Kaum jemand kennt die Menschen in der Region besser als Elisabeth Paul. Die gebürtige Singenerin, quirlige Fasnachterin, Kirchenmusikerin und nun auch Hospiz-Aktivistin weiß genau, wie sie Gefühle ansprechen und herauslocken kann. Das beweist sie mit ihren besinnlichen Veranstaltungen in der St. Peter-und-Paul-Gemeinde; und das zeigt sie nun wieder mit einer besonderen Bilderschau an einem Baugerüst.
Es ist nicht irgendein Baugerüst, sondern eines, das im Zusammenhang mit dem Um- und Neubau des Singener Hospizes an einer denkmalgeschützten Fassade aufgestellt wurde. Auf Stofffolien, die als Staubschutz dienen sollen, entstand ein Fotoalbum in Großformat. Alte Fotografien von dem Areal und der Stifterin Emma Wetzstein, zusammengesucht im Stadtarchiv, sollen an die Geschichte dieses Ortes erinnern. Die Stadt Singen ist nicht gerade reich an historischen Gebäuden, wie Architekt Wolfgang Riede betont. Doch die stattliche Villa der Bus-, Taxi- und Bestattungsunternehmerin Emma Wetzstein, die diese 1950 zusammen mit ihrem Mann von der Familie Fahr kaufte und bis zu ihrem Tod im Jahr 2009 bewohnte, bleibt erhalten und wird Mitte Januar zur neuen Heimat des Hospizvereins.
"Erinnerung ist Heimat", fasst ein Schriftzug die Idee dieser Freiluftausstellung zusammen. Elisabeth Paul und Ulrike Traub, die gemeinsam den Trauerort gestalten, hatten die Idee dazu. Ein kleines Gebet von Emma Wetzstein zieht die Aufmerksamkeit auf sich: "Befreie mich von allem, was mich drückt und hemmt, dass ich mit frischer Kraft meine Aufgaben erfüllen und mein Schicksal meistern kann." Kraft, das eigene Schicksal zu meistern, benötigen jene Menschen, die dem Tod entgegen blicken und ihre letzten Tage im Hospiz verbringen werden.
Wolfgang Heintschel von der Caritas und Christian Grams von der Diakonie (beide Geschäftsführer des ökumenischen Hospiz- und Palliativzentrums Horizont) unterstützen die Idee, den geschichtsträchtigen Ort über die Bilder ins Bewusstsein der Bürger zu rücken. Indem sie die Veränderungen des Geländes aufzeigen, werde auch die Entstehung des Sterbe- und Trauerortes mitten in der Stadt den Menschen nahe gebracht. Die Bilder werden die Baustelle bis zum Spätsommer 2018 verstecken. Für Elisabeth Paul sind die Bilder mehr als nur ein schmucker Bauzaun. Sie will den Passanten ein Stück Heimatgefühl vermitteln und eine besondere Frau nahe bringen.
Der Zeitplan für die Fertigstellung des Gesamtkomplexes ist höchst ambitioniert und dürfte kaum einzuhalten sein. Eigentlich sollte der Hospizverein schon seit Oktober in der Villa residieren. Der Einzug in den Neubau ist für Ende 2018 geplant. Derzeit entstehen die Tiefgaragen.
Was bleibt
In langsamen Schritten geht das große Projekt zum Aufbau eines Singener Hospizes auf dem Gelände des ehemaligen Bus-, Taxi- und Bestattungsunternehmens Wetzstein voran. Die Villa selbst hatte die Unternehmerin Emma Wetzstein der Stadt vermacht.
Zum 15. Januar 2018 kann der Hospizverein die frisch renovierten Räume in der Villa beziehen.
Jetzt wird auch das grüne Eckgebäude bis auf die Fassade entkernt. Architekt Wolfgang Riede erklärt, dass sämtliche Zwischendecken entfernt werden müssen, um eine barrierefreie Verbindung zum anschließenden Neubau zu gewährleisten. (gtr)