Die stets umtriebige und fest in der Region verwurzelte Närrin war mit ihrer Kult-Figur „Kuh vom Land“ bei TV-Sendungen einem Millionen-Publikum bekannt geworden. Für ihren Einsatz war sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Zahlreiche närrische Ehren-Ordern dekorierten ihren karierten Kittelschurz, das Markenzeichen der von ihr gespielten Bäuerin aus dem Hegau.
Noch im November, vor wenigen Wochen, war Sigrun Mattes mit ihrer Hegauer Mundart-Bühne in Singen aufgetreten. Mehrere Tage hintereinander war sie mit ihrer Mannschaft auf der Bühne gestanden. Dies war ihr Leben. Heiterkeit und Spaß in Hegauer Mundart zeichnete sie aus. Bei diesen Auftritten musste sie bereits an Krücken gehen. Das nervte die Vollblut-Komödiantin zwar, doch sie war froh, überhaupt wieder auftreten zu können. Ein Jahr zuvor war die ganze Theater-Serie aus gesundheitlichen Gründen von ihr abgesagt worden. Ihre Beine hatten ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht, wie sie sagte. Umso glücklicher war sie über die Auftritte im Herbst vorigen Jahres. Dass es ihre letzten gewesen sein sollten, wussten weder sie noch ihr Publikum, das in Singen noch vielhundertfach zu den Auftritten geströmt kam.Schon kurz nach dem jüngsten Mundart-Theater musste Sigrun Mattes ins Krankenhaus, wo sie mehrere Wochen lag und nun am Neujahrstag im Kreise ihrer Familie starb.
Sigrun Mattes war die personifizierte Fröhlichkeit. Gepaart mit einer gehörigen Portion Mutterwitz nahm sie nicht nur an der Fasnacht das Leben ihrer Mitmenschen treffend aufs Korn. Auch bei zahlreichen Seniorennachmittagen, gern auch in Altersheimen, sowie bei zahlreichen sonstigen Veranstaltungen brachte sie mit ihrer Drehorgel und munteren Liedern die Menschen zum Lachen – und zum Nachdenken.
Der Humor der gebürtigen Zizenhauserin war nie oberflächlich und billig, sondern stets gewürzt mit einer Prise Hintersinnigkeit. Und mit einer noch größeren Portion Alefänzigkeit. Dafür bekam sie von der Langensteiner Cumpaney schon früh den Alefanz-Orden des Fasnachtsmuseumsvereins Schloss Langenstein überreicht. Dies ist die höchste närrische Auszeichnung in der westlichen Bodenseeregion und gilt als fasnächtlicher Ritterschlag weit über den Hegau hinaus.
Ausgezeichnet wurde die Närrin, die in Singens Stadtteil Beuren zuhause war, auch mit der Johann-Peter-Hebel-Medaille sowie mit der Heinrich-Rehm-Medaille der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. Als „Mutter der Nation“ im Hegau wurde sie damals liebvoll bezeichnt. In Konstanz wurde sie im November noch zur Ehren-Elefantine bei der dortigen Elefanten-AG ernannt. Beim Stockacher Narrengericht stand sie vor wenigen Jahren noch bei der Dreikönigssitzung in der Bütt. Auf dem Singener Stadtfest war sie mit humorvollen Sketchen stets Dauergast, ebenso bei der Muettersproch-Gsellschaft und auch im SÜDKURIER-Medienhaus trat sie bei närrischen Feiern häufig auf. Die Fasnacht im Hegau beginnt traurig.
Was närrische Kollegen über Sigrun Mattes sagen
Klaus Sauter, ihr närrischer Alefanz-Kollege, sagt, „die Region wird noch lange an sie denken. Und sie wird einmalig bleiben. Menschen zu unterhalten, das war ihr Leben.“ Zu jedem Verein, der angefragt habe, sei sie mit ihrer Drehorgel gefahren.
Stephan Glunk von Singens Poppele-Narrenzunft erinnert sich „an die Fröhlichkeit, die sie immer versprühte. Ich traf sie gerade oft auch bei Seniorennachmittagen, wo sie die Zuhörer glücklich machte.“
Franz Götz als Ehren-Präsident des Fasnachtsmuseumsvereins Schloss Langenstein würdigt die Verstorbene als „liebenswürdige Persönlichkeit und Pflegerin des heimischen Brauchtums“. Sie sei „ein alemannisches Goldstück“ gewesen. „Man hat sie einfach mögen müssen.“
Hans-Peter Jehle, der sie als SWR-Moderator der Konstanzer TV-Fasnacht und auf Schloss Langenstein lange Jahre begleitete, nennt sie „eine wesentliche Institution unserer heimischen Fasnacht“. Mit Karle Maurer zusammen sei sie prägend gewesen für die TV-Auftritte. Diese hätten Sigrun Mattes landesweit bekannt und beliebt gemacht.
Walter Fröhlich, der 2013 verstorbene Mentor und Redenschreiber von Sigrun Mattes brachte es in seiner letzten eigenen Rede auf den Punkt: „Es gibt keine Bessere!“