"Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut", riefen rund 200 Singener Schüler der Demonstration "Fridays for future" bei strömendem Regen auf dem Rathausplatz. Sie stimmten damit in einen weltweiten Chor von Kindern und Jugendlichen ein, die für mehr Klimaschutz demonstrierten.

Nicolas Prem, Zwölftklässler am Friedrich-Wöhler-Gymnasium (Friwö) in Singen, hat die Demonstration mit organisiert. "Die Politik macht zu wenig, deshalb müssen die Wähler Druck aufbauen und die Politik über ihre Stimme zwingen, etwas zu tun", erklärte Prem. Er freute sich, dass Schulleitung und Lehrer das politische Engagement der Schüler positiv begleiten.

Pfeifkonzert vor dem Rathaus

"Wir demonstrieren für unsere Zukunft, wollen ein Zeichen setzen und Solidarität mit unserer Umwelt zeigen", sagte der 17-Jährige bei der Kundgebung. Die Organisatoren verteilten Trillerpfeifen, mit denen die Jugendlichen sich lautstark bemerkbar machten, und über den Rathausplatz zogen.

Der Starkregen tat der guten Laune keinen Abbruch, die Schüler machten mit kreativen Plakaten und witzigen Sprüchen auf sich aufmerksam.

Organisatoren sind begeistert

Nicolas Prem war begeistert, dass dem Aufruf zur Demonstration über die sozialen Netzwerke Schüler von vielen Schulen in Singen folgten. "Ich habe zum ersten Mal eine Demonstration mit organisiert und angemeldet", sagte Prem.

Man müsse sich in die Vorschriften einarbeiten, aber es habe Spaß gemacht und er würde es jederzeit wieder tun. Seine Schulkameradin Alina Hufnagel, ebenfalls Zwölftklässlerin, erkärte, dass alle Aktionen der Politik zum Klimaschutz zu spät kommen. Es sei doch traurig, dass Kinder auf die Straße gehen müssten, weil die Politik nichts tue.

Sie hat ein Plakat gemalt auf dem stand: "Das Klima: aussichtsloser als unser Mathe-Abi." Das Friwö stellte mit rund 150 Schülern aus allen Klassen die meisten Teilnehmer.

Kurzfristig viele Schüler mobilisiert

Der 18-jährige Tabikan Runa absolviert sein Freiwilliges Soziales Jahr an der Beethovenschule und begleitete viele Schüler. "Wir wollten eigentlich für die kommende Woche etwas auf die Beine stellen und ich bin begeistert, dass kurzfristig so viele Schüler mobilisiert wurden", erklärte er.

Die Nachricht habe sich wie ein Lauffeuer zwischen den Schulen verbreitet. "Es ist doch echt erstaunlich, dass eine 16-Jährige eine solche Bewegung in Gang gesetzt hat. Sie sollte den Friedensnobelpreis bekommen", sagte Runa.

Karin Leyhe-Schröpfer unterstützte als Mutter und Parents for Future das Engagement der Jugendlichen. "Die Demonstration ist super toll organisiert. Ich finde es gut, dass in Singen etwas passiert und sich junge Leute über ihre Zukunft Gedanken machen", sagte sie.

Die Bewegung, die Initiatorin

  • Die Bewegung: „Fridays for Future“ ist eine internationale Schüler- und Studentenbewegung, die sich für den Klimaschutz einsetzt. Seit mehreren Wochen gehen junge Menschen weltweit freitags auf die Straße, anstatt die Schule oder die Universität zu besuchen. Sie fordern von ihrer Regierung eine bessere Klimapolitik, wie die Bewegung auf ihrer deutschen Webseite erklärt. Die Schüler wollen mit dem Fernbleiben vom Unterricht ausdrücken, dass der Schulbesuch sinnlos werde, wenn die Politik beim Kampf gegen den Klimawandel keine entscheidenden Schritte unternehme. In Deutschland gehen seit Dezember 2018 Schüler und Studenten auf die Straße, um gegen die Klimapolitik der Bundesregierung zu protestieren.
  • Die Initiatorin: Vorbild für die Streikenden ist die Schwedin Greta Thunberg, die mit einem mehrwöchigen Schulstreik internationale Aufmerksamkeit erlangte. Drei Wochen lang bestreikte sie ihre Schule, inzwischen demonstriert die 16-Jährige immer freitags. Sie will ihren Protest so lange fortsetzen, bis Schweden seine Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen erfüllt.