Viele Geheimnisse, die tief im Bauch des städtischen Kunstmuseums schlummern, wurden am Dienstag bei der Aktion "Der SÜDKURIER gibt einen aus" für gut zwei Dutzend Leser dieser Zeitung gelüftet. In lockerer Runde bot Museumsleiter Christoph Bauer für die Gäste viele interessante Informationen rund um Museum, städtische Kunstsammlung und die Kunst in Rathaus-Stuben. Moderiert wurde der Leserabend von Redaktionsleiter Jörg Braun.
Seit 1947 sammelt die Stadt Singen Kunstwerke. Vor allem von Künstlern, die direkt mit der Region Hegau und Bodensee verbunden sind und hier lebten und wirkten. Über die Jahrzehnte kam da allerhand zusammen. "Wir haben heute einen Fundus von fast 3500 Werken", berichtete Christoph Bauer im Foyer des Museums. Aufgabe des Museums sei es, neben der Präsentation, die Sammlung zu pflegen, auszubauen und über die Künstler und deren Werke zu forschen.
"Die Sammlung hat einen Gesamtwert von rund vier Millionen Euro", sagte Bauer. Zu diesem Preis sind die Kunstwerke versichert, die im neuen Depot im Untergeschoss schlummern. Vor zwei Jahren wurde das Museum grundlegend umgebaut, erweitert und mit einer neuen, modernen Lagerstätte für die Kunstsammlung versehen. Die SÜDKURIER-Leser konnten diese spontan dann auch noch besichtigen. Das war für viele Gäste der Höhepunkt des informativen Abends, denn das Depot ist regulär nicht zu besuchen. Aus gutem Grund: "Die Kunstwerke sollten vor allen äußeren Einflüssen wie zu hoher Luftfeuchtigkeit, Hitze und Kälte, sowie zu starker Sonnenbestrahlung geschützt werden", erläuterte Bauer.
Die teuersten Werke der Sammlung sind Gemälde von Otto Dix, die zwischen 80 000 und 120 000 Euro versichert sind. "Und dann natürlich das große Wandbild Krieg und Frieden von Dix, das im Ratssaal des Rathauses hängt", sagte Bauer. Dieses werde übrigens am Freitag kommender Woche ausführlich gewürdigt, bei einer Feierstunde um 18 Uhr im Rathaus, zum 120. Geburtstag des bekannten Malers.
Leser wollten dann wissen, wie das Museum mit Schenkungen von Bürgern umgehe. "Wir schauen uns alle Sachen an, die wir angeboten bekommen. Aber wir können leider nicht alle Bilder bei uns aufnehmen. Sie müssen in unsere Sammlung und n die Konzeption passen. Schließlich kostet die Konservierung der Sammlung auch einiges Geld", machte der Museumsleiter deutlich.
Gibt es eigentlich auch Mäuse im Museum? So lautete eine weitere Frage. Christoph Bauer: "Wir haben die Schädlings-Thematik intensiv im Blick. Es sind ständig Fallen aufgestellt, gegen Schädlinge aller Art".
Aktuell arbeite das Museum daran, mit weiteren Gönnern und der Stadt, das große Bild von Matthias Holländer für die städtische Sammlung zu erwerben, das beim SÜDKURIER-Abend im Hintergrund an der Wand hing. Dieses Werk ist einzigartig gemalt und wirkt wie eine Fotografie. "Eine echte Bereicherung", sagt Bauer.
Kunst im Rathaus
In den Amtszimmern des Singener Rathauses hängen seit Jahrzehnten viele Kunstwerke aus dem Bestand der städtischen Sammlung. Die Bediensteten könnten sich diesen "Ämterschmuck" selbst aussuchen. Oberbürgermeister Bernd Häusler beispielsweise habe sich die Bilder für sein Büro selbst ausgewählt. Allerdings seien die Amtsstuben-Werke nicht die wertvollsten Gemälde. (jöb)