Fabio Bleise

Bäcker Jürgen Waldschütz, Engen

Ungeachtet der aktuellen Situation spiele Hygiene in der Engener Bäckerei Waldschütz schon immer eine wichtige Rolle, erklärt Geschäftsführer Jürgen Waldschütz. Das gelte sowohl in der Backstube als auch im Verkaufsraum. Dennoch ändert sich auch bei den Verkaufsabläufen seines Betriebs Einiges durch die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus: „Seit letzten Montag bedienen unsere Verkäuferinnen nicht mehr wie sonst üblich mit den Händen, sondern mit Däumlingen.“ Das sind Mehrweg-Handschuhe, in die zum Bedienen mit der Hand hineingeschlupft wird.

Außerdem würden nun auch Gebäckzangen sowie Kuchen– und Sahneabdeckpapier verwendet. „Wir werden also ab sofort keinen Kontakt mehr mit der Haut zum Produkt haben“, versichert der Bäcker. Die Geldübergabe erfolge über einen Zahlteller. Ein entsprechendes Schreiben hat Waldschütz an seine Mitarbeiter ausgehändigt und sich durch Unterschrift bestätigen lassen.

Jürgen Waldschütz hat seinen Betrieb auf Corona angepasst, kein Produkt werde mehr direkt angefasst.
Jürgen Waldschütz hat seinen Betrieb auf Corona angepasst, kein Produkt werde mehr direkt angefasst. | Bild: Tesche, Sabine

Neben diesen Vorkehrungen stellt Waldschütz immense Änderungen im Kundenverhalten fest. „Auch bei uns kommt es vermehrt zu Hamsterkäufen“, so der Geschäftsführer. Zuletzt waren Waldschütz' Backwaren bis zum Ladenschluss ausverkauft. Wenn einige Stunden vorher das Angebot zu Neige gehe, würden viele Kunden auf ihre sonst wählerische Art verzichten und nehmen, was sie kriegen. „All das sind alarmierende Anzeichen“, ist sich Waldschütz sicher.

Gleichzeitig aber lobt er seine Kunden, die auf eigene Initiative vor der Ladentüre warten, wenn bereits zu viele Leute im Raum sind, um den empfohlenen Abstand von ein bis zwei Metern einzuhalten. Waldschütz bleibt zuversichtlich: „Wir werden das gemeinsam durchstehen.“

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Caritas-Mitarbeiter für Essen auf Rädern

„Unser Angebot ‚Essen auf Rädern‘ findet weiterhin wie gewohnt statt“, erklärt Ulrike Jänicke, Pflegedienstleiterin der Caritas-Sozialstation St. Elisabeth, am Telefon. Neu in Zeiten des Coronavirus sei allerdings, dass derzeit keine neuen Klienten in das Programm aufgenommen werden können. Zu den ohnehin schon sehr hohen Hygiene-Vorschriften, die im Bereich der Pflege nun einmal notwendig seien, komme nun zusätzlich das Abstand-Halten hinzu.

„Des Weiteren sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu aufgefordert, genau hinzuschauen und eventuelle Verdachtsfälle oder sonstige auffällige Verhaltensweisen zu melden“, erklärt Jänicke. Insgesamt zwischen 70 und 80 Bedürftige werden Tag für Tag in der Singener Kernstadt und allen Stadtteilen angefahren – vor allem Senioren und kranke Menschen gehören zum Kundenstamm. „Diese Menschen gehören nun einmal zur Risikogruppe für eine schwere Erkrankung am Coronavirus. Deshalb muss man verantwortungsvoll und achtsam vorgehen“, so die Pflegedienstleiterin.

Ältere Menschen erhalten in Singen und im Hegau weiter ihr Essen auf Rädern. Hier eine Mitarbeiterin bei der Auslieferung.
Ältere Menschen erhalten in Singen und im Hegau weiter ihr Essen auf Rädern. Hier eine Mitarbeiterin bei der Auslieferung. | Bild: Caritas-Verband Singen/Hegau:

Da das Essen bei der Auslieferung und Übergabe in Warmhalte-Boxen verpackt ist, komme es nicht zu direktem Kontakt mit den Mahlzeiten. Eine Kontaktaufnahme mit den Kunden aber ließe sich schlichtweg nicht vermeiden, erklärt Ulrike Jänicke weiter. Viele Senioren, die beispielsweise allein zu Hause leben oder nicht mehr die Kraft aufbringen, selbst eine Mahlzeit zuzubereiten, sind auf Verpflegungsangebote wie „Essen auf Rädern“ angewiesen. Das sei immens wichtig, wie der Caritas-Verband Singen-Hegau auf seiner Internet-Seite betont: „Ein warmes, gut gekochtes Essen trägt maßgeblich zum Wohlbefinden bei“, heißt es dort.

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Apotheker Johannes Danassis, Singen

Das Aussehen der Central-Apotheke Singen ändert sich derzeit erheblich: „An den Kassen werden Plexiglas-Scheiben montiert, wie man sie von anderen Dienstleistern wie der Post oder der Bank kennt“, sagt Geschäftsführer Johannes Danassis. Mit dieser Barriere wolle man sowohl Belegschaft als auch Kundschaft besser vor der Gefahr einer Infektion mit dem derzeit grassierenden Coronavirus schützen. Das sei aber nur eine von vielen Vorsichtsmaßnahmen der Apotheke in der Singener Hegaustraße. So arbeiten die Mitarbeiter mittlerweile nur noch mit Handschuhen. „Außerdem werden die Kunden nur in kleinen Gruppen in einer Größenordnung von zwei bis drei Leuten hereingelassen.“

Johannes Danassis von der Singener Central Apotheke beobachtet viel Verständnis bei seinen Kunden.
Johannes Danassis von der Singener Central Apotheke beobachtet viel Verständnis bei seinen Kunden. | Bild: Tesche, Sabine

Im Großen und Ganzen seien Danassis‚ Kunden sehr vernünftig, schildert er: „Bisher hat sich noch keiner beschwert, wenn ein Produkt gerade einmal nicht zur Verfügung stand.“ Es bestehe ein breites Verständnis unter der Kundschaft, dass in einer solchen Krisensituation auch mal Engpässe und Versorgungslücken möglich sein können.

Nach wie vor fehlt es in der Central-Apotheke an Atemschutzmasken und Desinfektionsmitteln. „Zurzeit sind hier die Regale leer, die Bestellungen stecken in der Pipeline“, erklärt der Apotheker. Nicht zuletzt deshalb hofft er, dass ich die Lage bald wieder beruhigt und normalisiert. Er gibt aber auch klar zu verstehen: „Wenn die Kurve der Infizierten nicht bald abflacht, sehe ich schwarz.“ Dementsprechend groß sei sein Respekt vor der Corona-Pandemie. Danassis ist sich nämlich bewusst: „Tritt unter meinen Mitarbeitern ein Fall auf, müssen wir den Laden dicht machen.“

Postbote Oliver Bleise, Jestetten

So eine Situation hat Zusteller Oliver Bleise in seiner 35-jährigen Dienstzeit bei der Deutschen Post noch nie erlebt: Fast leergefegte Straßen, teilweise gespenstische Stille und ein immerzu beklemmendes Gefühl beim Gang zur Arbeit. Das Coronavirus und all seine Folgen wirken sich auch auf die Arbeitsabläufe bei der Postzustellung aus. Home-Office ist beim Austragen von Briefen und Paketen nun einmal nicht möglich. Das Unternehmen hat entsprechend reagiert und seinen Zustellern hygienische Maßnahmen an die Hand gegeben.

„Seit Montag lassen wir unsere Kunden nicht mehr auf dem Smartscanner unterschreiben“, erklärt Bleise. Stattdessen setzt er als Zusteller selbst für den Kunden die Signatur unter den Sendungs-Auftrag. „Einige Kunden haben sogar schon angeboten, mit ihrem eigenen Touch-Stift zu unterschreiben“, sagt der Postbote mit einem Lächeln.

Oliver Bleise liefert weiterhin die Post aus – in Zeiten von Corona mit Sicherheitsabstand.
Oliver Bleise liefert weiterhin die Post aus – in Zeiten von Corona mit Sicherheitsabstand. | Bild: Fabio Bleise

Ansonsten gelte wie in vielen anderen Bereichen auch die Devise, Abstand zu halten und unnötigen Kontakt zu vermeiden. Das sieht konkret so aus: „Briefe werfe ich in den Briefkasten. Bei der Paketübergabe klingle ich, halte Abstand von zwei Metern und übergebe dann die Lieferung.“ Mittlerweile tragen die Zusteller Handschuhe und werden vom Arbeitgeber mit Desinfektionsmitteln versorgt. Zusätzlich wäscht sich Bleise in regelmäßigen Abständen gründlich die Hände.

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Trotz der für alle ungewohnten Situation erfahre er viel Solidarität und Zuspruch der Kunden. „Viele halten bei der Postannahme zwar Abstand, grüßen einen aber besonders freundlich“, sagt der Pöstler erfreut. Es ist eine schöne Geste in außergewöhnlich schwierigen Zeiten.

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