Früh übt sich, wer ein guter Geschäftsmann werden will. Das dachten sich auch die Teilnehmergruppen der diesjährigen Übungsfirmenmesse, die das Angebot des Berufskollegs eins der Robert-Gerwig-Schule nutzten, um ihre Schülerfirmen zu präsentieren. Diese sind – wie in den vergangenen fünf Jahren – Ausrichter der Veranstaltung. 37 Übungsfirmen traten unter fast realen Bedingungen in der Singener Stadthalle an, um zu zeigen, dass sie verstanden haben, wie man Geschäfte macht.
Potentielle Kunden konnten die vor Werbebannern drapierte Ware an den meisten Ständen sogar in elektronischen Katalogen betrachten und auswählen. Flyer waren mit Hilfe von Sponsoren und Partnerfirmen gedruckt worden. Doch die Präsentation der Waren war es letztlich, die die Messeatmosphäre ausmachte.
Von Kaffeemaschinen über Kleidung bis zu Fahrrädern reichte das Angebot. In Verkaufsgesprächen priesen die Jungunternehmer der Übungsfirmen die Qualität ihrer Waren an. In den Messeboxen erlebten die Besucher, was eine Voraussetzung für gute Geschäfte ist: Ein freundlicher Empfang durch das Personal. So dauerte es meist nicht lang, bis der Kunde ein Einkaufsformular in der Hand hielt. Nach Ausgabe des Belegs konnte weiter eingekauft werden. Die Bestellung landete im Aktenordner. Mit großem Ernst und Eifer waren die jungen Leute bei der Sache. Dass es sich auf dem Messegelände nur um fiktive Geschäftsabschlüsse handelt, die weder Folgen für Käufer noch Verkäufer haben, war den emsigen Akteuren in keiner Weise anzumerken.
Floriana Binaki, Schülerin des Berufschulzentrums Stockach und Verantwortliche in der Coffee-Event-Coorporation GmbH berichtete, wie ernst die Klasse das Projekt nehme: "Wir rotieren – wenn möglich – halbjährlich die Aufgabenbereiche, von der Personalabteilung über die Finanzbuchhaltung, das Sekreteriat und die Auftragsabwicklung." Obwohl die Klasse während des Jahres Aufträge von ihren Partnerfirmen wie dem Milchwerk Radolfzell oder dem Media Markt bekomme, sei der direkte Kontakt zu anderen Übungsfirmen etwas Besonderes. Kunden können an diesem Messetag Kaffee am Stand probieren, bevor sie ein Produkt kaufen und bekommen bei Vertragsabschluss eine Gratispackung davon, erzählt die 17-Jährige.
Sophie Neidhart vom Beauty-Dimension-Stand der Robert-Gerwig-Schule weiß vor allem den regelmäßigen Umgang mit der Firmensoftware Navision zu schätzen. "Das nutzen viele reale Firmen", weiß sie. Damit können sie vom Ein- und Verkauf über das Lager bis hin zum Marketing alle Abläufe kontrollieren.
Die Klassen haben durchschnittlich vier Wochestunden Zeit, ihr Unternehmen zu führen. Sie vergeben und bekommen Aufträge. Die Partnerfirmen helfen, den Geschäftsalltag zu simulieren. Der Erfolg dieser Methode zeigte sich auf der Messe. Das sieht auch Chiara Goltz von der Robert-Gerwig-Schule so: "Der direkte Kontakt mit den Kunden macht den Unterschied." Viele der teilnehmenden Firmen verteilten Werbegeschenke und lockten mit Gewinnspielen. Das brachte ihnen neue Kontakte und Aufmerksamkeit ein.
Von der Garderobe bis zur Verpflegung war großzügig gesorgt. Einige Klassen reisten für die Messe aus Freiburg, Offenbach und der Schweiz an, um an Aufträge zu kommen. Die Teilnehmer sind sich jedenfalls über die Effizienz der Veranstaltung einig. Die siebte Übungsfirmenmesse ist für 2018 in Singen schon geplant.
Übungsfirmenmesse 2017 in Singen
Seit sechs Jahren können sich Berufschüler als Jungunternehmer versuchen und in der Stadthalle präsentiern
- Für einen guten Gesamteindruck sorgt ein professioneller Messebauer.
- 14 Sponsoren wie z.B. die Randegger Ottilienquelle, die Thüga Energie GmbH unterstützen die Messe.
- Schüler, die an einer Firma mitwirken, erhalten eine gesonderte Praxis-Note im Zeugnis.