Angeblich stammt der Spruch „Handwerk hat goldenen Boden“ schon aus dem Mittelalter und sollte damals eher ironisch auf die Armut von Handwerksmeistern hinweisen. Doch das ist heute anders. Handwerker sind gefragt wie nie zuvor.
Welche Perspektiven junge Menschen haben, wenn sie einen Handwerksberuf ergreifen, das können 450 Schüler der siebten bis neunten Klassen aus Singener Schulen beim „Tag des offenen Handwerks“ am Freitag, 20. Mai, erfahren. 44 Betriebe sind bei der 14. Auflage der Veranstaltung dabei.
Das Organisationsteam
Das Organisationsteam umfasst viele unterschiedliche Akteure. Mit dabei sind: Wilfried Trah (Vorsitzender von Singen aktiv), Claudia Kessler-Franzen (Geschäftsführerin Singen aktiv), Oberbürgermeister Bernd Häusler, Werner Gohl (Handwerkerrunde), Karin Marxer (Handwerkskammer Konstanz), Johannes Briechle (Vertreter der Singener Schulen), Jan Böttcher (Gesamtelternbeiratsvorsitzender), Sieglinde Tomansky (Stadt Singen – Koordinatorin Schule/ Wirtschaft) sowie Josef Steidle und Ulrike Sauter-Steidle (Sauter GmbH).
Das Team informierte die Vertreter der Medien, wie der Tag des offenen Handwerks ablaufen soll. Allen Partnern ist es besonders wichtig, dass die teilnehmenden Schüler und auch deren Eltern das Zukunftspotenzial des Handweks besser erkennen.
Schüler gehen in kleinen Gruppen in die Betriebe
Am 20. Mai können sich die Schüler deshalb umfassend in den Betrieben informieren und unterschiedliche Fragen stellen. Die Organisation läuft dieses Mal so ab wie im vergangenen September, als die Schüler wegen der Corona-Pandemie bereits in kleinen Gruppen in den Betrieben waren.
„Die berufliche Orientierung gehört zu unseren Kernaufgaben und an diesem Tag möchten wir den Schülerinnen und Schülern einen bunten Blumenstrauß an die Hand geben, damit sie den richtigen Beruf finden“, sagte Johannes Briechle, Vertreter der Singener Schulen.
Die Schüler konnten im Vorfeld sagen, welche Betriebe sie interessieren. Auf einem Flyer finden sie außerdem Fragen, die sie beim Besuch im Betrieb stellen können. „Als Eltern sind wir froh, dass dieser Tag stattfinden kann, denn viele Ausbildungsberufe haben sich verändert und es kommen immer neue Berufe hinzu“, sagte Jan Böttcher vom Gesamtelternbeirat.
Was zur Ausbildung dazu gehört
Wilfried Trah von Singen aktiv stellte die wichtigsten Aspekte einer Ausbildung im Handwerk kurz dar. Dazu gehöre neben Verantwortung und Mitwirken von Anfang an das lösungsorientierte Arbeiten, Kreativität, die ideale Verbindung zwischen Theorie und Praxis und eine Ausbildungsvergütung von Anfang an.
Das Handwerk biete sichere Arbeitsplätze, die Chance zur Selbständigkeit und nach einer Meisterprüfung sei dann auch immer noch ein Studium möglich.
Handwerk sucht nach wie vor nach Nachwuchs
„Wir wollen an diesem Tag zeigen, wie modern und schlagkräftig das Handwerk ist“, sagte auch Handwerker Werner Gohl. Dass die Betriebe händeringend nach Auszubildenden suchen, zeigen auch die aktuellen Zahlen. Für die derzeit 183 gemeldeten Ausbildungsstellen im Bereich der Arbeitsagentur Singen gebe es derzeit nur 110 Bewerber, hatte Jens Walter von der Agentur für Arbeit mitgeteilt.
„Bei uns war im vergangenen Jahr beim Tag des offenen Handwerks ein Mädchen. Sie macht nun bald ein Praktikum bei uns und möchte Malerin werden“, sagte Josef Steidle von der Firma Sauter. Für die Firma, die Stuckateure, Maler und Lackierer ausbildet, ist das ein Glücksfall, denn sie sucht Auszubildende.
Bildungspartnerschaften und weitere Angebote
„Wir brauchen gerade auch im Zeichen des Klimawandels junge Menschen, die wir damit begeistern können, dass Handwerk goldenen Boden hat“, sagte OB Bernd Häusler. Die Stadt unterstütze den Übergang von der Schule in den Beruf seit vielen Jahren mit einer eigenen Stelle.
Außerdem gebe es 44 Bildungspartnerschaften mit Betrieben und Schulen, und auch eine Bewerbungswoche wird inzwischen flächendeckend in Singener Schulen angeboten. In Singen gibt es aktuell 610 Handwerksbetriebe, von denen 200 ausbilden können. Aktuell bilden davon allerdings nur 102 Betriebe aus.