Werner Messmer verabschiedet sich stürmisch von den rund 120 geladenen Trauergästen auf dem Waldfriedhof in Radolfzell. Windiges Wetter, das Werner Messmer sicherlich gerne gehabt hätte, so Pfarrer Michael Hauser beim anschließenden Wortgottesdienst im gut besetzten Radolfzeller Münster, in dessen Rahmen dem Ehrenbürger öffentlich gedacht wurde. Denn er habe den Wind gemocht: Dem Segler Werner Messmer habe er Sportwetter signalisiert, dem Unternehmer Auftrieb verliehen und dem Christen Werner Messmer sei er ein Zeichen des Heiligen Geistes gewesen.
Es ist ein vielschichtiges, teils ambivalentes Bild, das Michael Hauser während des Gottesdienstes von Werner Messmer zeichnet. Ein Bild, das, in behutsame Worte gekleidet, nicht allein die positiven Eigenschaften des Unternehmers und Mäzens zeigt. So hätten die Menschen in seinem Umfeld teilweise unter ihm zu leiden gehabt oder sich manchmal durch sein Verhalten verletzt gefühlt. Er sei sparsam gewesen, manchmal auch geizig. Auf der anderen Seite charakterisiert Michael Hauser Werner Messmer als freundlich, interessiert und teilweise liebevoll und lenkt den Blick auf den Mann, der der Stadt nicht nur finanziell viel gegeben habe. Dessen Engagement für die Vereine und die Gemeinschaft in Radolfzell der Münsterpfarrer als wichtigen Teil seines Vermächtnisses hervorhebt.

Es ist eine Trauerfeier, in der die Dankesworte jedoch nicht zu kurz kommen und in der jeder Redner die großen, vor allem finanziellen Verdienste Werner Messmers um seine Heimatstadt herausstreicht. Schließlich sei es Werner Messmers Geld gewesen, das dieser hätte auch allein für sich selbst ausgeben können, sagt Michael Hauser. Doch seine Heimatliebe habe ihn dazu veranlasst, Menschen, Institutionen und Vereine in der Stadt zu unterstützen. Durch Werner Messer werde die Stadt auch weiterhin eine andere sein, fügte Oberbürgermeister Martin Staab an. Er werde in seiner Heimat unvergessen bleiben. Und Karl Steidle, Vorsitzender der Werner und Erika Messmer-Stiftung, nennt das besagte Engagement in einer konkreten Zahl: Zwei Millionen Euro hätten die Ausschüttungen der Stiftung seit 1998 betragen: "Wir verneigen uns vor der Lebensleistung von Werner Messmer", so Karl Steidle.

Es ist eine Trauerfeier, in der jedoch nicht nur tiefer Abschiedsschmerz seinen Raum findet. Es ist ein gemeinsames Erinnern, bei dem auch geschmunzelt werden darf. Zum Beispiel als Martin Staab in seinem Nachruf Werner Messmers Vorliebe für Gutedel Wein zur Sprache bringt und damit bei vielen Trauergästen eine bekannt klingende Saite zu treffen scheint. Oder als Karl Steidle den Kaufmann Werner Messmer beschreibt: "Er war ein Mensch der Zahlen und am liebsten rechnete er in großen Zahlen." Als er Werner Messmer einmal einen geschäftlichen Gewinn vorgerechnet habe, habe dieser geantwortet: "Ja, dafür tadele ich dich auch nicht."
Nicht zuletzt ist es, sicher ganz im Sinne des Verstorbenen, ein Abschied mit viel Musik. Die Stadtkapelle Radolfzell spielt, unter anderem den Werner Messmer gewidmeten Marsch Vivenda. Zum Klang des Badnerliedes auf dem Friedhof scheint die Sonne.
Musikalischer Gruß vom Narrizella-Präsident
Bewegende Abschiedsworte an einen Freund richtet Narrizella-Präsident Martin Schäuble gestern im Münster an "de Werner", wie er Werner Messmer stets genannt habe. Seinem letzten Wunsch an den Freund "mach's gut" lässt er seinen ganz persönlichen Gruß folgen: Auf dem Horn spielt er die Melodie des Liedes, das, so Schäuble, Werner Messmer an seine Zeit als junger Mensch erinnert habe und das er sich bei musikalischen Zusammenkünften immer gewünscht habe: Lili Marleen. Dafür gibt es von den Trauergästen spontanen Applaus.