Die vielen Niederschläge der vergangenen Woche gefallen vielen Menschen nicht. Anders sieht es aber in der Natur aus. Denn nach vielen trockenen Sommern und Wintern mit wenig Schnee und Regen erholen sich die Bäume langsam wieder.
Dabei unternimmt die Stadt Singen viel, damit der Baumbestand auch ohne langanhaltende Regenphasen gut gedeiht, erklären Michael Schneider und Heike Beermann-Landry von der städtischen Abteilung Grün und Gewässer. Bei einer Begutachtung von Bäumen in der Nähe des Aachbades war Winfried Rösch, Baumpfleger bei der Stadt, in seinem Element.
Normale Niederschlagsmenge eines Frühjahrs
„Eigentlich haben wir gerade die Niederschlagsmenge eines normalen Frühjahrs“, sagt Heike Beermann-Landry. Doch im Grunde ist es schon ein Sonderfall, dass die Niederschläge gerade wochenlang so ausgiebig sind. „Wir haben bereits im März Bäume bewässert“, berichtet Michael Schneider. So sieht man zum Beispiel in der Georg-Fischer-Straße an vielen jungen Bäumen neben der Fahrbahn grüne Bewässerungssäcke, damit die Mitarbeiter der Abteilung Technische Dienste nicht ganz so viele Fahrten zum Gießen machen müssen.
Ein Standort an einer viel befahrenen Straße sei eigentlich ein Stressstandort, im Zeichen des Klimawandels sogar noch mehr, erklärt Beermann-Landry. Auf dem Mittelstreifen, wie an der Georg-Fischer-Straße, hätten die Bäume zu wenig Fläche und Fahrtwind der Autos sowie die Hitze des Asphalts seien ebenfalls nicht förderlich für ein gesundes Wachstum der Bäume.
In den vergangenen Jahren haben die Mitarbeiter der Technischen Dienste die Bewässerung von Bäumen und Rabatten um ein Vielfaches erhöht. Eigentlich würden Bäume nur einmal im Frühjahr und Herbst gegossen, den Rest sollte der Regen geben. Das reicht aber nicht mehr: „Wir gießen unsere Jungbäume jetzt regelmäßig von März bis zum Herbst“, so Beermann-Landry. Auch habe man seit den trockenen Sommern mehr Ausfälle bei den Jungbäumen.
Mangel an Personal und Material
Ein großes Problem bei der Pflege und Bewässerung der Bäume ist auch der Personalmangel und die Ausstattung. „Wir leihen uns für die Bewässerung zeitweilig Wasserfässer von Landwirten“, so Beermann-Landry. „Der Zeitaufwand für das Gießen ist einfach enorm gestiegen und dadurch bleiben auch andere, nötige Arbeiten liegen“, ergänzt Michael Schneider.
Die Platanen auf dem Herz-Jesu-Platz haben sich von der großen Umpflanzungsaktion inzwischen ganz gut erholt. Als der Platz vor einigen Jahren umgestaltet wurde, waren sie an einen anderen Standort nahe des Waldfriedhofs versetzt worden und sind nun wieder an ihrem angestammten Platz. Sie entwickeln sich dort gut, sind aber vorsichtshalber noch angebunden.
Klimabäume werden getestet
Um dem Klimawandel ein wenig die Stirn zu bieten, werden bereits seit 20 Jahren sogenannte Klimabäume getestet. Dazu gehören zum Beispiel die ungarische Eiche oder das Feldahorn. Die Abteilung Grün und Gewässer nutzt die Möglichkeit, sich in der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) mit Fachleuten auszutauschen.

Singen ist der GALK angeschlossen. Schon 1995 und noch einmal 2005 wurden Straßenbäume getestet und in der Broschüre „Zukunftsbäume für die Stadt“ gemeinsam dem Bund deutscher Baumschulen herausgegeben.
Streusalz ist ein großes Problem
Streusalz im Winter ist übrigens – neben der Trockenheit im Sommer – mit das größte Problem für Straßenbäume. „Die Blätter der Spitzahorne beim Hegau-Gymnasium hatten schon letzten August braune Ränder, weil sich das Salz in den Bäumen anreichert“, erklärt Beermann-Landry. Irgendwann werde man diese Bäume ersetzen müssen.
Die Empfehlungen für stadtklimataugliche Bäume müssen aber nicht überall funktionieren. „Die Stieleiche hat bei uns Probleme, während es die Winterlinde noch schafft“. Noch nie gut gewachsen seien Eschen als Straßenbäume, denn sie würden Auen bevorzugen. In der Thurgauer Straße stehen jedoch amerikanische Eschen, die wiederum weniger anfällig für das Eschentriebsterben sind und auch gut mit der Trockenheit klar kommen.
Bäume werden kontrolliert
Die Abteilung Grün und Gewässer hat zudem vor einigen Jahren ein Baumkataster erstellt. Hier sind 14.700 Bäume an Straßen und in den Grünanlagen erfasst, weitere 5000 fehlen noch. Winfried Rösch, Baumpfleger bei der Stadt sowie sein Kollege Joachim Degener sind immer wieder unterwegs, um die Bestände durchzuschauen. Gerade kurz vor der Öffnung des Aachbades war Winfried Rösch dort unterwegs.
Am Uferweg hat er zum Beispiel an einer Winterlinde einen Rindenschaden, vermutlich durch einen Blitzeinschlag, festgestellt. Auch teilt sich dieser Baum etwas oberhalb des Rindenschadens. „Hier müssen wir möglicherweise irgendwann die Kronen sichern“, so Rösch. Auf seinem Laptop notiert er den Status. In regelmäßigem Turnus erfasst er bei seinen Begehungen den Gesamtzustand und auch, ob die Abstände zu Fahrbahnen ausreichen. Sind dringende Schnittarbeiten erforderlich, werden diese von Kollegen oder ihm selbst schnell erledigt.