Der Polizei fehlt die entscheidende Spur, wenn es um Hintergründe zu den Graffiti in Rielasingen-Worblingen geht. Sie bat um Hinweise zu der Farbattacke. Doch SÜDKURIER-Leser haben eine mögliche Erklärung für die gesprühte Zahlenkombination: Es handle sich bei der 78 um die ersten beiden Ziffern der Postleitzahl. Postleitzahlen würden in bestimmten Kreisen gern genutzt, um seine „Hood“, also seine Nachbarschaft, zu repräsentieren. Auch ein zweiter Leser hat die Zahl als Postleitzahl identifiziert: Das sei ein Trend bei jungen Leuten, um zu zeigen, wo man herkommt, und sein Revier zu markieren.
Ein Trend, der wohl in vielen Städten gerade umgeht und für hohe Schäden sorgt. In Rheinfelden wurde die Zahl 618 an 45 Stellen der Stadt gesprüht. 618 sind die letzten drei Ziffern der Postleitzahl von Rheinfelden. Der Schaden liegt bei 20.000 Euro, die Täter konnte die Polizei trotz einer Videoaufnahme bisher nicht dingfest machen. In Konstanz benannte sich sogar eine kriminelle Gruppe 467 nach den letzten drei Ziffern der Postleitzahl.
Es gibt bestimmt bessere Wege, seine Verbundenheit zur Heimat auszudrücken, als die Nachbarschaft mit Graffitis zu besprühen. Denn der Hausbesitzer ist im Zweifelsfall auch ein Nachbar, der jetzt tausende Euro investieren darf, damit seine Hauswand aussieht wie vorher.
Heimatliebe sieht anders aus
Heimatliebe kann man vielfältig zum Ausdruck bringen, am besten aber wohl, indem man sich in irgendeiner Form für sie engagiert. Das erregt zwar weniger Aufmerksamkeit, aber es sind die stillen Helden, die die Welt ein Stück besser machen. Und das ist dann wahrscheinlich auch der Grund, warum Jugendliche nach einer Straftat zu Sozialstunden verdonnert werden. Damit sie selbst etwas Gutes tun, statt die Nachbarschaft zu ärgern.
Wie wäre es mit der 42? Oder 143?
Eine 78 auf die Hauswand zu sprühen, zeugt auch nicht unbedingt von großer Kreativität. Da gibt es Zahlen mit weit mehr Bedeutung: So ist die 42 nach dem Science-Fiction-Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. Um diese Antwort zu finden, hat ein Supercomputer wenigstens 7,5 Millionen Jahre gerechnet. Aber zugegeben, der 1979 erschienene Roman ist wohl eher älteren Generationen ein Begriff.
Aber wie wäre es mit 143, was laut der Internetseite urbandictionary.com nach der Zahl der Buchstaben für jedes Wort für „I love you“ steht? Damit hätte man wenigstens der Angebeteten eine Botschaft geschickt.
Aber 78? Richtig kreativ würde es werden, wenn tatsächlich ein Bild an der Wand entsteht – und in Rücksprache mit der Gemeinde gibt es auch manchmal Flächen, auf denen sich ausgetobt werden darf und wo dann manchmal Kunstwerke entstehen. Also: Erst denken, dann sprühen.