Andere gehen mit 65 Jahren in den Ruhestand. Sie sind, nachdem Sie als stellvertretender Vorsitzender der Krankenkasse DAK-Gesundheit in den Ruhestand gegangen sind, in den Vorstand der Deutschen Rentenversicherung Bund gewählt worden. Wie kam es dazu?
Jeder ist da anders, und ich kann und will nicht einfach die Hände in den Schoß legen. Ich möchte meine Erfahrung gern einbringen. Da ich in der BfA DRV-Gemeinschaft, eine gewerkschaftlich und parteipolitisch unabhängigen Interessenvertretung der Versicherten und Rentner in der Deutschen Sozialversicherung, engagiert bin und die Versichertengemeinschaft bei der Sozialwahl das beste Ergebnis erzielt hatte, wurde ich nominiert, gewählt und berufen.
Was macht der Vorstand der Deutschen Rentenversicherung Bund?
Der Vorstand besteht aus acht Mitgliedern. Er trifft als Selbstverwaltungsgremium die wichtigen Entscheidungen bei der Deutschen Rentenversicherung Bund. Er stellt auch den Haushalt auf, der mit rund 147 Milliarden Euro der zweitgrößte in Deutschland ist, und entscheidet über Organisation- und Personalfragen.
Welche Aufgabe haben Sie im Vorstand?
Ich bin in den beiden Ausschüssen zur Prüfung der Jahresrechnung des Vorstands, der unter anderem die Ergebnisse in den Bereichen Rente, Versicherung und Rehabilitation begutachtet, und im Organisations- und Bauausschuss, bei dem es unter anderem um Arbeitsprozesse und die Informationstechnik geht. Dabei wird auch die Digitalisierung ein Thema sein. Wir arbeiten ehrenamtlich und ich bin gerade von der ersten Sitzung in Berlin zurück. Wir sind sechs Jahre im Amt und können in dieser Zeit gestalten und Themen anschieben. Es geht im Grunde auch darum, Perspektiven zum Beispiel zu den Themen auskömmliche Renten und die Belastungen für junge Menschen zu entwickeln.
Ihnen liegt besonders der Erhalt der Versichertenberater am Herzen...
Die ehrenamtlichen Versichertenberater bieten im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung eine kompetente und kostenlose Beratung zu allen Fragen der Rentenversicherung. Sie helfen, Leistungen der Rentenversicherung zu beantragen und das Versicherungskonto auf den neuesten Stand zu bringen. Die Versichertenberater bieten Sprechstunden an, kommen aber auch nach Hause. Das ist ein tolles Angebot, das genutzt und erhalten werden sollte.
Sie sind auch für das Hegau-Jugendwerk aktiv. Warum engagieren Sie sich im Aufsichtsrat?
Das Hegau-Jugendwerk ist eine der wichtigen Einrichtungen in Deutschland, die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach schweren Unfällen, neurologischen Erkrankungen und frühkindlichen Hirnschädigungen eine umfassende Reha bietet. Die Mitarbeiter dort machen einen hervorragenden Job und die Einrichtung braucht Menschen, die sich für sie einsetzen. Da ich dem Jugendwerk sehr verbunden bin, war es für mich keine Frage, das Amt anzunehmen. Meine Familie hat hier in der Region eine Heimat gefunden, wir fühlen uns in Volkertshausen wohl, und ich möchte auch ein bisschen was zurückgeben.
Welche Erfahrungen haben Sie in Ihren beinahe 50 Jahren bei der DAK gemacht?
Ich habe nie erlebt, dass man alles von heute auf morgen komplett verändern kann. Strukturen müssen behutsam angepasst werden. Aber es hat sich einiges verändert. Früher gab es 1500 Krankenkassen, jetzt gibt es knapp über 100. Die Prozesse haben sich wesentlich verändert. Vieles geht über die Callcenter und das Internet. Es gibt weniger Geschäftsstellen, die Post geht nicht mehr an 1200 Dienststellen, sondern wird über drei Zentren verteilt. Persönlich habe ich immer Wertschätzung für meine Arbeit erfahren.
Wir sitzen hier im Büro Ihres Unternehmens. Sie denken wohl wirklich nicht ans Aufhören?
Mir ist jetzt wichtig, dass mir das, was ich mache, Spaß macht. Mit meinem Büro habe ich eine Plattform, um Themen vorzubereiten und einzubringen. So berate ich beispielsweise ein Unternehmen zum Thema Patientenverfügungen. Aber ich möchte auch genug Zeit haben, um mit meiner Frau auf der Terrasse in der Sonne zu frühstücken und mich mit Freunden zu treffen.
Fragen: Jacqueline Weiß
Zur Person
Claus Moldenhauer, 66, war elf Jahre stellvertretender Chef der drittgrößten Krankenkasse DAK-Gesundheit in Hamburg und für die Bereiche Personal, Organisation, IT-Services, Kundenbeziehungen, Marketing und Vertrieb zuständig. Nach fast 50 Jahren bei der DAK ging er 2016 in den Ruhestand. In diesem Jahr wurde er im Zuge der Sozialwahl in den Vorstand der Deutschen Rentenversicherung Bund gewählt. Er ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Hegau-Jugendwerks und war Gründungsmitglied des Kulturvereins "Alte Kirche" in Volkertshausen, wo er zu Hause ist. (jac)