Victoria Keller und Rosa Riesterer

„Konstanz ist wie ein großer Bruder und ein ziemliches Vorbild“, sagt Matteo Möller. Er ist 17 Jahre alt, knapp zwei Meter groß und einer der drei Hauptverantwortlichen der Fridays-for-Future-Organisation in Singen. Ausschlaggebend für sein Engagement sei genau eine solche Demonstration in Konstanz gewesen, sagt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Für die erste Fridays-for-Future-Demonstration in Singen schrieb Möller erstmals eine Rede. Seither hat er auf jeder der fünf Veranstaltungen eine Rede gehalten. Die Schwierigkeit bestünde darin, die Ansprache für alle Beteiligten verständlich und interessant zu übermitteln, meint Möller. Der Beifall und die Interaktion mit dem Publikum bestärken ihn aber darin, weiter zu machen.

Eltern unterstützen die Jugendlichen

Nicht nur Jugendliche unterstützen diese Klimaschutzbewegung, Zuspruch gibt es auch vonseiten der Eltern, wodurch sich eine eigene Organisation Parents for Future für Radolfzell-Singen entwickelt hat. Trotz des überwiegend positiven Feedbacks gebe es auch kritische Einwände sowohl im Netz, als auch auf der Straße in Form von negativen Kommentaren und Kopfschütteln der älteren Generationen, berichtet Matteo Möller. Seine selbstsichere Antwort: „Es ist relativ irrelevant, ob wir kritisiert werden oder nicht. Wir wissen, dass wir Recht haben.“ Dennoch seien er und seine Mitstreiter bereit, auf konstruktive Kritik einzugehen und sinnvolle Vorschläge umzusetzen.

Erste Demo war am 15. März

In Singen hat alles mit der ersten, und mit rund 200 Schülern bisher größten, Demonstration am 15. März begonnen, die noch die SMV (Schülermitverantwortung) des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums organisierte. Dadurch wurden Matteo Möller und seine Mitschüler des Politikkurses der elften Klasse aktiv. Durch die Kooperation mit den zwei anderen Mitstreitern von Fridays for future, Benjamin Janke vom Hegau Gymnasium und Tabikan Runa, der ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, entstand das Organisationsteam von Fridays for Future in Singen. Während Janke die Organisation auf Bundesebene übernimmt und Runa Ansprechpartner für lokale Politiker ist, wirkt Möller als Verantwortlicher für Soziale Netzwerke, Pressearbeit und Werbung. Außerdem organisiert er zusammen mit Runa die Demonstrationen und übernimmt die Moderation.

Clean-up-Challenge und Gespräche

Dem Vorwurf, die Veranstaltungen würden nichts bringen, entgegnet Matteo Möller: „Man sieht, da passiert etwas. Und wenn wir uns jetzt zurücklehnen, dann haben wir nichts erreicht.“ Ihn ermutigt, dass die digitalen Medien und Zeitungen über die Aktionen der Jugendlichen berichten. Eine weitere interessante Entwicklung war aus Möllers Sicht, dass Konstanz als erste deutsche Stadt den Klimanotstand ausgerufen hat. Das ist nicht nur symbolisch zu verstehen, sondern bedeutet, dass die Stadträte sich verpflichten, bei jeder Entscheidung die Auswirkungen auf das Klima zu berücksichtigen und Lösungen zu finden. Der Auslöser für diesen Beschluss war das Engagement der Fridays-for-Future-Bewegung in Konstanz. Doch nicht nur dort, sondern auch in Singen sind Veränderungen in Sicht. Für den 6. Juli ist zusammen mit der Stadt eine Clean-up-Challenge, eine Aufräumaktion, organisiert. Nach Gesprächen mit der Stadt und der Jugendreferentin sind weitere Projekte, wie eine Anti-Kaugummi-Aktion, in Planung. Auch zu anderen Schulen wird Kontakt aufgenommen. Nach den Kommunalwahlen sind Gespräche mit dem Bundestagsabgeordneten Andreas Jung und dem Gemeinderat in Aussicht. Zukünftig soll die Stadt Singen zu einem umweltfreundlicheren Ort gemacht werden, indem beispielsweise mehr Mülleimer aufgestellt werden.

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Organisatoren sind stark eingespannt

Matteo Möller ist durch den Interessenaustausch zwischen Fridays for Future und der Stadt Singen ganz schön gefordert: „Es kostet vor allem Zeit. Wir sind alle Schüler und machen das nebenher“. Da er nächstes Jahr sein Abitur am Friedrich-Wöhler-Gymnasium absolviert, wird er sich ein wenig aus der Organisation zurückziehen. Das bedeutet jedoch nicht, dass er nicht mehr auf die Demonstrationen geht. „Solange es Fridays for Future gibt, werde ich weiterhin Reden halten“, erklärt Möller.