Zwei stilisierte Menschen unter einem Hut, darunter ein Schriftzug. Das ist das Logo der "Bürgerstiftung Singen" auf einem dicken Packen Prospekte, der jetzt an den Mann und an die Frau gebracht werden sollen. Mit den Flyern unterm Arm ziehen Ingrid Hempel, Renate Weißhaar und ihre Kollegen durch die Stadt. Der Hut ist in Wirklichkeit der Hohentwiel, und die als Ü-Pünktchen verkleideten Figuren sollen die Bürgeridee darstellen: "Aus der Bürgerschaft, für die Bürgerschaft", fasst Oberbürgermeister Bernd Häusler das Motto zusammen. Ihm kann es auch als normales Mitglied nur recht sein, wenn engagierte Menschen sich in seiner Stadt für besondere Projekte einsetzen und so den sozialen Frieden stabilisieren. Deshalb findet dieses erste öffentliche Treffen des neu gewählten Vorstandes mit der Vorsitzenden des Stiftungsrates, Ingrid Hempel, auch im Rathaus statt.
Singens Bürgerstifung ist noch relativ jung. Erst im Mai 2011 gegründet verfügt sie heute über ein Stiftungsvermögen von 311 000 Euro. Angesichts der ernüchternden Zinsen am Kapitalmarkt kann man damit also noch keinen Staat machen. Denn das Wesen einer Stiftung ist ja, dass nur die Erträge des Stiftungskapitals, also die Zinsen, ausgegeben werden dürfen. Somit befindet sich die Bürgerstiftung derzeit in einem gewissen Zwiespalt, den der Vorsitzende Martin Spitznagel so erklärt: "Einerseits müssten wir mit neuem Geld den Kapitalstock erhöhen; andererseits wollen wir den Zweck der Stiftung erfüllen und Projekte für die Bürger fördern." Zwischen 30 000 und 40 000 Euro werden der Stiftung jährlich anvertraut. Dem rührigen Stiftungsrat um Ingrid Hempel ist es zu verdanken, dass Singener, die ihr Geld der Gemeinschaft zur Verfügung stellen wollen, es der Bürgerstiftung überlassen.
So konnten in der Vergangenheit wertvolle Projekte im Kinder- und Jugendbereich wie das gesunde Frühstück an der Johann-Peter-Hebel-, der Schillerschule und dem Herz-Jesu-Kindergarten gefördert werden. Der Verein Kinderchancen, der sich gegen Kinderarmut einsetzt oder der Hospizverein wurden schon von der Bürgerstiftung bedacht. Jetzt hat Renate Weißhaar durch den Kontakt zum Stadtseniorenrat auch das Thema Altersarmut stärker in den Blick genommen. Thomas Hauser berichtet als Koordinator der Flüchtlingshelferkreise von der enormen Hilfs- und Spendenbereitschaft der Singener. "Wir können als Bürgerstiftung aber Projekte initiieren, die dabei helfen, Doppelstrukturen zu vermeiden", sagt er. "Der Vorstand sucht Bürger, die anderen Menschen helfen wollen, Bürger, die sich an der Stiftung beteiligen möchten." Wichtig sei ein breites Spektrum von nachhaltigen Projekten.
Praktisches
Die Bürgerstiftung Singen ist gemeinnützig und dient der Stärkung des Gemeinwesens. Ziel der Stiftung ist es, das Stiftungsvermögen zu vergrößern, um aus den Erträgen gemeinnützige und soziale Projekte zu fördern. Jeder Singener kann als Stifter oder Spender in Aktion treten. Infos und Kontakte: www.buergerstiftung-singen.de