Die Beobachtungsplattform des Naturschutzbundes (Nabu) am Reichenauer Inseldamm im Schilf nahe der Burgruine Schopflen hat in den vergangenen Wochen für einige Aufregung gesorgt. Erst hatten Unbekannte den Hochsitz mit den Worten „Mörder“ und später „Spanner“ beschmiert, kurze Zeit später wurde das Holzbauwerk sogar umgesägt.
Der Reichenauer Bürgermeister Wolfgang Zoll betonte nun in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats, dass diese Sachbeschädigungen natürlich nicht akzeptabel seien und die Gemeinde daher Strafanzeige erstattet habe. Dennoch wolle die Verwaltung nun zusammen mit dem Nabu für den Beobachtungsposten einen alternativen Standort suchen, der in der Bevölkerung hoffentlich eine größere Akzeptanz finden werde. Und wenn ein solcher Platz gefunden sei, werde es ganz formal einen Bauantrag des Nabu geben, der dann im Gemeinderat diskutiert werde, so Zoll.
Wieso wurde dieser Hochsitz überhaupt errichtet?
Lisa Maier, die im Bodensee-Naturschutzzentrum des Nabu fürs Thema Vögel zuständig ist, erklärte in der Sitzung die Notwendigkeit eines solchen Postens. Es gehe darum, die Vögel im Ermatinger Becken nicht nur zu beobachten, sondern einmal monatlich deren Zahl zu erfassen. Das mache der Nabu im Auftrag des Regierungspräsidiums (RP). Bisher habe man hierfür eine Plattform auf der Ruine Schopflen genutzt. Aber dort wachsende Bäume hätten zunehmend die Sicht behindert. Und die Pflege der Bäume sei recht teuer.
Deshalb habe der Nabu einen anderen Standort gesucht, denn ein zusätzlicher Turm schien die beste Lösung zu sein. Und der Hochsitz dort sei mit dem RP besprochen und genehmigt gewesen. „Dass das nicht so gut ankommt, war mir auch klar“, sagte Maier jetzt. Unabhängig vom nun gesuchten neuen Standort für den Posten werde die Plattform auf der Ruine Schopflen erhalten bleiben. Diese sei als Aussichtspunkt auf den See auch bei Touristen beliebt.
Räte kritisieren Vorgehen: „So funktioniert das nicht“
Gemeinderat Berndt Wagner von der CDU übte Kritik am bisherigen Vorgehen des Nabu. „Ich finde, die Sache ist unglücklich gelaufen.“ Weder der Gemeinderat noch die Öffentlichkeit seien informiert gewesen, dass dieser Hochsitz dort gebaut werden solle, monierte Wagner. Doch so etwas müsse im Gemeinderat besprochen werden. „So funktioniert das nicht“, sagte er nachdrücklich. Auch Stefan Schmidt (Freie Wähler) monierte die fehlende Information vor dem Bau. Bürgermeister Zoll meinte dazu: „Das holen wir jetzt nach.“