Ich weiß, ich weiß, für viele – vor allem Arbeitgeber – ist das Wort „Vier-Tage-Woche“ so ein Reizwort wie Mindestlohnerhöhung. Doch müssen wir auch mal ehrlich sein und den Ruf der Gen Z, der Generation Z, die diesen ganzen Firlefanz von Work-Life-Balance und Teilzeit bis zum Exzess betreibt, wieder etwas aufpolieren.
Denn nicht etwa die 20- bis 25-Jährigen haben entdeckt, dass eine Woche mit nur vier Arbeitstagen irgendwie schön sein kann. Die Vier-Tage-Woche ist eine Erfindung der wohl ältesten Firma der westlichen Welt: der katholischen Kirche.
Kurze Wochen für die Gemeindeschäfchen
Fast alle kirchlichen Feiertage bescheren den Schäfchen der Gemeinde und allen anderen eine angenehme Vier-Tage-Woche. Pfingsten? Halb Radolfzell feiert am Montag, dem wohl schlimmsten Wochentag seit der Schöpfungswoche, mit der Narrenmusik und Froschenkapelle auf der Mettnau. Gearbeitet wird nur an den folgenden vier Tagen. Ostern? Auch hier wird am Montag mit der Familie gebruncht, statt gearbeitet.
Und erst Christi Himmelfahrt und Fronleichnam! Da geht die Kirche sogar noch weiter und verlängert nicht etwa das Wochenende, sondern legt den freien Tag auf einen Donnerstag. Damit sind Tür und Tor für Brückentage geöffnet, das Wochenende wird länger als die Woche selbst. Man kann froh sein, dass Gen Z sich in ihren Wünschen für ihr Berufsleben nicht daran orientiert haben.
Nicht alles war eine gute Idee
Man kann also getrost sagen, Jesus war der erste Gewerkschaftsvertreter, er setzte sich für die Belange der Arbeitnehmer ein und sorgte, sehr nachhaltig sogar, für eine partielle Vier-Tage-Woche. Doch hätte die Kirche sich bei einigen der Errungenschaften fürs einfache Volk etwas mehr Mühe geben können. Der Gottesdienst am frühen Sonntagmorgen? Ich bin mir sicher, das ein oder andere Schäfchen würde auch gerne ausschlafen.
Und die Wasser-zu-Wein-Nummer war an sich schon richtig super. Nur hätte der Sohn Gottes das Wissen darüber, wie man das anstellt, gerne teilen dürfen. Doch kann nicht jede Erfindung mehr als 2000 Jahre lang gut laufen. Manchmal braucht es eben ein Update. Wer weiß, schließlich sind die Wege des Herrn unergründlich.