So ein Klinikneubau scheint ja eine heilbringende Sache. Zumindest wissen wir jetzt, dass er „in Singen“ stehen wird. Das hat Landrat Zeno Danner dem Gemeinderat in Stockach mitgeteilt. Verknüpft man die Aussage des Landrats mit der Aussage von Bernd Sieber, dem Geschäftsführer des Gesundheitsverbunds im Landkreis Konstanz (GLKN), müssen wir Geographie neu denken. Sieber hat gesagt, die künftige Mitte des Landkreises werde dort sein, wo diese Klinik dann sei. Also Singen. Nicht da, wo das Landratsamt steht. Das ist noch Konstanz. Oder wo die Landvermesser diese Mitte vermuten. Das ist dort, wo die Bundesstraßen 33 und 34 sich kreuzen, im Niemandsland zwischen Radolfzell und Singen.

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Nun gut, vielleicht wird sich der Kreistag den Ausführungen seiner Vordenker anschließen und – natürlich auf Singener Gemarkung – einen Klinikneubau für 270 Millionen Euro beschließen. So lautet die erste Hausnummer. Wer die Kostenentwicklung etwa beim Neubau des Pflegeheims auf der Mettnau betrachtet, der macht da seine eigene Rechnung auf. Die Kostenschätzung lag bei zwölf Millionen, die Kostenberechnung bei 19,2 Millionen, in der Wirklichkeit auf dem Bau ist man bereits bei 22,3 Millionen angekommen.

Der Energieverbrauch der Krankenhäuser ist hoch

Richtig, so ein kleines Pflegeheim ist mit einem richtig großen Klinikneubau nicht zu vergleichen. Da werden die Kostenberechnungen um ein Vielfaches genauer sein. Zu viel Häme? Dann versuchen wir es mit Gerald Gaß, dem Vorsitzenden der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Er hat im Ärzteblatt auf ein anderes Problem hingewiesen. Krankenhäuser sind ein Klimaschädling erster Güte. Volkswirt und Soziologe Gerald Gaß schreibt: „Mit rund 5800 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht ein Krankenhausbett etwa doppelt so viel Energie wie eine vierköpfige Familie. Hinzu kommen 29.000 Kilowattstunden Heizenergie – genug für eine mittelgroße Wohnung.“

Klinik Konstanz ist ausgezeichnet

Der Bezug von Gas und Öl treibt Gaß um: „Der Gedanke, dass der Energieverbrauch deutscher Krankenhäuser die Bombardierungen ukrainischer Krankenhäuser finanziert, ist kaum erträglich.“ Hier kommt eine gute Nachricht aus dem Kreis Konstanz. Unter den 47 Kliniken, davon sechs in Baden-Württemberg, die die Naturschützer des BUND mit dem Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“ ausgezeichnet haben, ist das Klinikum Konstanz.

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Unter diesem Aspekt spricht viel für den Erhalt des Konstanzer Klinikums und für einen geplanten Neubau statt der bestehenden Alt-Lasten in Singen und Radolfzell. Die neue Klinik müsste sich diesen Kriterien dann auch stellen. Auch was die Ausgleichsflächen angeht: Wird dann das neue Parkhaus vor dem Singener Krankenhaus zurückgebaut, die Fläche entsiegelt und ein Biotop angelegt?

Vorschlag Medizinisches Versorgungszentrum

Überhaupt, was wird aus den bestehenden Gebäuden? Viel Charme für Radolfzell hätte die Idee der CDU, im bald geschlossenen Krankenhaus ein Medizinisches Versorgungszentrum einzurichten. Möglichst als Anlaufstelle rund um die Uhr, auch an Wochenenden. Mit Teilzeitarbeitsmöglichkeiten für Fachärzte und Allgemeinmediziner. Wo das Klinikbett steht, ist oft nicht entscheidend. Die Aufenthaltsdauer ist selten länger als ein paar Tage. Für die Gesundheitsvorsorge viel entscheidender ist, dass Patienten einen (Haus-) Arzt finden, der sie behandelt. Bevor man „in der Mitte des Landkreises“ in ein Krankenhaus aufgenommen wird.