Bereits viermal sind in Radolfzell in den vergangenen Jahren Stolpersteine zum Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus verlegt worden. Im Herbst soll nun die fünfte Verlegung folgen. Ziel der Aktion ist die Aufarbeitung der Schicksale der Radolfzeller Opfer des NS-Regimes und deren Kenntlichmachung. Die Verlegung übernimmt die Initiative „Stolpersteine – Radolfzell“, erklärte Hildegard Bibby, Leiterin des Stadtarchivs, jüngst im Kulturausschuss.

Stolpersteine für zwei Opfer der Euthanasie Aktion T4

Diesmal hat die Initiative Stolpersteine für Luise Fischer und Nikolaus Honsell beantragt. Fischer war laut Sitzungsvorlage am 3. März 1887 in Böhringen geboren worden, wo auch ihr Stein verlegt werden soll. Sie habe aus einfachen Verhältnissen gestammt, die Hauptschule in Böhringen besucht und anschließend als Zimmermädchen gearbeitet. Ab 1916 sei dann sie aus unbekannten Gründen immer wieder in den Heil- und Pflegeanstalten Konstanz/Reichenau und Emmendingen untergebracht gewesen.

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In einem Schreiben der Konstanter Anstalt sei sie 1928 als „unheilbar“ eingestuft worden und am 28. November 1940 sei sie im Rahmen der Euthanasie-Aktion T4 ermordet worden.

Psychische Probleme nach Scheidung und Tod der Mutter

Nikolaus Honsell ist laut Vorlage am 6. Dezember 1887 in Radolfzell geboren und im Mai 1940 ebenfalls im Rahmen der Aktion T4 in Grafeneck ermordet worden. Von 1914 bis 1920 habe er Militärdienst geleistet und auch im Ersten Weltkrieg gekämpft. Nach seiner Scheidung und dem Tod seiner Mutter im Jahr 1922 habe sich sein psychischer Zustand laut Recherche des Stadtarchivs verschlechtert, weswegen er erstmals in die Heil- und Pflegeanstalt Reichenau gekommen sei.

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Obwohl sich sein psychischer Zustand immer wieder verbessert habe und er zeitweise entlassen worden sei, habe er ab Oktober 1923 bis zu seiner Ermordung in der Anstalt bleiben müssen. Honsells letzter frei gewählter Wohnsitz sei die Scheffelstraße 3 gewesen, wo nun sein Stolperstein verlegt werden soll.

Verlegung für Oktober geplant

Der Vorschlag, an die beiden Radolfzeller mit Stolpersteinen zu erinnern, wurde von den Mitgliedern des Kulturausschusses einstimmig angenommen. Sollten innerhalb der kommenden zwei Monate keine Bedenken gegenüber der Stadtverwaltung bezüglich Luise Fischer und Nikolaus Honsell geäußert werden, will die Initiative „Stolpersteine – Radolfzell“ im Oktober mit der Verlegung der Steine beginnen.