Am Weinfestwochenende fährt sie noch über den Untersee, doch danach macht sie fest: Die Solarfähre „Insel Reichenau“ ist ein Opfer des Niedrigwassers in der Region. Am Schweizer Bodensee-Ufer haben die Schifffahrtsbetriebe seit Mitte Juli Probleme – nun auch die Reichenauer Solarfähre. „Wir müssen den Betrieb einstellen“, sagt Betreiber Alexander Stenzel. Wahrscheinlich sogar für den Rest der Saison.

Macht jetzt erstmal Wartung: Alexander Stenzel.
Macht jetzt erstmal Wartung: Alexander Stenzel. | Bild: SK-Archiv/Silvia Thalemann

Wenn sich der See durch dauerhafte und ergiebige Niederschläge nicht wieder füllt, dann wird das Boot den Fährbetrieb zwischen der Insel und Mannenbach auf Schweizer Seite 2022 nicht wieder aufnehmen können. „Wir brauchen am Pegel Konstanz mindestens 3,20 bis 3,30 Meter für den Betrieb“, so der Unternehmer. Am Freitagmittag, 5. August, stand er bei 3,20 Meter, Tendenz fallend.

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Das Problem: Für die Passagiere des durchs Niedrigwasser tiefergelegten Solarschiffes wird die Zustiegsrampe zu steil. Doch das ist nicht alles. In Mannenbach ragt der Pfahl zum Festmachen mittlerweile soweit aus dem Wasser heraus, dass ein Eisenbeschlag freigelegt wurde, an dem die Solarfähre Schaden nehmen könnte.

Der Steg in Mannenbach ragt mittlerweile weit aus dem See heraus.
Der Steg in Mannenbach ragt mittlerweile weit aus dem See heraus. | Bild: Alexander Stenzel

Außerdem hat sich in dem Becken, das die Fähre auf Reichenauer Seite nutzt, einiges an Schlick und Algen angesammelt. 2008 war es laut Stenzel schon mal ausgebaggert worden, doch durch die großen Kursschiffe, die an der Schiffslände anlegen, schwappen permanent neue Sedimente dort hinein.

„Irgendwann müsste das wahrscheinlich mal wieder gemacht werden“, meint der Solarkapitän, der dankbar dafür ist, dass ihm die Gemeinde den Liegeplatz nach wie vor kostenlos zur Verfügung stellt.

Das Becken der Solarfähre verlandet zusehends, wie die Aufnahme vom 4. August zeigt. Das Grüne da ist kein Rasen, sondern das Wasser.
Das Becken der Solarfähre verlandet zusehends, wie die Aufnahme vom 4. August zeigt. Das Grüne da ist kein Rasen, sondern das Wasser. | Bild: Alexander Stenzel

Seit rund 20 Jahren bringt die Solarfähre Touristen über den Untersee. Stenzel übernahm 2021 von Thomas Geiger, dem ersten Betreiber des Schiffs, das bei ausreichend Wasser auch für Charterfahrten gebucht werden kann. „Es ist derzeit im süddeutschen Raum die einzige öffentliche, klimaneutrale Fährverbindung mit Motorantrieb“, so Stenzel, der bereits als Kind mit dem kleinen Schiff mitgefahren ist.

Durch das Niedrigwasser taucht am Pfahl in Mannenbach eine für Stenzels Boot gefährliche Stelle auf.
Durch das Niedrigwasser taucht am Pfahl in Mannenbach eine für Stenzels Boot gefährliche Stelle auf. | Bild: Alexander Stenzel

Durchschnittlich rund 8000 Passagiere pro Saison hat das Schiff laut Thomas Geiger. Die meisten davon sind Radfahrer, die ihre Fahrräder mit auf die Solarfähre nehmen dürfen.

Doch dieses Jahr dürften es etwas weniger werden, wenn der Bodenseespiegel bis Anfang Oktober nicht doch wieder ansteigt. „Wir nutzen die Zeit jetzt für die Wartung“, geht Stenzel den Zwangsstopp pragmatisch an.

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Und wie gesagt: Bis einschließlich Sonntag, 7. August, pendelt die Solarfähre bei ruhigem Wetter noch hin und her. Erste Abfahrt auf der Insel Reichenau ist jeweils 10.28 Uhr. Die letzte Tour zurück von Mannenbach auf die deutsche Seite beginnt 17.30 Uhr.