Die Waldorfbewegung feierte am Samstag am Konzertsegel ihr 100-jähriges Bestehen. Im September 1919 wurde die erste Waldorfschule in Stuttgart gegründet. Weltweit zählt die Bewegung derzeit 1150 Schulen und 2000 Kindergärten. Je eine Schule ist in Wahlwies und Konstanz ansässig. Radolfzell bot sich zur Feier als Veranstaltungsort an, da die Stadt zwischen beiden Orten liegt und auch viele Radolfzeller die Schulen besuchen und besuchten. Zur Feier schlossen sich rund 180 Schüler der Walddorfbewegung zu einem Chor zusammen, der von 80 Instrumentalisten des symphonischen Mittelstufenorchesters begleitet wurde. Gemeinsam unterhielten sie rund 500 Besucher mit Frühlingsliedern.
„100 Jahre Waldorfschule – es freut mich besonders, dass die Schulen von Wahlwies und Konstanz dieses Jubiläum in Radolfzell feiern“, richtete Bürgermeisterin Monika Laule ihre Grußworte an die Gäste. Zahlreiche Kinder aus Radolfzell würden in die Walddorfschulen gehen und waren zuvor auch im Walddorfkindergarten in Radolfzell. Die Waldorfpädagogik sei von Beginn an wegweisend gewesen und biete ein Konzept an, das heute auch von Gemeinschaftsschulen aufgegriffen werde. Laule bewunderte dabei auch die Selbstverwaltung sowie das Engagement der Eltern.
Ganz persönlicher Blick auf die Chance auf Bildung
Die Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Konstanz/Radolfzell, Nese Erikli, erinnerte sich am Jubiläumstag an die eigene schulische Laufbahn, bei der sie alle Schularten durchlaufen hatte, sowie an ihre Mutter, die keine Schule besuchen durfte, weil sie ein Mädchen war. Ihres Erachtens sollen Kinder in Schulen die Möglichkeit erhalten, ihre Stärken und Leidenschaften zu entdecken und ihre Neugierde zu wecken. Diese Arbeit würden Walddorfschulen leisten und sie dienten als Vorbild. Das Engagement der Walddorfschule wird im Gespräch mit der Mutter Pia Nießen deutlich. In der Waldorfschule in Konstanz bauen seit sieben Jahren in den Sommerferien die Eltern für jeden hinzukommenden Jahrgang ein Klassenzimmer in einem alten Industriegebäude.