Wie kommt das Stadtfest zu einer Ekkehardbühne?
Alexander Maier: Ich wollte das Konzept der Exilbühne nicht sterben lassen und das war die einzige Möglichkeit, das aufrecht zu erhalten. Ich habe lange genug mitgemacht, um zu wissen, wie das funktioniert und viele vom Team sind seit Anbeginn dabei. Und der Wolfgang war auch noch da. Ich habe ihn dann mal gefragt, du bist doch Rentner und hast Zeit, wollen wir das gemeinsam machen? Und er hat ja gesagt.
Wolfgang Kuenzer: Mir hätte es natürlich im Herzen weh getan, wenn die Sache gestorben wäre. Ich habe das 2001 ins Leben gerufen und seitdem ist es toll gewachsen. Wir hatten Leute, die extra aus Hamburg und Berlin gekommen sind, um mitzuhelfen. Weil das Exil nichts mehr damit zu tun hat und die Bühne an der Ekkehardschule steht, haben wir es Ekkehardbühne genannt.
Mussten Sie darüber schlafen?
Kuenzer: Ich bin spontan bei solchen Geschichten. Zwischendurch habe ich es mir ein paar Mal überlegt, ob ich zu schnell Ja gesagt habe. Neulich saß ich auf der Terrasse und habe mich gefragt, wie das Wetter wird. Bei Open-Air ist das entscheidend. Man plant vier, fünf Monate und es kann mit einem Schlag ins Wasser fallen.
Maier: So langsam kribbelt es mich auch. Bisher habe ich nur mitgeholfen, jetzt läuft es über mich. So ganz registriert habe ich das noch nicht. Und so langsam läuft die Zeit davon, wir haben noch viel zu tun.
Kuenzer: Das wird. Ich erinnere mich an ein Stadtfest, wo trotz Regen noch 600 bis 800 Leute vor der Bühne standen und getanzt haben. Die Stimmung war unglaublich. Das sind Momente, die lassen einen wieder ja sagen.
Wie ist die Exilbühne entstanden?
Kuenzer: Es gab früher ein tolles Jazzfestival, das durch das jetzige Hohentwielfestival abgelöst wurde. Das war sehr bekannt und man wusste, wen man dort trifft. Nachdem es das nicht mehr gab, wollte ich etwas Ähnliches schaffen. Einen Treffpunkt für musikbegeisterte Menschen. Dass es eine Bühne beim Stadtfest wurde, ergab sich. Die erste Bühne in der Scheffelstraße war 2001 aber noch deutlich kleiner. Ein Jahr später war es schon größer im Rahmen der Landesgartenschau im Stadtgarten. Und seitdem hatte die Bühne ihren Platz an der Ekkehardschule und es ist gewachsen.
Fiel es dann schwer, das abzugeben?
Kuenzer: Nein, eigentlich nicht. Ich habe da für mich einen Strich gezogen und war damit im Reinen, wollte sehen was Neues kommt. Auch wenn es in diesem Fall zurück kommt. In der Zwischenzeit war ich privat als Gast mal beim Stadtfest, um Bekannte zu treffen.
Wie funktioniert das organisatorisch?
Maier: Bisher lief es über die Gaststätte, jetzt stehe ich dafür gerade. Ich sorge für die passende Infrastruktur. Und Wolfgang kennt sich mit Bands und Musik aus.
Können Sie da auf ihr Netzwerk zählen?
Kuenzer: Auf jeden Fall, da kam sehr positive Resonanz. Wobei ich meinem Nachfolger damals all meine Kontakte gegeben habe, die reichten von Italien und Holland bis nach Schweden. Nachdem bei der Technik etwas umgestellt wurde, sind die verloren gegangen. Also musste ich alles neu zusammen suchen. Ich bin aber sehr zufrieden mit dem Programm. Einige Bands kommen aus dem Singener Raum, andere von weiter her. Die Malaka Hostel spielen zum Beispiel kurz vorher noch beim St. Gallen Openair und schauen dann in Singen vorbei.
Was erwartet die Besucher?
Maier: Super Openair-Atmosphäre, natürlich mit guter Musik. Und wir haben ein tolles Team, ganz viele helfen seit Jahren mit und sind wieder da. Dafür, dass das Stadtfest keinen Eintritt kostet, wird da ganz schön viel geboten.
Kuenzer: Da können wir ohne Weiteres mit anderen Veranstaltungen konkurrieren.
Das bedeutet auch ein unternehmerisches Risiko.
Kuenzer: Das stimmt. Vor allem haben wir keinen Vorverkauf. Wenn es ins Wasser fällt, ist doof.
Maier: No risk, no fun, oder? Mir geht es auch darum, etwas Gutes zu schaffen.
Was ist ähnlich, was ist anders?
Beide: Der Name.
Kuenzer (überlegt): Wir haben die gleiche Tontechnik, gleiche Bühne, gleiche Aufstellungen...
Maier: ... und den gleichen Getränkelieferant und die gleichen Bierbänke. Nur der Bierwagen ist neu und ich bastel gerade an einer Taverne. Außerdem soll es nachhaltiger werden, wir wollen möglichst auf Müll verzichten. Strohhalme gibt es so nicht, stattdessen gibt es wahrscheinlich Makkaroni. Und wiederverwendbare Kaffeebecher. Und Aschenbecher aus Palmblättern statt Alu. Irgendwo muss man ja anfangen. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, aber wenn das jeder machen würde, wäre schon etwas erreicht.
Kuenzer: Und es wird vegetarische Hotdogs geben. Ich lebe seit 20 Jahren vegetarisch und da würde es mir schwer fallen, normale Würstchen anzubieten. Hotdogs brauchen auch keinen Teller.
Maier: Und die alkoholfreien Getränke kommen von Randegger, also sind ohne Plastik und aus der Region.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Kuenzer: Wenn es los geht. Ich könnte da keine spezielle Band, keinen speziellen Programmpunkt nennen.
Maier: Auf das gesamte Wochenende, vom Aufbau bis zum Abbau. Wir beginnen am Donnerstag davor mit dem Aufbau, die Bühne kommt dann am Freitag.
Und danach ist Erholen angesagt?
Kuenzer: Nein, dann geht es um die Zahlen und wir müssen Rechnungen begleichen. Außerdem betreuen wir noch die Bands, kümmern uns um Unterkunft und Verpflegung. Es dauert eine Woche, bis das alles erledigt ist.
Maier: Und für mich geht es direkt mit dem Stadtfest Aach weiter, da sind wir mit einer Mittelaltergruppe vertreten.
Ist schon klar, ob es nächstes Jahr wieder eine Ekkehardbühne gibt?
Maier: Eigentlich sind wir fast schon verpflichtet, das wieder zu machen. Wenn man sowas anfängt, kann man es schlecht nur ein Jahr machen.
Kuenzer: Das Programm würde schon stehen. Viele Bands haben aus Zeitgründen abgesagt und versichert, dass sie nächstes Jahr dabei wären.
Fragen: Isabelle ArndtZu Person und Veranstaltung
- Wolfgang Kuenzer hat 34 Jahre in der Gastronomie gearbeitet. Der gelernte Speditionskaufmann lebte zwölf Jahre im Rhein-Main-Gebiet, bevor er 1980 in seine Heimat nach Singen zurückkehrte und dort bis vor drei Jahren das Exil leitete. Wenn er seine Freizeit nicht mit seiner Partnerin in einem Wohnwagen auf der Schwäbischen Alb verbringt, lebt er in Gottmadingen-Bietingen. Wolfgang Kuenzer hat zwei Söhne und nennt als Hobbys neben der Musik auch Reisen und Lesen.
- Alexander Maier hat Behälter- und Anlagenbau gelernt und sich 2008 selbstständig gemacht. Er arbeitet in dem Bereich Metallbau, Schmiedearbeit, Kunstschmiede und mittelalterliche Waffenschmiede. „Das Exil war eigentlich mein Wohnzimmer“, sagt er über seinen Bezug zu Wolfgang Kuenzer und dessen Gastronomie. Seit 2003 half er beim Aufbau der Exilbühne beim Stadtfest, in diesem Jahr übernimmt er erstmals selbst die Verantwortung für die Ekkehardbühne. Sein Hobby ist das Mittelalter, er ist ehrenamtlicher Burgvogt für den Hohenkrähen und bei den Pfadfindern aktiv.
- Das Stadtfest Singen findet statt von Freitag, 28., bis Sonntag, 30. Juni. Die Ekkehardbühne ist eine von mehreren. Dort beginnt das Programm am Freitag um 17.30 Uhr mit Stoned Henge, gefolgt um 19.45 Uhr von der Felix Rabin Band aus der Schweiz und 22 Uhr Malaka Hostel aus Freiburg. Den Samstag gestalten Godart (13.30 Uhr), In Control (14.30 Uhr), Restock (15.30 Uhr), Sour Mash (17.30 Uhr), Revenants of Rock (19.30 Uhr und die Rainer von Vielen Band um 21.30 Uhr. Am Sonntag spielen Velvet Two Stripes aus der Schweiz um 14 Uhr und abschließend Prinz Grizzley & his Beargaroos aus Österreich um 16 Uhr.