Gerald Jarausch

Seit Jahren beklagen Einheimische und Menschen, die es nach Radolfzell zieht, dass es zu wenig Wohnraum gibt. Nun haben zwei Geschwister aus Böhringen das ehemalige Gelände des elterlichen Betriebs dazu genutzt, zumindest ein wenig Abhilfe zu schaffen. Inmitten der bebauten Umgebung haben sie drei Mehrfamilienhäuser errichtet, die zudem noch eine besonders gute Ökobilanz aufweisen.

Häuser aus Holz

Die aus Holz gefertigten Häuser wurden deshalb vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg mit insgesamt 100.000 Euro gefördert.

Im Radolfzeller Ortsteil Böhringen entstehen gerade drei Mehrfamilienhäuser, die Modellcharakter haben. Die Baukonstruktion aus Massivholz soll nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch für einen geringen Heizwärmebedarf sorgen. Gleichzeitig erreicht man durch den Einsatz der ökologischen Baustoffe die Ziele des „Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzepts“, die eine Reduzierung des Treibhausgases Kohlendioxid vorsehen.

Geschosswohnbau aus Holz: So ein Wohnbauprojekt wird derzeit in Böhringen umgesetzt. Bild:Gerald Jarausch
Geschosswohnbau aus Holz: So ein Wohnbauprojekt wird derzeit in Böhringen umgesetzt. Bild:Gerald Jarausch | Bild: Jarausch, Gerald

Die angegebene Menge Holz leistet einen Rückgang der jährlichen Treibhausgasemissionen um 19,3 Tonnen CO2. Durch die positiven bauphysikalischen Eigenschaften von Massivholz mit seiner geringen Wärmeleitfähigkeit und gute Dampfdiffusionsoffenheit ist ein geringer Heizwärmebedarf zu erwarten und die Lüftungsanlagen können reduziert werden. „Dadurch sind die Häuser langfristig gesehen den Standardwohngebäuden hinsichtlich Ökobilanz und Lebenszykluskosten deutlich überlegen“, erklärt Architektin und Stadtplanerin Maria Kollmann.

Wunsch nach hochwertigem Wohnraum

Für die Bauherren und Geschwister Manuela und Alfred Ruh stand bei der Umsetzung des Projektes der Wunsch nach qualitativ hochwertigen Wohnraum im Vordergrund. „Wir wollten Wohnraum schaffen und nicht investieren“, betont Manuela Ruh mit Blick auf die gängige Praxis im Bausektor.

Dafür nehmen die Geschwister sogar in Kauf, dass die Investitionskosten gegenüber einem herkömmlichen Bau aus Beton zunächst etwas höher ausfallen. Glücklicherweise konnten die aktuellen Preissteigerungen, die praktisch alle Bereiche der Baubranche ereilen, durch einen besonders weitsichtigen Einkauf der Materialien abgefedert werden.

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Weitere Kostenminimierungen wurden durch das Entfallen wartungsintensiver Technik, durch identische Konstruktionen und Zuschnitte der Gebäude und durch die besondere Konstruktion der Treppenhäuser erreicht. Jede der Wohnungen wird durch eine laubenartige Treppe aus Stahl mit Gitterrosten erreicht.

Wärme liefert eine Pelletheizung, die alle drei Wohnhäuser versorgt. Auch von außen wird das verwendete Material deutlich sichtbar sein. Eine hinterlüftete Fassade in Boden-Deckel-Technik aus Weißtanne wird die Gebäude als Holzhäuser erkennbar machen.

Die Holzfassade erinnert an Wirtschaftsgebäude im ländlichen Raum.
Die Holzfassade erinnert an Wirtschaftsgebäude im ländlichen Raum. | Bild: Jarausch, Gerald

Die Fassade ist eine Reminiszenz an viele Wirtschaftsgebäude im ländlichen Raum. Insofern tragen die Häuser in Böhringen zur Aufwertung der Region bei. Attraktiv sind die Wohnungen am ehesten für Familien mit Kindern, wie Manuela Ruh erklärt. Durch ihre Dimension von 118 Quadratmetern und vier Zimmern bieten sie ausreichend Fläche. Durch die dreigeschossige Nachverdichtung wird Wohnraum für rund 40 Personen geschaffen. Lediglich im später nicht mehr sichtbaren Bereich musste man auf den Baustoff Beton zurückgreifen. Um ausreichend Stellplätze zu schaffen, wurde das Gelände mit einer Tiefgarage versehen.

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