Ihnen geht es nicht um eine konkrete Idee, wie die Welt gerettet werden kann, sondern um ein Zeichen. Und um die Ermutigung zu kleinen Schritten, um die Welt ein wenig besser zu machen. Deshalb werden am Freitag wieder dutzende Schüler auf Singens Straße gehen und mit Plakaten sowie Reden darauf aufmerksam machen, dass nach ihrer Meinung etwas falsch läuft, wenn es in der Bundespolitik um den Klimawandel geht. "Wir demonstrieren, weil wir wollen, dass es Lösungsvorschläge gibt", sagt Jakob Alber. Er ist einer der Elftklässler des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums, die sich nach der Premiere von "Fridays for Future" in Singen vor zwei Wochen verstärkt einbringen wollen.

"Ein Streik muss wehtun"

"Es geht zu langsam in Berlin und sogar zurück", pflichtet Mitschüler Felix Schober bei. Klimaziele würden erst verfehlt, dann verschoben und auch die nächsten Ziele würden nicht erreicht. Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, gehen die Jugendlichen auf die Straße: "Die meisten von uns sind noch nicht 18 und können ihre Ideale nur so vertreten", erklärt Matteo Müller. Dafür müsse es freitags auch während der Schulzeit sein: "Es ist ein Streik", stellt Jakob Alber klar. Wie bei Betrieben müsse ein Streik wehtun, um eine Veränderung in Gang zu setzen. Damit auch Schüler mitmachen können, die sich auf den Schulabschluss vorbereiten, soll künftig aber eine Demo pro Monat nachmittags stattfinden. An einem Freitag wird dann zur Schulzeit demonstriert und zwei Wochen später am Nachmittag. "Ziel ist nicht, den Unterricht zu verpassen – wir müssen ihn ja auch nachholen", erklärt Clara Fidlestahler. Doch allein der Termin sorge für Interesse und auch einen Aufschrei.

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Sie gehen selbst voran, doch manches können sie nicht lösen

Die Jugendlichen können mit der Kritik umgehen, die sie teils hören: Sie seien linksgrünversifft und würden mit Benzinschleudern zur Demo gefahren, um dann im Fast-Food-Restaurant zu essen und die Verpackungen in die Landschaft zu werfen, wettern manche im Internet. Doch die Schüler betonen, dass sie keine Gehilfen einer Partei sind. Und was ist mit dem eigenen Lebenswandel? Laut Carla Fidlesthaler kann der Einzelne zwar bewusster leben, indem er etwa Plastik spart, doch häufig sei das auch eine Kostenfrage. Sie sieht daher die Politik in der Pflicht, eine nachhaltige Lebensweise etwa mit einer Plastiksteuer oder besserem Verkehrsnetz voranzutreiben. "Es gibt Dinge, die können wir persönlich nicht lösen", sagt Felix Schober. Und das betreffe die gesamte Gesellschaft, daher würden sie sich über jeden Unterstützer freuen. Auf persönlicher Ebene würden viele ihre Idee unterstützen, doch die politischen Zeichen fehlen noch. Schober: "Jetzt wird diskutiert, was wir machen und was wir dürfen, statt sich mit unseren Forderungen zu befassen."

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Diskussion mit CDU-Bundestagsabgeordnetem geplant

Diese Forderungen wollen sie nun auch persönlich vorbringen: Die Elftklässler haben den CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung um ein Gespräch gebeten. Dessen Wahlkreisbüro erklärt auf Anfrage: Jung sei dafür grundsätzlich offen, derzeit gehe es um die terminliche Abstimmung. Unabhängig davon wollen die Jugendlichen weiter auf die Straße gehen, wie Matteo Müller sagt: "Wir werden so lange demonstrieren, bis sich etwas bewegt."

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