Radolfzell – Da steht ein kleinerer Mann mit seiner Gitarre in der Hand und einem breiten Lächeln auf den Lippen. Sein Kopf ist abgesehen von ein paar grauen Haaren kahl. Gekleidet ist er ganz in schwarz. Simon Weiland ist nicht nur seit 20 Jahren Lehrer für Deutsch als Fremdsprache am Carl Duisburg Center (CDC). Er ist auch Künstler. Musik-Theater nennt er das, was er seit vielen Jahren macht.
Vom Künstler und seiner Philosophie
Im Fokus steht die Sprache und ihre Vielfalt. Sprache böte viele Interpretationsmöglichkeiten, besonders deutlich würde das in Wortspielen, weil man diese verschiedentlich zum Ausdruck bringen könne. "Ich kann die Vielfalt der Sprache mit meiner Mimik und meiner Gestik unterstützen", sagt er. Auf Schnickschnack verzichtet er während seiner Auftritte. "Wenn ich auftrete, gibt es nur mich und meine Gitarre, das ist Teil meines Konzepts: alles ist auf das Wesentliche konzentriert." Auch auf ein Bühnenbild verzichtet er. Weiland schaufelt sich an dem Ort, an dem er spielt, Raum für sich frei und nutzt nichts außer der Sprache und der Musik. Teil seines Konzeptes ist, dass der Eintritt kostenlos ist. "Damit entfällt eine Hürde. So trauen sich die Leute eher zu einem meiner Auftritte."
"Schon in meiner Studienzeit habe ich mich künstlerisch betätigt, aber eigentlich geht das schon auf meine Jugend zurück", erinnert er sich. Auftritte hatte er in kleinen Theatern, in Buchhandlungen, Kirchen und Museen. Am liebsten sind ihm jedoch Auftritte in kleinem Rahmen, bei denen er einen Blick in das Publikum werfen kann.
Wie Weiland Brotberuf und Künstlertum vereint
Sein Künstlerdasein ist für Weiland eine Art Hobby, davon leben möchte er nicht. Das liegt nicht nur daran, dass es schwer ist, sich damit sein Brot zu verdienen, sondern auch an der künstlerischen Freiheit: "Wenn ich nicht von meinem Musik-Theater leben muss, stehe ich nicht unter dem Druck, gefallen zu müssen, ich kann das machen, was ich für künstlerisch wichtig halte", erläutert er. Unterstützt wird er von seiner Lebensgefährtin. Diese begleitet ihn nicht nur, sondern sie hilft ihm auch sich stets zu verbessern.
Geboren und aufgewachsen ist der 54-jährige in München. Nach seiner Ausbildung zum Atemtherapeuten zog es ihn weg von seiner Heimat. "Ich habe mir verschiedene Städte angeschaut, Konstanz gefiel mir am Besten." Besonders schätzt er den weiten Horizont hinter dem See.
Worum es in dem Stück geht
Am Samstag tritt Weiland erstmals an seiner Arbeitsstätte, dem CDC in Radolfzell auf. "Die Blumen des Bösen?" nennt sich das Stück. Dabei handelt es sich um eine freie Interpretation des Rotkäppchen-Märchens. Das Stück gibt es schon seit rund 20 Jahren, doch immer wieder werden Teile verändert. Am Samstag, verspricht Weiland, werde es etwas zu sehen geben, was noch kein Publikum je zu sehen bekam. Weiland beschäftigt sich schon sehr lange mit Märchen. "Ich glaube, dass es sich um lebensnahe Geschichten handelt, denn auch wenn viel Schlimmes passiert, wird am Ende wieder alles gut. Das ist auf das Leben übertragbar."
Wen der Künstler im Publikum erwarten kann
Normalerweise trennt er seinen Beruf als Lehrer und seine Auftritte als Künstler voneinander. Diesmal möchte er beides verbinden: "Da ich nichts brauche als mich und meine Gitarre, kann ich überall auftreten. Da kam mir die Idee, das Klassenzimmer in ein Theater zu verwandeln." Auch seine Schüler, die normalerweise nichts vom Künstler Simon Weiland mitbekommen, wissen von seinem Auftritt im CDC. Auf zahlreiches Erscheinen dieser hofft er nicht. "Da ich diejenigen unterrichte, die im Deutschen bei Null anfangen, können die mit dem Theater nicht sehr viel anfangen. Aber ich habe es auch schon erlebt, dass Schüler zu einem Auftritt kamen und sich an der Musik erfreut haben", erzählt Weiland.
Auftritt und Bühne
- Veranstaltung: Simon Weiland führt am Samstag, 17. März, um 20 Uhr im CDC (Fürstebgergstraße 1) das Stück „Die Blumen des Bösen?“ auf.
- Carl-Duisberg-Centrum: Die Institution vermittelt Deutschkenntnisse an Ausländer und bietet zusätzlich Training in verschiedenen Sprachen an Deutsche an. Die Privatschule wird vor allem von Studierenden, Schülern und Geschäftsleuten genutzt. Seit mehreren Jahren gibt es am Standort Radolfzell English-Camps für deutsche Schüler.