
Gleich hebt er ab! Mein Pilot reicht mir die Kopfhörer – und die Gedanken drehen sich um die nächsten Minuten. „Bislang haben wir noch alle heil zurück gebracht“, höre ich die Stimme des Kapitäns auf dem Nebensitz durch den Kopfhörer.
Für die meisten ist es eine Traumvorstellung, in den Helikopter zu steigen und die Welt aus einer ganz neuen, ungewohnten Perspektive zu betrachten. Aber es ist eben auch ein kleines Risiko für alle, die gern festen Boden unter den Füßen haben.
Dieses Risiko kennt auch der Randegger Christoph Fleischmann, der am Landeplatz auf den Hubschrauber der Mang-Air mit seiner Tochter wartet. „Hoffentlich kommen sie heil wieder zurück“, sagt er – und schon hört man das dumpfe Dröhnen der Robinson-Maschine am Himmel und der dunkelblaue Helikopter schwebt heran.

Die nächsten Fluggäste stehen schon bereit. Doch zunächst ist man ein Versicherungsfall. „Hier müssen die Haftungsausschlussklauseln unterschrieben werden“, sagt der freundliche Herr am Schalter. Ich unterschreibe. Die Frage nach der Höhe der Versicherungssumme bei einem Absturz verkneifen sich die meisten – ich auch.

Dabei ist der Robinson Raven R44, mit dem die Bodensee-Helikopter-Gesellschaft die Rundflüge in Singen abwickelt, einer der meistverkauften Hubschrauber weltweit. Rund 500.000 Euro kostet so ein Fluggerät.

Doch der Verkaufsschlager hatte Startschwierigkeiten, wie sich die Hubschrauberenthusiasten erinnern: In den 90er-Jahren wurde der Raven R44 beinahe die Fluglizenz entzogen, weil sich immer wieder Rotor und Heckrotor ins Gehege gekommen sind. Etliche Maschinen sind abgestürzt. Doch inzwischen läuft die Technik solide.

Gleich nach dem Start geht es über die beiden großen Singener Industriebetriebe, das Maggi-Werk des Nestle-Konzerns und die neu benannte Firma Fondium, die ehemalige GF-Gießerei.

Christof Klausmann, Geschäftsführer von Bodensee-Helikopter, setzt auf die Robinson-Technik. Drei Hubschrauber des amerikanischen Herstellers hat er im Betrieb. Er ist auch Ausbilder künftiger Piloten und startet und landet pausenlos an diesen beiden Tagen: „Für zwei Tage hat Singen einen eigenen Airport“, merkt er an.

Immer wieder fliegt er um den Hohentwiel und über die Stadt, hin und wieder auch mit einem Schwenk über die Hegauvulkane oder den Untersee. Drei Routen stehen im Wechsel an, um die Bewohner der Start nicht zu sehr zu belästigen.

Auch für den SÜDKURIER-Reporter geht der Flug zum Hohentwiel und zurück. Sofort macht sich die jüngste Pressemitteilung der Stadtverwaltung im Hinterkopf breit: Wegen Felssturz bleibt die Ruine vorerst geschlossen. Doch alle Versuche, die Stelle zu entdecken, die derzeit den Besuch der Burgruine unmöglich macht, scheitern. Auch aus der Luft.

Quer über das Leistungsschau-Gelände geht der Flug zurück, vorbei am Hegautower und entlang der Georg-Fischer-Straße von Ernst und König über Südstern Bölle, VW- und Audi-Zentrum bis zum Autohaus Bach, dann eine sanfte Kurve und der Landeanflug beginnt.

Geschafft: Wieder festen Boden unter den Füßen. Rund zehn Minuten dauerte der Rundflug, der ungewohnte Ansichten eröffnete. Aber, es ist eben auch schön, wieder glücklich gelandet zu sein.
