14 Veranstaltungen mit 750 Besuchern, das ist das Ergebnis der interkulturellen Woche in Singen in Zahlen. Dieses Ergebnis stellte der Integrationsbeauftragte der Stadt Singen, Stefan Schlagowsky-Molkenthin, bei einem Treffen des Aktionsbündnisses unterm Hohentwiel vor, das sich gegen Menschenfeindlichkeit einsetzt. Eine gute Resonanz finden die Teilnehmer des Treffens im Rathaus. Der Tag der Zivilcourage steht am kommenden Freitag, 19. Oktober mit Workshops für Schüler, Kundgebung, Film, Musik und Preisverleihung auf dem Programm. Doch, und das stellen alle Beteiligten fest, egal welche Veranstaltung die Mitglieder des Akionsbündnisses anbieten, es kommen doch immer wieder dieselben Besucher.
So lobte Bürgermeisterin Ute Seifried alle Angebote, lud aber zum selbstkritischen Hinterfragen ein. "Die Frage ist doch: Wie locken wir die an, die kritisch sind?", sagte sie. "Wir tun viel – doch die Leute mit den diffusen Ängsten kommen nicht." Sie meinte diejenigen, die sich nicht angesprochen fühlen, die sich nicht am gesellschaftlichen Leben beteiligen, sich abgehängt fühlen und für populäre Parolen empfänglich sind. "Ich habe keine zündende Idee", gestand Seifried. Marcel da Rhin von der Singener Kriminalprävention war der Meinung, dass die Veranstaltungen und die Berichte darüber Gesprächsstoff böten, und darüber auch Öffentlichkeit bekämen. Nadja Malcangi von der Teestube regte an, dass man mit den Eltern in Kindergärten und Schulen ins Gespräch kommen könne und dass, zum Beispiel Elternstammtische das Verständnis füreinander fördern und helfen, Vorurteile zwischen den Kulturen abzubauen. Die städtischen Vertreter erklärten, dass in dieser Richtung schon viel gemacht werde.
Schlagowsky-Molkenthin stimmte Ute Seifried zu: "Wir kochen ein bisschen im eigenen Saft." Er berichtete über ein Beispiel alltäglichen Rassismus. Er habe beobachtet, wie ein Wagen mitten auf einer Kreuzung stehengeblieben sei und der Fahrer ein Mädchen mit Kopftuch, das an der Ampel gestanden hätte, beschimpft habe. Als er und seine Begleiterin dazukamen, war das Auto schon wieder weg. Er stelle sich auch die Frage, wie man zum Beispiel diesen Fahrer erreichen könnte. Man müsse aber auch kritisch fragen, warum schon sehr junge Mädchen in der Öffentlichkeit Kopftuch tragen müssen, erklärte Seifried. "Als Frau, die sich ihr Leben lang für Gleichberechtigung einsetzt, kann ich das nicht nachvollziehen und möchte auch für unsere Werte hier eintreten", sagte sie. Bernhard Grunewald vom Verein Integration in Singen (inSi) sagte, dass er die Erfahrung gemacht habe, dass man in der Integrationsarbeit immer die ganze Familie, Frauen, Männer und Kinder, ansprechen und die Gesetze und Werte vermitteln müsse, nicht nur die Männer.
Das planen die Akteure
- Das Bündnis: Das Bündnis unterm Hohentwiel, das sich für Menschenrechte und Zivilcourage einsetzt, wurde vor sieben Jahren gegründet . Mit dabei sind unter anderem die Kriminalprävention der Stadt, der Verein für Integration in Singen, die Kirchen, die Gewerkschaften und die mobile Jugendarbeit. Die Treffen finden vier bis sechs Mal jährlich statt und dienen der Terminabsprache, dem Informationsausstausch und der Diskussion.
- Die Ausstellung: Bernhard Grunewald vom Integrationsverein holt die Wanderausstellung zu den Jugendkonzentrationslagern Moringen und Uckermar 1940 bis 1945 "Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben" ins Singener Rathaus. Sie wird am 15. November eröffnet und geht bis 30. November.
- Der Aktionstag: Der 7. Tag der Zivilcourage unter dem Motto "Singen ist bunt" Hand in Hand gegen Rassismus ist am Freitag, 19. November. Morgens von 8 bis 13 Uhr werden Workshops in den Schulen angeboten. Die Bundespolizei hat am Bahnhof einen Zugwaggon stehen, in dem sie richtiges Verhalten in brenzligen Situationen im Zug zeigt. Um 13 Uhr und 14 Uhr können auch Bürger sich dort schlau machen. Ab 17 Uhr gibt es eine Kundgebung in der August-Ruf-Straße. Mit einem Lichtermarsch geht es in die Gems, wo Schirmherr Ingo Lenßen den Zivilcourage-Preis verleiht. Außerdem tritt Comedian Tag Caglar auf und der Film "Gemeinsam Zukunft leben" ist zu sehen.