Bald müssen Bahnfahrer, wie Pendler und Schüler, wieder viel Geduld zeigen. Ab dem 20. Februar legt die Bahn durch Bauarbeiten die Strecke Singen – Engen vier Wochen lang weitestgehend lahm. Drei Bahnübergänge werden mit neuer Technik erneuert. Dies soll für mehr Sicherheit für Fußgänger, Autofahrer und Bahnreisende sorgen. Solche Maßnahmen haben in der Vergangenheit immer wieder zu großem Ärger von Bahnkunden geführt. Sie bezogen sich vor allem auf die Ersatzbus-Verkehre, die alles andere als gut funktioniert hätten. Es gab auch Klagen darüber, dass Anschlüsse verpasst wurden.
Enge in Bussen befürchtet
Nun gibt es auch die Sorge davor, dass in vollen Bussen die Corona-Infektionsgefahr steigt. Die Bauarbeiten und die damit einhergehenden Streckensperrungen werden tagsüber ausgeführt. Bahnfahrer Oliver Schmiddle hält dies in Corona-Zeiten für unhaltbar. „Die Arbeiten sollten nachts erfolgen. Er befürchtet, dass die Fahrgäste dicht an dicht in die Bussen sitzen und stehen. Dies umso mehr, wenn der Schulbetrieb wieder beginnt und Geschäfte wieder öffnen dürfen, was die Zahl der Pendler wieder erhöht. „Die Arbeiten finden tagsüber statt, um die Lärmbelästigung für die Anwohner so gering wie möglich zu halten“, berichtet die Pressestelle der Deutschen Bahn auf Anfrage. Der Fahrplan für den Schienenersatzverkehr mit Bussen sei unter anderem auch mit der Schweizerischen Bundesbahn – sie bedient auch regionale Linien – abgestimmt, um Anschlüsse zu ermöglichen und Wartezeiten zu verringern.

Tagsüber komplett gesperrt
„In Ehingen und Mühlhausen rüsten wir insgesamt drei Bahnübergänge mit neuer Technik aus. Gebaut wird an den Bahnübergängen Hohenstoffelstraße (zwischen Ehingen und Sägewerk), am Bahnübergang Schmiedstraße in Mühlhausen und dem Bahnübergang Aacher Straße. Für diese Arbeiten muss die Strecke zwischen Welschingen-Neuhausen und Singen ab Samstag, 20. Februar bis Freitag, 19. März täglich von 8 bis 20 Uhr komplett gesperrt werden“, berichtet die Deutsche Bahn.

Busse statt Züge
Die Regionalzüge der Schwarzwaldbahn fallen zwischen Engen und Singen aus. Zwischen den beiden Städten fahren Ersatzbusse, zwischen Singen und Konstanz Pendelzüge. Auch die Verbindungen auf der Gäubahn zwischen Stuttgart und Singen sind von den Bauarbeiten betroffen, was ebenso für die direkten Verbindungen von Stuttgart nach Konstanz an Wochenenden gilt.
Längere Fahrzeiten
Der Seehas (SBB) pendelt ebenfalls nicht zwischen Engen und Singen, auch hier fahren als Ersatz Busse. Die IC-Züge Stuttgart – Singen fahren nur zwischen Singen und Zürich. Zwischen Stuttgart und Engen verkehren IC-Züge im 2-Stunden-Takt. Zwischen Engen und Singen fahren Fernverkehrs-Ersatzbusse, ebenfalls im 2-Stunden-Takt. Die IC-Züge Karlsruhe – Offenburg – Konstanz fallen zwischen Karlsruhe und Konstanz ersatzlos aus. Die Fahrgäste sollten die erheblich längere Fahrzeit der Busse beachten. Eine Fahrradmitnahme in den Bussen ist nicht möglich.
Mehr Sicherheit und kürzere Wege
Den Problemen, die eine vierwöchige Sperrung mit sich bringt, steht auch eine Verbesserung gegenüber. Hans-Peter Lehmann, Bürgermeister von Mühlhausen-Ehingen, sieht in der Modernisierung eine weitere Aufwertung und Verbesserung der Sicherheit des Bahnverkehrs in der Gemeinde. Die muss sich durch gesetzliche Änderungen im Gegensatz zu früheren Zeiten nicht an den Kosten beteiligen. „Durch die Erneuerung der Bahnübergänge samt Austausch der alten Technik gibt es bessere Wege und kürzere, barrierefreie Wege für Fußgänger“, so Lehmann.

Höhere Durchlässigkeit
„Die Züge erhalten eine höhere Durchlässigkeit, weil die neuen Anlagen Defekte vermeiden sollen“, so Lehmann. Viele Bahnfahrer konnten aufatmen, als nach jahrelanger Verzögerung der Bahnsteig an der Haltestelle Mühlhausen modernisiert und abgesenkt wurde. Zuvor musste sie beim Seehas-Ein und -Ausstieg eine Höhenhürde von knapp einen halben Meter überwinden. Sportliche waren im Vorteil, vor allem ältere Menschen hatten das Nachsehen. „Viele Bahnfahrer fordern Verbesserungen. Wenn sie dann durch solche Maßnahmen kommen, sind Einschränkungen unumgänglich, wie durch Ersatzverkehre. Nächtliche Arbeiten sind schon aus logistischen Gründen nicht möglich, weil beispielsweise für nötige Vorarbeiten die Zeitspanne des nächtlich ruhenden Schienenverkehrs zu gering wäre. Heikle Leitungsarbeiten könnten bei den derzeit herrschenden enormen Minustemperaturen gar nicht ausgeführt werden“, erklärt Lehmann.
Zwischen Singen und Engen
„Für uns ist der halbstündige Seehas-Bahnhalt bisher schon ein wichtiger Standortvorteil, der künftig im Zuge der neuen klimaneutralen Mobilität zu einem vernünftigen Preis noch stark an Bedeutung gewinnt. Über den Seehas erreichen Schüler und Pendler Engen und Singen samt Anschlussorten“, betont Lehmann. Einziges Manko: Eine Bahnstrecke, die durch eine Gemeinde führe, teile diese auch etwas. So schaffen die neuen Bahnüberänge auch bessere Verbindungen.