Die Werkstatt St. Pirmin für Menschen mit Behinderung ist nach 50 Jahren Geschichte. Der Caritasverband Singen-Hegau hat seinen Werkstattneubau „Team Pirmin“ mit 150 Arbeitsplätzen am neuen Standort im Gewerbegebiet Tiefenreute in der Singener Südstadt eröffnet. Und wie kommt der Neubau an? „Super Werkstatt!“, brachte es einer der Mitarbeiter auf den Punkt. Fünf Jahre sind von der ersten Planung bis zur Fertigstellung vergangen. Der Bau war Mitte Dezember abgeschlossen und nach dem Umzug konnten die Mitarbeiter am 2. Januar ihre Arbeitsplätze einnehmen. Alle, die dafür gesorgt haben, dass das Projekt Realität wurde, fanden bei der Eröffnung lobende Worte: für den Mut des Caritasverbands Singen-Hegau, mit den Geschäftsführern Wolfgang Heintschel und Oliver Kuppel, für die gelungene Gestaltung des Architekturbüros Schmitt-Förster.
Aus St. Pirmin wird Team Pirmin
„Jedem Menschen tut es gut, eine Aufgabe zu haben und gebraucht zu werden“, sagte Dekan Matthias Zimmermann als Aufsichtsratsvorsitzender des Caritasverbands. Mit dem Neubau „Team Pirmin“ sei dies für Menschen mit Einschränkung gewährleistet, so Zimmermann. Wolfgang Heintschel blickte auf die Geschichte von St. Pirmin: Der Impuls für die Werkstatt kam 1969 vom Verein Lebenshilfe, als Träger stellte sich die Caritas zur Verfügung. Anfang Juli 1969 war Spatenstich auf dem Gelände im Gaisenrain in Singen. „St. Pirmin war die erste Werkstatt für behinderte Menschen in ganz Südbaden“, berichtete Heintschel. 50 Jahre war St. Pirmin in dem Gebäude, wo nicht nur gearbeitet, sondern auch gelebt und Beziehungen gepflegt wurden. „Der Neubau ist das größte Projekt, das die Caritas Singen-Hegau je realisiert hat“, sagte er. Das wäre ohne finanzielle Unterstützung und die Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Landkreis und dem Land nicht möglich gewesen.
Zweckbau mit Wohlfühlfaktor
„Wohlfühlen, orientieren, identifizieren“, das sollen sich die Menschen in und mit dem Neubau, der in seinem Aufbau und der Farbgebung an einen Schmetterling erinnern soll, sagte Architekt Volkmar Schmitt-Förster. Das Gebäude habe einen „ehrlichen“ Charakter, Beton und Installationen sind sichtbar. Gleichzeitig sollen die Mitarbeiter gern da sein, was mit viel Licht und Farben erreicht werde. Martin Leichtle, Qualitätsmanager der Caritas, hat den Bau von der Planung bis zur Fertigstellung begleitet: „Das war mein Baby.“ Er zeigte sich froh über den guten Verlauf der Bauarbeiten und dankbar über ein gutes Mitarbeiter während der Bauzeit. Christina Hörr leitet die Werkstatt: Sie lobte die Mitarbeiter, die sich nach dem Umzug schnell eingewöhnt hätten.
Räume können gemietet werden
Alle Räume sind barrierefrei erreichbar und ermöglichen so Selbstständigkeit im Inneren und im Außenbereich, informierte Pressesprecherin Sandra Storz. Der sogenannte Marktplatz liegt zentral im Gebäudeinnern: Hier gibt es Mittagessen und es ist ein Café geplant. Er soll auch außerhalb der Öffnungszeiten der Werkstatt geöffnet sein. Einige Räume und der Außenbereich können von Vereinen oder Organisationen gemietet werden. Das Büro Wort-Wechsel zieht ebenfalls in die Werkstatt ein. Es hat sich zum Ziel gemacht, die deutsche Sprache so zu vereinfachen, dass sie auch von Menschen mit Einschränkungen verstanden werden kann. Außerdem sei an der Außenwand eine Boulderwand geplant, die auch von Kindergärten und Schulklassen genutzt werden könnte.
Auf einem Rundgang machten sich unter anderem die Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger (Grüne) und Jürgen Keck (FDP), OB Bernd Häusler und Kreissozialdezernent Stefan Basel ein Bild von der Werkstatt und wurden von den Mitarbeiter herzlich begrüßt.
Fakten rund um den Neubau
- Zahlen: Die gesamte Nutzfläche des Gedäudes beträgt 3650 Quadratmeter, das Grundstück wurde in Erbpacht von der Stadt Singen zur Verfügung gestellt. Der Neubau kostete 9,1 Millionen Euro. Das Sozialministerium des Landes und der Kommunalverband Jugend und Soziales unterstützten mit 1,3 Millionen Euro, der Caritasverband Singen-Hegau brachte 1,8 Millionen Euro an Eigenmitteln auf. Die Aktion Mensch steuerte 110 000 Euro bei. Durch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach wird 70 Prozent des Eigenbedarfs an Strom selbst gedeckt, beheizt wird der Neubau mit einer Pelletheizung.
- Konzept: 162 Menschen mit Behinderung sollen in den neuen Räumen einen Arbeitsplatz finden. Außerdem sieht das Konzept Lebens- und Lernräume vor. Die 150 Arbeitsplätze sind in den Bereichen Montage und Verpackung, Hauswirtschaft mit Mittagstisch und Café, Dienstleistungen, Lernküche und -werkstatt, Holzbearbeitung, Lager und Logistik. Die zwei neue Arbeitsbereiche sind Dienstleistungen, das heißt, Mitarbeiter gehen in Betriebe und der Empfang. Für Menschen, die mehr Betreuung brauchen, gibt es zwölf Arbeitsplätze im Förder- und Betreuungsbereich. 30 Fachkräfte der Caritas sind für die Menschen als Arbeitserzieher, Heilpädagogen, in der Verwaltung und im Sozialdienst da. Im Mai ist ein Tag der offenen Tür geplant.