Das war ein Abschluss mit Ansage: „Lass es uns tun“ lautete das Motto des Abends in der Basilika in Singen. Olga Tucek, Satirikerin, Kabarettistin und Sängerin hatte für den Anlass nicht nur ihr Akkordeon dabei, sondern auch passend zum Abend extra neue Texte geschrieben. Diese hatten den Tenor, sich als Frau einzumischen, auch in politischen Gremien. Genau das war die Intention des Aktionsprogramms „Frauen in die Politik“, dessen Abschluss gefeiert wurde.

Die beiden Landkreise Konstanz und Waldshut hatten am Programm, das nun nach eineinhalb Jahren zu Ende ging, teilgenommen. Klar, dass zum Abschlussabend fast nur Frauen, auch einige aus dem Kreis Waldshut gekommen waren. Federführend war das Programm von der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Konstanz, Petra Martin-Schweizer sowie ihrer Kollegin im Kreis Waldshut, Anette Klaas und Bürgermeisterin Ute Seifried begleitet und umgesetzt worden. Workshops und eine Reise mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Lina Seitzl nach Berlin waren nur zwei der Bausteine des Aktionsprogramms.

„Ganz wichtig waren die Tandems, bei denen Mentoren Frauen begleitet haben, die sich politisch engagieren wollen“, sagte Ute Seifried rückblickend. Einer der Mentoren war Reinhard Zedler, ehemaliger Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt und seit über 16 Jahren im Rielasinger Gemeinderat. Er hatte die 33-jährige Paula Lamprecht (Leiterin der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA)) begleitet. „Wir hatten im Landkreis Konstanz 20 solcher Tandems, im Landkreis Waldshut waren es ebenso viele“, sagte Ute Seifried, bevor Olga Tucek das Mikrophon übernahm und ihr Programm zum Besten gab.

„Ich bin ein wenig nervös“, begann Olga Tucek ihren gut einstündigen Auftritt. Schließlich komme sie ja aus der Schweiz. Doch ihre Nervosität war völlig unnötig, denn das Publikum war begeistert von ihrer Ausdruckskraft, die sich sowohl in der Stimme wie auch in den Texten niederschlug. Und dazu mischte sich noch der Klang ihres Akkordeons. Den ersten Song „Lasst es uns tun“ hatte sie als Motivationslied eigens für die Veranstaltung komponiert. Gerade vor kurzem 50 Jahre alt geworden, wies Olga Tucek eingangs darauf hin, dass sie ja nur zwei Jahre jünger sei als das Frauenwahlrecht in der Schweiz. Mit Ausnahme des Kantons Appenzell Innerrhoden, wo es sogar erst im Jahr 1990 in Kraft trat.

Das Publikum erfuhr auch, dass es beim Nachbar Schweiz neben dem internationalen Frauentag am 8. März noch den Frauenstreik am 15. Juli gibt. In diesem Sinne hatte sie das Lied „Jeden Tag ein kleiner Streik“ komponiert. „Ich hoffe, es inspiriert die Zuhörerinnen, jeden Tag ein wenig Geschichte zu schreiben“, sagte sie. Sie verstehe sich als Frau auch nicht als eine Hälfte des Kuchens (neben den Männern), sondern möchte lieber ein neues Kuchenrezept und rät in dem Song „Lass es!“ Dinge wie „Ist Dir Cup Cakes machen zu infantil, dann lass es!“ Ganz nebenbei bekommen Männer auch ein klein wenig ihr Fett weg. Etwa als die Satirikerin bemerkt, dass der Laubbläser die Maschine des Patriarchats sei und dazu eine Beobachtung zum Besten gibt, wie ein Mann ein paar Kieselsteinchen mit dem Laubbläser wieder an den richtigen Ort fegt. Frau kann sich das sehr gut vorstellen. Mann sicher auch.

Im musikalischen Gepäck hatte Olga Tucek auch ein auf Deutsch übersetztes Lied, das die Frauen im Iran zum Frauentag am 8. März gesungen haben, um sich für Frauenrechte einzusetzen. Ihr Abschlusslied vor der Zugabe mündete in eine Art Hymne. Mit „Allez les femmes“ (was in etwa „steht auf, Frauen“ bedeutet) appellierte sie, sich einzumischen. „Politik ist keine Hexerei. Die Welt braucht Frauen, die sich mit der Welt befassen“, so Tucek.

„Was für ein Geschenk ist dieser Abend“, war Petra Martin-Schweizer nach den Zugaben von Olga Tucek begeistert. Es sei zwar der Abschluss des Programms, doch auch ein Aufbruch, weiter zu machen, so Martin-Schweizer. Der Abschlussabend wurde mit Geldern aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ finanziert.