcel-Reich-Ranicki und Helmut Kohl täuschend echt nachahmt. Spannend und lustig wird es, als er die Untiefen der Erotikwelt auslotet. „Eine Show wie diese dürfte man doch eigentlich nur in Gailingen spielen, oder?“, fragt er augenzwinkernd.

Nebenbei erfahren die Gäste, wie es in den Schlafzimmern anderer Länder so zugeht. Wenn er mit blonder Fusselperücke und einem gewaltigen Hammer in der Hand in seine Rolle als Donnergott Thor schlüpft, strapaziert er die Lachmuskeln seiner Fans aufs Ärgste. Thors Hammer bietet natürlich genügend Stoff für Anspielungen. Dabei schließt der Künstler das Publikum immer geschickt in sein Spiel mit ein und erzeugt so eine Nähe, als wäre man bei ihm zu Hause zu Gast.

„Ich heiße Anneliese, nicht Analyse“

Aus Thor wird schließlich der etwas tumbe Hausmeister Mompfred, der nebenbei Integrationskurse für Flüchtlinge abhält und den Gästen erklärt, was so alles in den gelben Sack gehört, nämlich Bananenschalen und Chinesen. Dass jeder Mann aber auch eine Frau in sich hat, stellt Ceylan unter Beweis, indem er sich kurzerhand in seine Bühnenfigur Anneliese verwandelt.

Bülent Ceylan in der Rolle seiner Kunstfigur Anneliese die gar zu gerne lästert, besonders über ihre Freundin Gisela und deren ...
Bülent Ceylan in der Rolle seiner Kunstfigur Anneliese die gar zu gerne lästert, besonders über ihre Freundin Gisela und deren Schönheits-Operationen. | Bild: Manuela Fuchs

„Ich heiße Anneliese, nicht Analyse“, lässt sie wissen und verrät, dass ihre Freundin Gisela eine Schönheits-OP hat machen lassen. „Bei der war das aber schon eher eine Altbausanierung“, lästert Anneliese.

Komiker kann überraschend gut singen

Die Stimmung in der Halle ist fantastisch. Die Fans springen immer wieder von ihren Sitzen auf, sie lachen sich schlapp und klatschen begeistert. Dass Bülent Ceylan aber weit mehr kann als Komik, beweist er im letzten Teil des Programms: Er kann überraschend gut singen. „Ich liebe Songs mit Tiefgang, Lieder, die eine Botschaft haben“, sagt er. Es ist mucksmäuschenstill im Saal, als er „Father and Son“ von Cat Stevens anstimmt. Es folgen „Engel“ von Rammstein und die Ballade „Nothing else matters“ von Metallica. Die Fans stehen auf und singen lautstark mit.

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Der Comedian verabschiedet sich schließlich mit dem Lied „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen. „Nicht, dass mein nächstes Publikum warten muss, weil ich immer noch in Singen singe“, schmunzelt er und fügt an, dass er aber gerne wieder kommt. Das wollten seine Fans hören und bedanken sich mit tosendem Applaus.