Bis ins Jahr 1967 wurde die Hochrheinstrecke Schaffhausen – Konstanz mit dem legendären Dampfschiff "Schaffhausen" befahren. Als die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) ursprünglich einmal plante, die MS Stein am Rhein im Jahr 2020 zu ersetzen, wurde vor sechs Jahren der Verein Pro Dampfer gegründet. Das Ziel war, einen 50 Meter langen und sechs Meter breiten Raddampfer mit einer Antriebsleistung von 200 Kilowatt als Ersatz für das Kursschiff zu bauen.
URh bleibt finanziell außen vor
Obwohl die URh mittlerweile keine Änderung in der Flottenzusammensetzung mehr plant, wird das Projekt weiterverfolgt. Die theoretischen Berechnungen sollten durch Schleppversuche mit einem Schiffsmodell bestätigt werden. Als Anschubfinanzierung stellte der Kanton Schaffhausen 60 000 Franken aus dem Regionalfonds zur Verfügung. In Schaffhausen stellte der Verein Pro Dampfer nun das Schiffsmodell vor, das von den Schleppversuchen aus Potsdam zurückkam.

Rund 200 Schaulustige, überwiegend Vereinsmitglieder, kamen zur Transportfirma Holenstein ins Herblinger Gewerbegebiet, wo das rund sieben Meter lange Schiffsmodell mit den speziellen Schaufelrädern im Massstab 1:7 enthüllt wurde.
Test mit Modell verlief positiv
Zudem wurden neue Computerbilder und fotorealistische Visualisierungen des Neubaudampfers präsentiert. Hansjörg Lang, Stadtpräsident von Mammern und Vizepräsident des Vereins Pro Dampfer, berichtete von den Schleppversuchen, die er im Mai zusammen mit dem Schiffsplaner Bernhard Utz begleitete.

In einem 300 Meter langen Kanal wurde berechnet, wie viel Energie benötigt wird, um das Schiff mit 300 Passagieren den Rhein hinauf zu bewegen und ob diese Leistung mit einem Holzpelletaggregat erreicht werden kann. Obwohl der Energieverbrauch überproportional anstieg, je schneller gefahren wurde, wurde eine maximale Geschwindigkeit von 22 Stundenkilometern erreicht.
Hoffen auf Kantone und weitere Geldgeber
Mit den positiven Ergebnissen kann das Projekt nun von der Abklärungsphase in die detaillierte Planungsphase übergehen. Die Grobkostenschätzungen für das Dampfschiffprojekt belaufen sich auf mindestens 12 Millionen Franken. Bisher sind rund eine Million Franken durch Kleinaktionäre zusammengekommen.

Der Verein ist zuversichtlich, dass sich neben Gemeinden auch die Kantone Thurgau und Schaffhausen daran beteiligen. "Ich rechne damit, dass jeder Kanton mindestens zwei Millionen Franken gibt", sagte Hansjörg Lang, Präsident der Aktiengesellschaft Pro Dampfer. Remo Rey, Geschäftsführer der URh, bemerkte, dass die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein dem Dampfschiffprojekt zwar positiv gegenüberstehe, sich finanziell aber nicht daran beteiligen könne.
Mehr deutsche Mitstreiter gesucht
Ursprünglich war der frühere Oberbürgermeister von Radolfzell, Jörg Schmidt, sehr engagiert in der Vorstandschaft von Pro Dampfer. Nachdem er allerdings ins Regierungspräsidium nach Tübingen gewechselt war, wurde das Projekt von seinem Nachfolger nicht weiterverfolgt.
Die Gemeinden Öhningen-Wangen und Gailingen sind hingegen dem Verein beigetreten und die Gemeinde Büsingen überlegt es sich anscheinend noch. Das deutsche Netzwerk soll auf jeden Fall weiter ausgebaut werden. Der Vereinsvorsitzende Raimund Hipp will nun die Finanzierung der ersten Projektphase sichern, in der eine klimaneutrale Dampfmaschine entwickelt werden soll. "Ich habe in den letzten zwei, drei Wochen positive Äußerungen von Leuten gehört, die über Geld verfügen", so Hipp.
Der Verein
Pro Dampfer besteht aus über 2000 Mitgliedern, wovon mehr als 90 Prozent aus der Schweiz kommen. Der ehemalige Vereinspräsident Eduard Joos bemerkte, dass man ursprünglich mit mehr Unterstützung aus Deutschland gerechnet habe. Doch das Vorhaben wird bislang fast komplett von Schweizer Seite angetrieben. Man habe feststellen müssen, dass die URh eher auf der Schweizer Rheinseite verwurzelt sei, so Joos. Das Bemühen, deutsche Partner ins Boot zu holen, soll aber definitiv weitergehen. (thg)