Sandra Bossenmaier

Reiten ist nicht nur Sport und ein Pferd ist nicht nur ein Haustier. Dahinter steckt viel mehr als nur ein Hobby, es ist eine Leidenschaft – oder, wie Georg Ehinger aus Arlen, Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins Rielasingen, es ausdrückt: „ein Virus, der einen ein ganzes Leben begleiten kann“.

Kim Jäckle aus Arlen ist 14 Jahre alt. Sie saß bereits mit sechs Monaten das erste Mal auf der schwarzbraunen Stute Selina. „Ich wurde mit dem Pferd groß und kann es mir gar nicht anders vorstellen“, sagt die Jugendliche. Die Arbeit mit Selina mache ihr Spaß und könne beruhigen, wenn es mal Stress gebe. Die Beziehung zu Selina ist Kim sehr wichtig, die beiden verbindet eine tiefe Liebe. Diese bedeutet aber auch viel Arbeit.

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Kim muss Selina putzen, die Koppel misten und das Pferd bewegen. Ein Leben ohne Pferd kann sich die Jugendliche dennoch nicht vorstellen und die Zeit des Lockdowns und der Schulschließung sei für sie vielleicht auch wegen Selina nicht so schlimm wie für manch andere Schüler gewesen. Die frei einteilbare Zeit nutzte Kim gerne für einen Ausritt am Morgen.

Erfolgreich absolvierten im August zehn Mädchen und drei Erwachsene des Reit- und Fahrvereins Rielasingen ihre Reitabzeichen.
Erfolgreich absolvierten im August zehn Mädchen und drei Erwachsene des Reit- und Fahrvereins Rielasingen ihre Reitabzeichen. | Bild: Verein

„Reiten ist ein Gefühl von Freiheit“, so Jameela Morgado aus Arlen. Jameela hat kein eigenes Pferd, sondern eine Reitbeteiligung. Dies bedeutet, dass sie sich gemeinsam mit dem Besitzer von Tarabas die Arbeit teilt und das Pferd im Wechsel versorgt. Konkret bedeutet dies aber auch, dass die 17-jährige Jameela regelmäßig in den Stall kommen und sich mit dem gleichaltrigen Tarabas beschäftigen muss. Dazu gehört auch das Ausmisten der Pferdebox. „Im Stall kann ich sehr gut abschalten“, findet Jameela, und auf Tarabas könne man sich immer verlassen.

Kinder können im Umgang mit einem Pferd viel lernen

„Das Faszinierende am Reitsport ist das Zusammenspiel mit dem Tier“, erklärt Ulrike Neidhart vom Vorstandsteam des Reitvereines, der neben 100 passiven Mitgliedern 45 aktive Erwachsene, 25 Jugendliche und 20 Kinder, die voltigieren, zählt. Reiten sei ein schönes und bereicherndes Hobby, aber auch ein anstrengendes. Und Ausreden gebe es beim Sport mit dem Pferd keine. Gutes oder schlechtes Wetter gebe es nicht, nach dem Pferd müsse man immer schauen. Dabei machte sie die Erfahrung, dass gerade junge Menschen und Kinder beim Umgang mit Pferden viel lernen können.

Mitglieder des Reit- und Fahrvereines Rielasingen verbringen viel Zeit mit und auf den Pferden.
Mitglieder des Reit- und Fahrvereines Rielasingen verbringen viel Zeit mit und auf den Pferden. | Bild: Sandra Bossenmaier

„Reiten hat nicht mehr das Image eines reichen Sportes wie früher, aber man muss mit anpacken“, sagt Ulrike Neidhart. Voraussetzung, um Reiten zu lernen, sei, Gleichgewicht halten und Körperspannung aufbauen zu können. „Die Kunst ist die Eleganz beim Reiten“, sagt Vorsitzender Georg Ehinger.

Die Reitanlage des Reitvereins Rielasingen liegt gut erreichbar und zentral im Dorf. Dass sich die Reitanlage in Vereinsbesitz befindet, ist eine Seltenheit, aber auch ein Grund dafür, dass die Beiträge für Vereinsmitglieder moderat gehalten werden können. So ist es zwischenzeitlich normal Verdienenden möglich, sich das Glück auf dem Rücken der Pferde leisten zu können. Vorausgesetzt, man ist von der Leidenschaft des Pferdesports infiziert und hat Respekt vor den Tieren.

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Auch die elfjährige Mia Jäckle aus Arlen lebt diese Leidenschaft von klein auf. Auch sie durfte schon im Alter von ein paar Monaten mit ihrer Mutter auf einem Pferd sitzen. Heute hat sie ein eigenes Pony namens Maryleen. Zu diesem Pony spürt sie starke Verbundenheit und großes Vertrauen. So sei für sie die Schulschließung während des Lockdowns kein Problem gewesen, ganz im Gegenteil: Sie habe mehr Zeit als gewöhnlich mit Maryleen verbringen dürfen, berichtet Mia.

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