Gerald Jarausch

Bis einschließlich Sonntag kommen Freunde von Kunst und Kultur noch in den Genuss, eine wirklich ungewöhnliche Kunstausstellung besuchen zu dürfen. Denn so lange wird es die Veranstaltung „7.77 Ortszeit“ noch im Radolfzeller Ortsteil Böhringen zu sehen geben. Insgesamt 30 Künstler aus der Region, aber auch darüber hinaus zeigen ihre Arbeiten in leerstehenden Gebäuden in der Fritz-Kleiner-Straße.

Besucher betrachten beim Kulturevent 7:77 Ortszeit ausgestellte Skulpturen.
Besucher betrachten beim Kulturevent 7:77 Ortszeit ausgestellte Skulpturen. | Bild: Jarausch, Gerald

Die bereits seit Jahren geräumten Wohnhäuser, Scheunen und Ställe wurden für die aktuelle Ausstellung noch einmal um ein weiteres Wohnhaus samt Scheune erweitert, was die Rahmenbedingungen in Zeiten von Corona etwas erleichterte, denn so gibt es mehr Platz. Schließlich darf die Kunst- und Kulturaktion nur unter strengen Auflagen stattfinden, um der Pandemie nicht noch Vorschub zu leisten.

Kunst in der Scheune: Besucher an einem der ungewöhnlichen Ausstellungsorte. In Böhringen stellen insgesamt 30 Künstler ihre Arbeiten in ...
Kunst in der Scheune: Besucher an einem der ungewöhnlichen Ausstellungsorte. In Böhringen stellen insgesamt 30 Künstler ihre Arbeiten in verlassenen Gebäuden aus. | Bild: Jarausch, Gerald

Entsprechend groß war am Mittwochabend zur Eröffnung der Veranstaltung die Freude und Erleichterung über das tatsächliche Stattfinden bei allen Beteiligten. Allen voran Victoria Graf, Organisatorin des Kunstprojekts. Die Böhringer Künstlerin hat auch die vierte Auflage der Kunstausstellung, die in Vorjahren im Rahmen der Kulturnacht stattfand, auf die Beine gestellt. Sogar ihren Jahresurlaub hat sie dem Event geopfert.

Blickt gespannt auf die Veranstaltung: Organisatorin Victoria Graf während der Eröffnungsrede.
Blickt gespannt auf die Veranstaltung: Organisatorin Victoria Graf während der Eröffnungsrede. | Bild: Jarausch, Gerald

Kein Wunder, denn in der Veranstaltung sieht sie in diesen Tagen mehr als eine reine Kunstausstellung: „Ohne Kultur ist die Welt um vieles ärmer“, konstatierte sie in ihrer Eröffnungsrede. Dass es Kunstschaffende im Moment besonders schwer haben, verschwieg sie ebenfalls nicht: „Man braucht Kunst nicht zu verbieten – sie geht ein“, sagte sie.

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Möglich wurde die Veranstaltung mit dem ganz besonderen Ambiente nur durch ein ausgeklügeltes Hygienekonzept, das in Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt entstand. Es sieht nicht nur die Einzäunung des gesamten Bereiches vor, sondern auch die Erfassung der Besucher sowie eine maximale Anzahl von Gästen auf dem Gelände und in den jeweiligen Gebäuden.

Eingesperrtes Virus: Ein Austellungsbesucher schaut ein virusähnliches Kunstobjekt in einem kleinen Schopf an.
Eingesperrtes Virus: Ein Austellungsbesucher schaut ein virusähnliches Kunstobjekt in einem kleinen Schopf an. | Bild: Jarausch, Gerald

Die Besucher können sich auf eine große Bandbreite von Arbeiten freuen. Malerei, Fotografien, Videoinstallationen und Mitmachkunst sorgen für ein inspirierendes Erlebnis, das sich durch den ungewöhnlichen Ausstellungsort noch steigert. Für besondere Stimmung sorgen 270 Strahler an über 1000 Meter Stromkabel, die die Künstler und Veranstaltungstechniker verlegt und installiert haben.

Erleichterte Zuschauer

Der große Aufwand, der durch die aktuellen Einschränkungen noch gesteigert wurde, schlägt auch finanziell durch. „Wir danken allen Sponsoren ganz besonders“, sagte Graf. Ohne diese Unterstützung wäre eine Umsetzung nicht denkbar gewesen.

Dass es sich dennoch um eine so genannte Win-Win-Situation für alle Beteiligen handelt, zeigte bereits die Eröffnung am Mittwochabend. Dort sang der Zell-A-Capella Chor vor einer sichtbar erleichterten Zuschauerschaft.

Sie alle hatten sich ein Stück weit Normalität zurückgesehnt, die sich jetzt in der Ausstellung niederschlägt. Ungewöhnliche Kunst in ungewöhnlichen Räumen in einer ungewöhnlichen Zeit.

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