Von wegen Sommerpause: In Böhringen haben sich in den letzten Monaten gleich zwei Bürgerinitiativen gebildet. Beide wollen die Ortsmitte mit Leben füllen. Die eine hat schon richtig rangeklotzt und einen neuen Treffpunkt geschaffen, der am 16. September mit einem Fest für die Böhringer eröffnet werden soll.
Die andere wird im Oktober an den Start gehen. Sie hat in einem groß angelegten Workshop sieben Projekte herausgearbeitet, die mittelfristig die bürgernahe Entwicklung der Ortsmitte zum Ziel haben und das Dorfleben bereichern sollen.
Aus wildem Innenhof wurde Schmucker Treffpunkt
Spätestens seit die bunten Plakate aus der Feder des Böhringer Künstlers Werner Schönmetzler als Hingucker zur Eröffnung der Ortsmitte 1.0 einladen, sind die Bingos (Böhringer Initiativgruppe Ortsmitte) bei der Bevölkerung angekommen.
Von vielen unbemerkt hat die kleine Gruppe um Volker Waller und Norbert Bartneck in der Fritz-Kleiner Straße als treibende Kraft über dem Sommer den wilden Innenhof zwischen dem alten Kindergarten und der angrenzenden großen Scheune auf Vordermann gebracht, um der Dorfgemeinschaft zumindest in den wärmeren Monaten eine einfache Möglichkeit für regelmäßige Treffen zu bieten.
Auslöser waren die Impulse aus dem Landesprojekt „Ortsmitten – gemeinsam barrierefrei und lebenswert gestalten“, an dem Böhringen 2021 als eine von 20 Modellkommunen teilnahm. Im Zuge dessen hatte ein Fachplanungsbüro nach einem Ortsmitten-Check und einem Workshop mit örtlichen Vereinsvertretern Flächen aufgezeigt, die unabhängig von der langfristig geplanten großen Ortskernsanierung mit Bau eines Dorfgemeinschaftshauses kurzfristig zum Aufenthaltsort für die Öffentlichkeit werden können.
Scheunen-Vorhof sollte nutzbar gemacht werden
„Das war die Initialzündung für mich. Nicht lange reden, sondern loslegen“, erzählt Volker Waller, der Ende letzten Jahres für die Freien Wähler in den Ortschaftsrat nachgerückt war. „Es kommt dazu, dass ich als Ruheständler Zeit habe!“, ergänzt er. Letzteres war auch für seine Mitstreiter Norbert Bartneck und Dieter Schönbucher Motivation für ihr Engagement.
Ziel war es, in einem ersten Schritt den etwas versteckt gelegenen Scheunen-Vorhof mitten im Dorf mit einfachen Mitteln für Jung und Alt nutzbar zu machen, etwa für Angebote unter freiem Himmel wie Kaffeenachmittage, Spielgruppen, Vorträge oder Lesungen, Bürgerhocks mit einfacher Gastronomie, Musikdarbietungen, eine Dorfwerkstatt zur Unterstützung bei Handy-Problem oder für einen einfachen Fahrrad-Reparaturservice.
Die Kosten für die Baggerarbeiten, Entsorgung, Auffüllen des Geländes mit Mutterboden, Leihwerkzeuge, Bereitstellen von Strom und Wasser kalkulierte die Initiative nach Abzug der Eigenleistungen mit 900 Euro. Mangels Sitzungen in der Sommerpause gaben Ortsvorsteher Bernhard Diehl und die Ortschaftsräte im Umlaufverfahren ihr Einverständnis, diesen Betrag aus dem Ortschaftsbudget für die Aktion zur Verfügung zu stellen.
Bauhof unterstützte mit großem Gerät
Schon bei einer ersten Vorstellung des Konzepts noch kurz vor den Sommerferien hatte es viele lobende Worte für die Initiative gegeben. Dann ging alles ganz schnell. „Wir waren überrascht, als der Bauhof mit großem Gerät anrückte und uns viel mühsame Arbeit abnahm“, berichtet Volker Waller.
„Toll ist auch die Unterstützung durch die Stadtwerke mit Strom und Wasser für unser Fest!“ Über die letzten Wochen haben sich zudem weitere Bürger gefunden, die in der Initiative mitarbeiten wollen und bei der Organisation des Eröffnungsfest helfen.
Auch Günther Lieby, Initiator der zweiten Bürgerinitiative mit Namen BleiB (Besser leben in Böhringen), engagiert sich von Anfang an im Kernteam der Bingos. „Mich hat begeistert, dass hier spontan angepackt wird, um in der Ortsmitte etwas zu bewegen“, unterstreicht er. Die Initiative, die er ins Leben gerufen hat, sieht er nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung.
Bei einem Workshop mit 20 geladenen Teilnehmern, der von der Sparkasse Hegau-Bodensee und dem Sparkassenverlag unterstützt wurde, ging es beispielsweise um den Bau von Begegnungsbänken, um moderne Dienstleistungen für die Bürger, um Projekte wie „Böhringen kocht“, um Vernetzung über eine Dorf-App, um einen mobilen Bioladen oder ähnliche Ideen, die dort greifen sollen, wo es in Böhringen an Infrastruktur fehlt. Im Herbst will die Initiative ihre Projekte vorstellen und weitere Bürger für die Mitarbeit gewinnen.