Jedes Dorf hat ihn: Einen Latschariplatz. In Güttingen befindet er sich am Milchhäusle und ist älteren Bürgern gut in Erinnerung. Ein Latschariplatz ist ein Ort im Dorf, wo sich Heranwachsende zum Abhängen treffen – meist mit Mofa und manchmal geschicklichkeits- oder kräftemessend. An diesem Latschariplatz trafen sich rund 100 Bürger zu einem, im wahrsten Sinne des Wortes, geschichtsträchtigem Abhängen.
Gespannt lauschten sie den Anekdoten rund um die Güttinger Ausgeh- und Stammtischkultur. Erzählt von sechs Bürgern als bezauberndes Projekt der Heimattage Radolfzell. Souverän moderiert von Friedhelm Niewöhner. Die „Gschichte uf em Bänkle“ waren genau das, was sich OB Martin Staab bei seiner Begrüßung wünschte: Ein Projekt, das Menschen näher zueinander bringt.
Ortsvorsteher Martin Aichem tat sich als Alemanne bei der Präsentation des Ortsteilprojekts zu den Heimattagen leichter als sonst in der Rhetorik, da er sich thematisch verpflichtet fühlte in Mundart zu schwätze. „Das kommt mir sehr entgegen“, scherzte er.
Die Güttinger Zeitzeugen erzählten ihre „Gschichte uf em Bänkle“ und was sie mit den Orten verbinden – als Jugendliche am Latschariplatz oder als Erwachsene an Stammtischen. Auffallend war eine Art Wett- und Kräftemessen-Kultur, die die Dörfler, oft humorvoll, näher zueinander brachten – auch mit umliegenden Dörfern. Denn im Zweifel einer Fähigkeit wurden meist Wetten ausgerufen, die dann als Dorfgespräche kursierten.
Wie jedes Dorf hatte auch Güttingen ihre Paradiesvögel. Zu Zeiten als es noch ein von Jung und Alt beliebtes „Rasthaus Bodensee“ für LKW-Fahrer an der Bundesstraße gab, nahm ein dorfbekannter Bürger seinen auf einem Hund reitenden Affen mit. Landwirte wurden durch Ratsmacht genötigt ihre Misthaufen von der nunmehr geteerten Hauptstraße zu entfernen. Zugezogene mit neumodischen Berufen bereicherten die Stammtischkultur mit neuen Gesprächsthemen fernab von Landwirtschaft und Handwerk. Infos zu weiteren Terminen: www.güttingen.de.