Viele Flüchtlingsfamilien sind in Singens Oststadt untergebracht und damit im Einzugsbereich der Waldeck-Schule. „Die Schule meistert diesen Zustrom, weil sich die Singener Schulen gemeinsam der Herausforderung stellen“, sagt Schulleiterin Anja Claßen. Wenn eine Familie mit schulpflichtigen Kindern kommt, die kein oder kaum Deutsch sprechen, gehen die Kinder in eine der Vorbereitungsklassen. Das betrifft nicht nur Flüchtlingskinder, sondern alle Kinder mit Migrationshintergrund. Die Schulen tauschen sich aus, in welcher Vorbereitungsklasse Platz ist. An der Waldeck-Schule gibt es zwei dieser Klassen, eine für die Grundschule mit rund 36 Kindern und eine für die Haupt- und Werkrealschule mit 42 Jugendlichen. Eine weitere Vorbereitungsklasse kann die Schule nicht einrichten. „Wir haben nicht die Räumlichkeiten, es fehlt aber vor allem an Lehrkräften, die überall händeringend gesucht werden“, erklärt Anja Claßen.
Kinder mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen sollen in der Vorbereitungsklasse Deutsch lernen. Manche Kinder kennen nur die arabischen Schriftzeichen, manche waren schon in der Schule, andere nicht, manche beherrschen ihre Muttersprache, andere nicht. Manchmal kommen Jugendliche mit 13 oder 14 Jahren, die nur zwei oder drei Jahre in der Schule waren. „Es geht darum, individuell zu schauen, was das Kind kann, und für jedes ein Programm zusammenzustellen“, sagt Renate Weißhaar, stellvertretende Schulleiterin der Waldeck-Schule. Dieses Programm beinhaltet auch, dass die Kinder immer wieder in den Regelunterricht integriert werden.
Dabei werden sie von einer Lehrkraft unterstützt. Sie machen beim Sportunterricht oder beim Technikunterricht mit, wo Deutschkenntnisse nicht wesentlich sind. Die Schule achtet auch darauf, dass Kinder mit Migrationshintergrund in die Ganztagesschule gehen. „Es ist wichtig, dass die Kinder das, was sie morgens lernen, mittags im Gespräch mit den anderen Kindern auch anwenden“, erklärt Anja Claßen. Für den Erfolg der Integration gelte: „Je jünger, desto größer der Erfolg. Ältere Kinder oder Jugendliche tun sich mit der neuen Kultur oft schwer.“
Ziel der Vorbereitungsklassen ist, dass die Kinder so bald wie möglich in den Regelunterricht wechseln. Die Besetzung der Kinder in der Vorbereitungsklasse ändert sich nicht nur deshalb ständig. Täglich kommen neue Kinder oder eine Flüchtlingsfamilie wechselt in eine Anschlussunterbringung und die Kinder müssen auf eine andere Schule gehen. „Das bedauern wir immer sehr“, sagt Anja Claßen.
Kulturelle Unterschiede hat die Waldeck-Schule, mit einem Anteil von 72 Prozent an Schülern mit Migrationshintergrund, von jeher zu meistern gelernt. Auf der Speisekarte der Mensa steht für die muslimischen Schüler immer mindestens ein Gericht ohne Schweinefleisch. Auch müssen einige Schüler lernen, sich von einer Frau, der Lehrerin, etwas sagen zu lassen.